Im Teufelskreis der Gewalt

Frauen werden vor allem im häuslichen Umfeld Opfer von Misshandlungen. Dabei wird das Ausmaß der Vergewaltigungen und sexuellen Nötigung unterschätzt. Bettina Mann vom Frauennotruf Trier versucht, diesen Frauen zu helfen.

Trier. (sys) Beim Frauennotruf Trier stellt sich deutlich dar, dass Vergewaltigung und sexualisierte Gewalt in engen sozialen Beziehungen ein viel schwerwiegenderes Problem ist als gemeinhin angenommen. Dass das Ausmaß der sexuellen Gewalt in der Partnerschaft unterschätzt wird, liegt auch darin begründet, dass viele Frauen darüber schweigen."Vergewaltigte Frauen haben bei uns keinen eindeutigen Opferstatus. Das soziale Umfeld schreibt ihnen immer eine Mitschuld zu", begründet Bettina Mann vom Frauennotruf die Zurückhaltung der Opfer. "Die Frauen schämen sich und haben Schuldgefühle." Sie scheuten sich davor, Hilfe zu suchen. Denn auf der einen Seite wollen sie zwar Schutz, auf der anderen Seite fürchten sie aber, dass ihr Umfeld sie angreift, wenn sie ihren Partner anzeigen.Nach einer repräsentativen Untersuchung zur Gewalt gegen Frauen in Deutschland sind 23 Prozent aller Frauen von Misshandlung durch ihren Partner betroffen. Sieben Prozent aller Frauen sind Opfer von sexualisierter Gewalt. Die Hälfte der betroffenen Frauen gab an, dass sie vom Partner oder Ex-Partner misshandelt, vergewaltigt oder sexuell genötigt wurden.Viele Frauen glaubten, dass sie ihrem Mann ein Recht verweigern, wenn sie Nein sagen, berichtet Bettina Mann. Oder sie lassen "es" über sich ergehen, um Streit oder Misshandlungen bis hin zur Vergewaltigung aus dem Weg zu gehen. Oftmals eskaliert die Situation, wenn die Frau sich nicht mehr fügt, so Bettina Mann. "Viele Frauen betrachten ihre Situation als ausweglos. Sie möchten nicht mehr mit ihrem gewalttätigen Partner zusammenleben und haben große Angst."Oftmals gibt es auch gemeinsame Kinder, was die Situation noch komplizierter macht. Bettina Manns erster Rat an Hilfesuchende lautet, es zu vermeiden, mit dem Mann alleine zu sein. Die Frau könnte mit den Kindern bei einer Freundin oder im Frauenhaus kurzfristig Schutz suchen.Längerfristig ermöglicht es das Gewaltschutzgesetz, dass der Frau die gemeinsame Wohnung zugesprochen wird. Doch nur acht Prozent der von sexualisierter Gewalt durch den Partner betroffenen Frauen schalten die Polizei ein. "Die Frauen wollen keine strafrechtliche Verfolgung", begründet Bettina Mann. Sie rät, in diesem Fall professionelle Hilfe bei Beratungsstellen wie dem Frauennotruf (0651/19740) zu suchen, bei denen die Betroffenen keine Anzeige erstatten müssen.EXTRA Tagung: Am Freitag, 11. April, laden die Stadt Trier und das Polizeipräsidium alle Interessierten zu einer Tagung über Gewalt in engen sozialen Beziehungen ein. Dort sollen Wege aus der Gewaltsituation aufgezeigt werden. Beteiligt sind auch die Interventionsstelle Trier, das Frauenhaus, Pro Familia, das Jugendamt und der Regionale Runde Tisch. Der TV unterstützt die Aktion. Tagungsort ist die Katholische Akademie in Trier. Der Eintritt ist frei, Anmeldung ist nicht erforderlich.

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