Im Visier: Der raue Alltag junger Menschen

TRIER. Klauen, kiffen, kloppen: Kriminalität unter Jugendlichen ist längst keine Ausnahme mehr. Die Polizei wird nicht nur in der Strafverfolgung tätig, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist. Auch präventiv haben die Gesetzeshüter einige Programme auf den Weg gebracht.

Die Statistik der Jugendkriminalität beim Polizeipräsidium Trier spricht eine deutliche Sprache. Seit dem Jahr 2002 ist die Zahl der Tatverdächtigen zwar insgesamt um etwa 1300 zurückgegangen, jedoch nahm sie bei den unter 21-Jährigen von 27,5 Prozent auf 28,9 Prozent im Jahr 2004 zu. Bei den im vergangenen Jahr verzeichneten Delikten von unter 14-Jährigen handelt es sich hauptsächlich um Diebstahl und Ladendiebstahl. Bei den 14- bis 17-Jährigen standen an zweiter Stelle Körperverletzungen (551 Fälle), an dritter Stelle Rauschgiftdelikte (266 Fälle). 18- bis 21-Jährige fallen vor allem durch Rauschgiftkriminalität auf (522), gefolgt von 404 Diebstahldelikten und 399 Körperverletzungen.Polizei setzt auf Netzwerk mit Eltern und Lehrern

Um diesen Tendenzen frühzeitig entgegen zu wirken, gibt es bei der Polizei Fachkommissariate für Prävention und Jugendbeauftragte, die gezielt in Schulen und Kindergärten aufklären. Außerdem gibt es neben der Aktion "Wer nichts tut, macht mit" Angebote wie Strategien gegen Bullying - also Mobbing an Schulen -, Schulische Prävention im Team (PIT) oder Jugenderlebnistage mit dem Programm EASI (Erlebnis, Aktion, Spaß und Information), die speziell auf Jugendliche zugeschnitten sind. Auch das Thema sexuelle Gewalt wird durch eigene Diskussionen, Vorträge, Puppenspiele und Gespräche aufgearbeitet und auf Zielgruppen wie Eltern, Lehrer, Erzieher, Kinder oder Mädchen und junge Frauen zugeschnitten. Die Polizei Trier verstehe sich im Kampf gegen Jugendkriminalität als Partner des Kriminalpräventiven Rats und der Kollegen im gesamten Land, erklärt Polizeipräsident Manfred Bitter. Zuständig in der Region sind die Jugendbeauftragten der Polizei: für die Stadt Trier Uwe Konz, bei der Polizeidirektion Wittlich Hubert Lenz sowie im Fachkommissariat Prävention bei Sexualdelikten Christa Lentes. "Es gibt viele Einzelaktivitäten mit einem gemeinsamen Kern. Aber wir als Polizei können die Probleme nicht alleine regeln. Durch die Mitarbeit in anderen Arbeitskreisen können wir Brücken schlagen", so Bitter. Die steigenden Deliktzahlen bei den unter 21-Jährigen seien kein Beweis für das Versagen der laufenden Bemühungen. Denn steigende gesellschaftliche und wirtschaftliche Probleme spielten dabei eine große Rolle, so der Polizeipräsident. Umso wichtiger seien der Aufbau eines Netzwerkes und der Austausch mit anderen Vereinen und Institutionen. So bietet der Arbeitskreis Gewaltprävention, in dem sich auch Polizeihauptkommissar Konz beteiligt, zusätzliche Möglichkeiten der Aufklärung. Aufgabe ist es, in speziellen Projektwochen vor allem Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene, als Multiplikatoren für das Thema zu sensibilisieren. Weitere Mitglieder sind Vertreter freier und öffentlicher Träger von Einrichtungen für Kinder- und Jugendarbeit in der Stadt und im Landkreis Trier-Saarburg. Zum siebten Mal veranstalten die beteiligten Institutionen in Kooperation mit anderen Partnern in diesem Jahr die Projektwochen zur Gewaltprävention unter dem Titel "Gewalt hat viele Gesichter" vom 26. April bis zum 31. Mai. In fünf Wochen soll und kann zwar nicht behoben werden, was sonst im Argen liegt. Ziel ist es aber, die Öffentlichkeit verstärkt auf das Thema aufmerksam zu machen, mehr Jugendliche zu erreichen und die langfristige Zusammenarbeit mit Schulen zu fördern.Turniere und Theater gegen Gewalt

In 25 Veranstaltungen versuchen die AK-Mitglieder, verschiedene Aspekte von Gewalt und deren Verhinderung wie Mobbing, Streitschlichtung, Selbstbehauptung und das Verhalten in Konfliktsituationen zu thematisieren, niedrigschwellige Angebote zu schaffen wie Soccer- und Streetballturniere sowie zum ersten Mal ein Skate-Jam zu veranstalten. Theater- und Kinovorstellungen, eine Ausstellung und ein Filmprojekt sollen helfen, das Thema aus dem Blickwinkel anderer zu verstehen. Teilnehmen können Kinder im Hort- und Kindergartenalter, Schüler an Grund- und weiterführenden Schulen sowie Jugendliche aus den offenen Einrichtungen. "Man kann nicht früh genug damit anfangen, Kinder zu sensibilisieren", erklärt Anja Geishecker von der AG Frieden, im Arbeitskreis für die Gesamtkoordination zuständig. "Denn wenn man Gewaltprävention und Streitschlichtung von Kindesbeinen an übt, wird das zur Normalität im Alltag.” Das komplette Programm und weitere Informationen gibt es im Internet unter www.akgewaltpraevention-trier.de.

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