Image-Politur geglückt

TRIER. Weg vom "Image, einer Chaos-Truppe, die nicht viel auf die Reihe bekommt", will der Verein Kulturwerkstatt. Mit seinem erstmals veranstalteten Kunst- und Kulturmarkt in der Tuchfabrik bewies er organisatorisches und gestalterisches Potenzial.

Mitglied im Verein Kulturwerkstatt sein, das hat zwar den Hauch von kreativer Distanz vom Establishment, genießt aber nicht überall höchstes Ansehen. "Viele Leute trauen uns nicht zu, etwas zu organisieren, was Hand und Fuß hat", schildert Vize-Vorsitzende Betty Jüngling (43) das Image-Dilemma des Zusammenschlusses von rund 50 Künstlern unterschiedlicher Stilrichtungen. Das aber könnte sich bald in Wohlgefallen auflösen. Blueser sauer, Projektgruppe verschollen

Mit ihrer Kunst- und Kulturmarkt-Premiere schlugen die Vereinsaktivisten zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie haben einerseits einen würdigen Beitrag zum 20. Geburtstag des Kultur- und Kommunikationszentrums Tuchfabrik geleistet und zum anderen Imagepolitur betrieben. Das Fazit vorweg: Premiere gelungen, auch wenn noch nicht alles optimal lief. Als großer Pluspunkt erwies sich das Programm auf der Bühne im kleinen Tufa-Saal. Dort musizierten der ungarische Theater-Violinist Andras Magyar und Lokalmatador Klauspeter Bungert (Klavier) im Duo, dort verzückten Martin von Wulffesfeld (Bitburg) und Thomas Peters (Mainz) mit ihrem kabarettistischen Kabinettstück "Mackie Messer & Mister Süffelmann". Vereins-Oberhaupt Wolfgang Kreil (50), Betty Jüngling und der Marokkaner Mohammed Massad (37) trugen Lyrik und Prosa aus eigener Feder vor. Besonders gut kamen Kreils surrealistische "Aufhörismen und Wrackmente" an. Das mit Abstand kürzeste, unbetitelt übrigens, umfasst lediglich acht Wörter: "Schrei im Nebel und wirf den Schlüssel weg." Nicht ganz so viel Publikumsfrequenz wie erhofft herrschte im großen Saal, wo knapp zwei Dutzend bildende Künstler ihre Werke offerierten. "Da sind wir noch steigerungsfähig", zeigte sich Kreil zweckoptimistisch. Die zweite Auflage des Kunst- und Kulturmarktes jedenfalls ist beschlossene Sache: "Wir wollen eine Serie aus der Taufe heben." Einen klitzekleinen Hauch von Sponti-Chaos gab es doch noch: Ein Bluesmusiker zog verschnupft von dannen, als sich sich eine Verschiebung seines Auftritts um eine halbe Stunde abzeichnete. Und das angekündigte Gastspiel einer "Projektgruppe experimentelle Musik" fand gar nicht erst statt. Warum, dass wusste keiner so genau: "Wir haben nie wieder was von denen gehört."

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