Im Kampf gegen den Zahn der Zeit

TRIER. Tupfer und Mikroskop braucht Ute Dietzen-Seitz bei ihrer Arbeit. Mit großem Respekt und Fingerspitzengefühl bewahrt die Restauratorin aus Trier Gemälde und Skulpturen vor dem Verfall.

Vorsichtig berührt Ute Dietzen-Seitz mit einem Tupfer das Gemälde auf der Staffelei. Durch diese konzentrierte Arbeit kann sie den Schmutz auf der Oberfläche des Bildes vorsichtig abtragen. "Unsere Geräte haben viel mit dem Werkzeug von Zahnärzten gemeinsam", erklärt sie schmunzelnd. Skalpell, Tupfer und Mikroskop bilden das Handwerkszeug der Restauratorin. Alten oder beschädigten Gemälden und Skulpturen verleiht die gebürtige Triererin durch gekonnte Handgriffe neuen Glanz. Ihre Arbeit als Restauratorin ist für Ute Dietzen-Seitz ihr persönlicher Traumberuf. Als Kind besuchte sie mit ihren Eltern oft Museen und Kirchen. Schon früh entdeckte sie auf diese Weise ihre Liebe zur Kunst. Nach ihrer Ausbildung in Köln, Düsseldorf, Zürich, Münster, Bonn und Würzburg zog es sie 1972 zurück in ihre Heimatstadt Trier. In einem eigenen Atelier arbeitete die Mutter von Zwillingen jahrelang freiberuflich als Restauratorin für die Denkmalpflege und verschiedene Museen. Seit fast zehn Jahren arbeitet sie als Restauratorin im Saarland-Museum. Bevor Ute Dietzen-Seitz mit der Restauration eines Kunstwerks beginnt, schaut sie sich den "Patienten" ganz genau an. "Das erinnert manchmal an Detektivarbeit", schmunzelt die Restauratorin. Vorsichtig und mit weißen Baumwollhandschuhen sieht sie unter dem Mikroskop nach, welche Maßnahmen bei dem Werk von Nöten sind. "Oft ist weniger mehr. Ich versuche immer zurückhaltend zu restaurieren", erklärt sie. Jedes Gemälde und jede Skulptur braucht eine individuelle Behandlung. Mit Fotografien und genauen Beschreibungen hält die Restauratorin den Zustand des Werkes fest. Erst dann greift sie zum Werkzeug. "Man sollte einen großen Respekt vor den Kunstwerken haben", berichtet die 58-Jährige. Das Ergebnis der Behandlung soll dem Original-Zustand des Bildes so nah wie möglich kommen. Jeder kleinste Handgriff wird dokumentiert. Bis die Restauration eines Kunstwerks abgeschlossen ist, können Wochen und Monate vergehen. Ausdauer und Geduld sind deshalb wichtige Tugenden, die ein Restaurator bei seiner Arbeit braucht. Für Ute Dietzen-Seitz ist es aber eine sehr befriedigende Arbeit. "Das Vorher-Nachher-Ergebnis fasziniert mich", sagt sie. Der Zahn der Zeit nagt auch an alten Kunstwerken. Alter und schädliche Stoffe in der Luft hinterlassen auf den Bildern Spuren und können sie beschädigen. Die Meisterwerke für die Nachwelt zu erhalten, ist deshalb ein wichtiger Bestandteil der Arbeit von Restauratoren. Bei ihrer Arbeit im Museum muss die 58-Jährige häufig Kunstwerke konservieren. "Das Konservieren ist heute teilweise wichtiger geworden als das Restaurieren", erklärt sie. Wie eine Restauratorin bei ihrer Arbeit vorgeht, zeigt Ute Dietzen-Seitz in der Fernsehsendung "Echt antik?!" im Südwest-Rundfunk. Als Expertin für Kunstschätze steht sie Rede und Antwort rund um das Thema Restauration. Vor der Kamera führt sie eine Oberflächenreinigung eines Gemäldes vor. Wer der Restauratorin bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen möchte, sollte am 10. Dezember um 18.15 Uhr den SWR einschalten.

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