Immer mehr Krisen in den Familien

Obwohl der Anteil der Kinder und Jugendlichen an der Trierer Bevölkerung sinkt, muss das Rathaus immer mehr Geld für erzieherische Hilfen ausgeben. Das geht aus dem Jugendhilfebericht 2007 hervor, den die stellvertretende Amtsleiterin Dorothee Wassermann im Jugendhilfeausschuss vorgestellt hat.

Trier. (red) Vor zehn Jahren betrug der Zuschussbedarf rund 4,6 Millionen Euro, im vergangenen Jahr waren es schon etwa 7,8 Millionen Euro. Nicht nur die Fallzahlen sind weiter gestiegen, sondern vor allem die Kosten im Einzelfall. Die Probleme vieler Kinder, Jugendlicher und Familien seien mittlerweile so gravierend, dass kostengünstigere ambulante Hilfen nicht mehr ausreichten, heißt es im Jugendhilfebericht.

Die städtischen Zuschüsse für eine stationäre Heimerziehung und betreutes Wohnen lagen erstmals über fünf Millionen Euro. Bis 2003 hat das Jugendamt die Zahl der stationären Unterbringungen kontinuierlich gesenkt. Seitdem stieg die Zahl der im Heim lebenden Kinder und Jugendlichen. Eine Heimerziehung ist vor allem nötig, wenn Eltern ihre Betreuungsaufgaben nicht mehr wahrnehmen können oder Kinder und Jugendliche geschützt werden müssen.

Oft geht mit diesen "Fremd unterbringungen" ein Entzug des Sorgerechts durch das Familiengericht einher: Deren Zahl hat sich in den vergangenen fünf Jahren kontinuierlich erhöht. Eine besondere Steigerung war 2006 und 2007 zu verzeichnen. Die Krisenanfälligkeit vieler Familien belegt auch der deutlich gestiegene Zuschussbedarf der sozialpädagogischen Familienhilfe: Der städtische Beitrag stieg um fast 15,7 Prozent auf über 866 000 Euro. 1999 lag diese Summe gerade mal bei knapp 181 600 Euro. In der Jugendgerichtshilfe wird seit drei Jahren ein Rückgang der Anklageschriften verzeichnet. Der Schwerpunkt der Straftaten liegt nach wie vor bei Eigentumsdelikten, gefolgt von Körperverletzungen. Um schneller und effektiver auf diese Probleme reagieren zu können, wird in Trier, wie bereits in Ludwigshafen, ein "Haus des Jugendrechts" entstehen (ausführlicher Bericht folgt). Dort sind mit der Staatsanwaltschaft, dem Jugendgericht, der Polizei, dem Jugendamt der Stadt und des Landkreises sowie der Arbeitsgemeinschaft Starthilfe alle wichtigen Einrichtungen unter einem Dach. Als Standort wurde eines der früheren Kasernengebäude in der Gneisenaustraße in Trier-West ausgesucht.

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