Illegalität im Kopf erleben

TRIER. Sie werden meist als "Illegale" bezeichnet: Flüchtlinge, die sich ohne Papiere in Europa aufhalten. Auf diese Problematik aufmerksam zu machen, war das Ziel einer interaktiven Wanderausstellung am Montag auf dem Viehmarkt, veranstaltet vom Flüchtlingsforum Trier.

 Im Inneren des LKW erleben die Schüler die Geschichte einer Flucht von Afrika nach Europa.Foto: Thorsten Klein

Im Inneren des LKW erleben die Schüler die Geschichte einer Flucht von Afrika nach Europa.Foto: Thorsten Klein

"Illegale Einwanderer" haben oft einen beschwerlichen Weg hinter sich. Auf einer Wanderausstellung zu der Problematik werden die Besucher in die Rolle eines solchen Flüchtlings versetzt. Sie erleben die gefährliche Flucht von Afrika nach Europa und das Leben ohne Papiere sowie die Ausbeutung als billige Arbeitskraft. Nach Ansicht von Markus Pflüger vom Flüchtlingsforum haben viele Menschen keine Vorstellung, was es bedeutet, Flüchtling zu sein."Die interaktive Ausstellung verdeutlicht, wie es Flüchtlingen geht, die illegal in Deutschland leben und zeigt verständliche Gründe für ihre Flucht aus den Heimatländern", so Pflüger. Durch die derzeitige Asylpolitik ständen Flüchtlinge oft vor der Wahl zwischen Abschiebung und dem Weg in die rechtlose Illegalität. Viele würden sich für das Leben ohne Papiere entscheiden.Gerade in Trier sei dieses Thema durch das Ausreisezentrum in der Dasbachstraße aktuell. "Durch solche Abschiebe-Einrichtungen werden die meisten dort eingewiesenen Menschen in die Illegalität getrieben. Dies ist ein gewollter Nebeneffekt der derzeitigen Asylpolitik", meint Pflüger. Für ihn steht fest, dass nur eine humanere Asylpolitik und Bleiberecht, statt Abschottung und Ausgrenzung, diese Problematik lösen können. "Wir müssen endlich die Fluchtursachen bekämpfen, nicht die Flüchtlinge", fügt er hinzu.Schul-Theorie in der Praxis erfahren

Beeindruckt vom 20-minütigen Rundgang waren auch die Schülerinnen und Schüler der Berufsfachschule für Hauswirtschaft und Ernährung. Im Rahmen des Sozialkundeunterrichts besuchten sie die Ausstellung auf dem Viehmarkt. Die Klasse hatte sich in der letzten Zeit im Unterricht mit dem Thema Menschenrechte beschäftigt. "Es ist eine günstige Gelegenheit, um das Thema zu vertiefen", meint Lehrerin Elvira Comacchio-Opp.Mit Hilfe eines "Walkmans" konnten sich die Schüler in die Welt des Flüchtlings Omar aus Marokko einfühlen. Sie durchliefen mehrere Stationen seiner Flucht, von der Ankunft am Strand bis zu rassistischen Übergriffen. "Ich bin total schockiert, unter welchen Umständen die Flüchtlinge leben müssen. So habe ich mir das nicht vorgestellt, die Idee und die Umsetzung ist Klasse", ist die Reaktion von Jessica Schilz nach dem Rundgang.Zufrieden mit der Resonanz waren auch die Veranstalter: Mehr als 120 Menschen besuchten die Ausstellung. Im Anschluss fand im Multikulturellen Zentrum in Trier noch eine Informationsveranstaltung statt unter dem Motto "Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen".Dabei wurde kritisiert, dass Flüchtlinge nach wirtschaftlicher Verwertungslogik abgeschoben werden. Organisiert wurde die Abendveranstaltung von der Jenny-Marx-Gesellschaft für politische Bildung sowie vom Infoladen Trier.

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