"Im Schwarzbuch? Ich werd' verrückt!"

Das beschauliche Olewig ist sicherlich immer eine Erwähnung wert. Ein tolles Weinfest, eine malerische Lage und eine kleine Privat-Brauerei. Doch das alles taucht nicht im Schwarzbuch vom Bund der Steuerzahler auf. Wohl aber eine Radbügel-Baumaßnahme, die im Frühjahr den Weinort bewegte.

 Statt an Bügeln werden an der Olewiger Straße die Fahrräder nun wieder an Bäume gekettet. Die Poller eignen sich dazu nicht. TV-Foto: Archiv/Manuel Kölker

Statt an Bügeln werden an der Olewiger Straße die Fahrräder nun wieder an Bäume gekettet. Die Poller eignen sich dazu nicht. TV-Foto: Archiv/Manuel Kölker

Trier-Olewig. "Ich werd' verrückt. Olewig im Schwarzbuch?" Hans Jötten kann es noch gar nicht fassen. Den SPD-Politiker, der im Ortsbeirat Olewig sitzt, wundert es dann aber gar nicht, dass die Radbügel-Baumaßnahme im Schwarzbuch vom Bund der Steuerzahler erscheint. "Schließlich wurden damals 2000 Euro in den Sand gesetzt."

Was war passiert? Direkt vor dem Blesius Garten an der Olewiger Straße waren im Oktober 2007 einige Radbügel montiert worden, an denen Radler ihre Drahtesel anketten konnten. Tiefbau- und Stadtplanungsamt hatten, wie das Presseamt berichtete, einen Bedarf gesehen und die Bügel ohne Absprache mit dem Ortsbeirat installiert: "Durch die Bügel sollte es eine Möglichkeit geben, Räder ordentlich abzustellen und anzuschließen." Bekanntlich führt durch Olewig eine überregionale Radroute. "Ein überfälliger Entschluss, denn die Olewiger Straße ist als Fahrradroute in der Fahrrad-Karte von Trier angegeben", sagte ein Radler.

Doch die Bügel waren schneller wieder weg, als die Radfahr-Saison überhaupt beginnen konnte. Am 19. Februar rückte ein Bautrupp an, montierte die Bügel ab und ersetzte sie mit Stahlpfosten. Während sich Tiefbau- und Stadtplanungsamt im Glauben wähnten, Olewig etwas Gutes getan zu haben, sah das die Spitze des Ortsbeirates anders. "Die Dinger passten nicht in die Optik, haben gestört und waren in keiner Planung", sagte damals wie heute Peter Terges für die gestern nicht zu erreichende Ortsvorsteherin Hannelore Komes (CDU). Wenig später waren die Bügel weg, weil der Ortsbeirat beklage, dass die Bügel nicht in die Gestaltung der Straße passen würden, so das Presseamt.

"Über das Thema wurde nicht mehr gesprochen."



Andere Fraktionen im Ortsbeirat, den die CDU mit sechs von elf Stimmen dominiert, waren allerdings gar nicht miteingebunden. "Normalerweise bin ich immer dabei, wenn es um bauliche Angelegenheiten geht, da aber nicht", sagt Paul Becker von der FDP. Vielleicht nicht ohne Grund. "Ich frage schon immer sehr skeptisch nach, denn die machen eh immer, was sie wollen."

Doch auch der Artikel im TV vom 8. März brachte keine Änderung. Jötten: "Über das Thema wurde nicht mehr gesprochen und wie selbstverständlich darüber hinweggegangen." Dabei hatte das Presseamt im Frühjahr noch von geplanten Gesprächen gesprochen. Dazu ist es bislang aber nicht gekommen. Terges weiß, warum: "Wir warten jetzt erst einmal den Straßenausbau ab und sehen dann weiter." Dass es der Vorfall bis in das Schwarzbuch "geschafft" hat, versteht er nicht: "Natürlich war es traurig, dass so viel Geld verschwendet wurde, aber die Bügel sind damals eben einfach so gebaut worden. Das kann ja auch nicht sein."

Eine Stellungnahme von der Stadt war gestern nicht zu erhalten.

Meinung

Weder Ruhm noch Ehre!

Ein klassischer Fall von mangelnder Kommunikation", heißt es im Schwarzbuch zu dem Vorfall - dem kann man sich nur anschließen. Denn wären, wie es Demokratie vorsieht, alle Parteien bei diesem Prozess eingebunden gewesen, so hätte Olewig sicher auf die Erwähnung im Schwarzbuch verzichten können. Auch wenn sich die Summe von 2000 Euro im Vergleich zu anderen Maßnahmen gering anhört, mit Ruhm und Ehre hat das wenig zu tun. m.koelker@volksfreund.de

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