Ihr Herz schlägt für die Antike

TRIER-WEST. Der Traumjob als Heimspiel: Sabine Faust (48) ist die einzige "echte" Triererin im Archäologen-Team des Rheinischen Landesmuseums – und überzeugte Bewohnerin der Weststadt.

"Archäologin wollte ich schon immer werden. Und das elterliche Entsetzen war immer sehr groß, wenn ich mit diesem Wunsch ankam", erinnert sich Sabine Faust an die Generationskonflikte ihrer Kindheit und Jugend. Um sich das ersehnte Berufsziel zu erfüllen, schlug die begabte Schülerin Vater Otto, seines Zeichens Bauingenieur, und Mutter Hildegard einen "Handel" vor: "Ich mache ein Jahr früher Abitur und mit dem gewonnenen Jahr, was ich will." Gesagt, getan. Nach der Reifeprüfung 1975 am damaligen Treviris-Gymnasium (TGT) schrieb sich Sabine Faust zum Archäologie- und Geschichtsstudium an der Uni Trier ein und war zum nicht mehr ganz so großen Leidwesen der Eltern nach zwei Semestern immer noch Feuer und Flamme für den "exotischen Beruf". Der einzige Fehler sei es gewesen, während des Studiums nach München zu wechseln. Bereits ein Jahr später kehrte Sabine Faust "reumütig" wieder zurück in die Heimatstadt und zur "sehr viel persönlicheren Uni Trier. Dort war mein Professor Günther Grimm jederzeit ansprechbar. In München lief alles so schrecklich anonym ab." Als die Tochter Anfang 1986 ihren Dr. phil. in Klassischer Archäologie "baute", waren die Eltern endgültig stolz. Zu sehen bekamen sie ihre Sabine allerdings fortan seltener. Die reiste als Mitarbeiterin des Deutschen Archäologischen Instituts Rom durch die Weltgeschichte. Fest ans Landesmuseum holte der damalige Direktor Heinz Cüppers die Jung-Archäologin im Juli 1989, die zuvor die Tempelanlage auf dem Tawerner Metzenberg ausgegraben und damit ein Vorzeigeprojekt abgeliefert hatte. "Mit nicht nachlassender Begeisterung" fördert das "Arbeitstier" (Faust über Faust) seither antike Hinterlassenschaften aus dem geschichtsträchtigen Boden des Trierer Landes zutage.Wohnen in Trier-West bringt Lebensqualität

"Das ist nach wie vor mein Traumjob. Erst recht, weil ich in meinem geliebten Trier-West wohnen kann. Es ist für mich ein großes Stück Lebensqualität, morgens bei ‚meinem' Bäcker die Brötchen kaufen und ein Schwätzchen in gestreiftem Hochdeutsch halten zu können." Ihr aktuelles Grabungs-Projekt läuft auf der gegenüber liegenden Moselseite. Auf dem Mutterhaus-Gelände buddeln im Vorfeld eines Klinik-Neubaus die Archäologin und ihr Team im römischen Ur-Trier: "Eine sehr spannende Angelegenheit. Obwohl diese Gegend außerhalb des Gründungsrasters liegt, haben wir schon jede Menge Überreste von Fachwerkbauten aus dem 1. Jahrhundert gefunden." Auf dem Schreibtisch im Landesmuseum dominiert derweil das 4. Jahrhundert. Sabine Faust arbeitet an der Konzeption der Landesausstellung 2007 über Kaiser Konstantin den Großen mit, der zu Beginn seiner Regierungszeit (306 bis 337) in Trier residierte. Konstantin verursacht den Landesmuseums-Leuten jede Menge Zusatzarbeit: "Wir müssen für die Ausstellung unseren Altbau an der Weimarer Allee leer räumen und das natürlich mit dem Ehrgeiz, dass wir hinterher auch wissen, was wir wo hingestellt haben." Sabine Faust versprüht eine ansteckende Begeisterung für Trier und die Hinterlassenschaften von Kelten, Römern und Franken. Die hat längst auch ihren Lebensgefährten, den aus München stammenden Harold Linke (45), erfasst. Der Diplom-Ingenieur, "der ja eigentlich mehr auf Modelleisenbahnen als auf Antike steht, lässt sich im Urlaub gerne von mir durch Museen schleppen - ganz ohne Murren".

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