Ikonenpapst und Seelsorger feiert Wiegenfest

Trier · Glänzendes Gold, leuchtendes Rot, strahlendes Blau: Die Wände von Ekkart Sausers Wohnung zieren Bildnisse biblischer Szenen - in prächtigen Farben auf Holz gemalt. 34 Jahre lang war der Ikonenexperte Professor für Kirchengeschichte an der Theologischen Fakultät Trier. Der 79-Jährige unterrichtet noch immer und hält Messen.

 Sammelt Ikonen und Heiligenbilder: Ekkart Sauser. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Sammelt Ikonen und Heiligenbilder: Ekkart Sauser. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier. "Manchmal muss man sich verlieben ..." - Es war eine spätgotische Plastik des heiligen Ägidius, über die Ekkart Sauser im September 1996 in der Wochenendpost des Trierischen Volksfreunds schrieb. Es sei mehr oder weniger egal, in was man sich verliebe, sinniert der Kirchenhistoriker und Priester, Hauptsache, es ist des Verliebens wert. "20 Jahre lang, bis in die 1990er Jahre, habe ich kontinuierlich kurze Analysen für den TV verfasst. Dadurch kam ich in Kontakt zu vielen Menschen."
Verliebt hat sich der gebürtige Innsbrucker, der am Sonntag seinen 80. Geburtstag feiert, auch schon Jahre vorher: in Ikonen. Seit 1961 sammelt er die christlich-orthodoxen Kultus- und Heiligenbilder. Inzwischen hat es der Theologe zu einer beträchtlichen Sammlung gebracht. Mit ihnen gestaltet er immer wieder Ausstellungen wie etwa im Dommuseum. 300 bis 400 sind es, schätzt er - die wenigsten hängen in Trier. 30 sind seit 1986 Bestandteil einer Sammlung im Stift Kremsmünster in Oberösterreich. An Pfingsten eröffnet er im Stift Stams in Tirol eine Galerie mit 40 seiner Ikonen. Dann erhält er auch das Verdienstkreuz für "die Hinführung der Menschen zu den christlichen Kunstwerken des Landes".
Die jüngste Errungenschaft ist eine serbische Ikone aus dem 18. Jahrhundert. Sie zeigt Maria mit dem Jesuskind. "Manchmal finde ich etwas Erwerbenswertes wie diese." Was solch ein Werk kostet? "Eine Ikone kauft man nicht. Man befreit sie aus einer Umgebung, wo sie nicht geehrt wird." Diese hier sei aus Privatbesitz. Sie ist ein Glanzstück der Restaurierungskunst"; Ewa Sienkiewicz hat das Holzbild überarbeitet. "Die Kraft ihres Ausdrucks fasziniert mich an Ikonen", sagt der Sammler. "Man muss sie auf sich wirken lassen." Deshalb können seine Studenten sich die Originale bei ihm zu Hause ansehen. Dass Sauser - er war von 1967 bis 2001 Professor für Kirchengeschichte des Altertums, Christliche Archäologie und Patrologie an der Theologischen Fakultät Trier - noch immer unterrichtet, liegt daran, dass ihm de Kontakt zu jungen Leuten wichtig ist. Ich war der am längsten amtierende Ordinarius überhaupt."
Sauser predigt auch noch: "Seit 2002 betreibe ich Seelsorge in Pommern, Lütz, Kail und Karden", sagt er. "Ich fahre sonntags früh mit dem Zug hin und mittags zurück nach Trier." Obwohl er nun fast ein halbes Jahrhundert an der Mosel lebt, gesteht Sauser: "Ganz heimisch habe ich mich in Trier nie gefühlt. Das hat mit der Mentalität der Menschen und der Landschaft zu tun." Beides wäre anders als in Tirol. Sauser pflegt eine enge Bindung zur Heimat. Er spricht noch mit Tiroler Akzent und fährt oft hin. Auch um seine Sammlungen zu sehen. Seine Ikonen stammen aus Russland, Griechenland, Rumänien und Serbien. "Die älteste ist aus dem 16. Jahrhundert, die meisten aus dem 18. und 19. Jahrhundert." "Und ich habe ein Faible für ganz neue. Es werden ja auch heute noch Ikonen gemalt, besonders in Rumänien. "
Täglich kann man ihn in der Stadt antreffen - meist im Haus Franziskus. Jeden Montag, 15 Uhr, hält er dort eine Messe. "Das Forum existiert seit 27 Jahren; ich bin vom ersten Tag an dort ein- und ausgegangen."
Ekkart Sauser gibt am Montag nach der Messe um 15 Uhr im Haus Franziskus einen Empfang.

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