Immer noch dicke Luft in Pfalzel: Recyclingfirma Eu-Rec scheitert vor Verwaltungsgericht - Bewohner klagen noch immer über Gestank

Trier · Eskalation in Pfalzel: Die von der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord geschlossene Recyclingfirma Eu-Rec hat vor dem Verwaltungsgericht gegen die Betriebsstilllegung geklagt, aber verloren. Ortsvorsteherin Margret Pfeiffer-Erdel gibt unterdessen Alarm: Der schlimme Geruch sei wiedergekommen.


Der Konflikt zwischen der Eu-Rec GmbH im Trierer Hafen und vielen Anwohnern im direkt daneben liegenden Stadtteil Pfalzel eskaliert weiter, obwohl die Maschinen der Firma seit dem 11. August stillstehen. Die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord hatte den Betrieb vorläufig dichtgemacht, weil sich die Eu-Rec nicht an die Auflagen der Landesbehörde gehalten und die Tore der Produktionshalle offen gelassen habe, so dass der üble Geruch entweichen konnte (der TV berichtete am 11. August). Die Menschen in Pfalzel und auch die SGD Nord machen die Recyclingfirma generell für den unerträglichen Geruch (siehe Extra) verantwortlich, der die Lebensqualität im Stadtteil seit Monaten drastisch sinken lässt.

Vor Gericht: Die Eu-Rec GmbH hat vor dem Verwaltungsgericht gegen die Betriebsstilllegung geklagt, musste jedoch eine Niederlage hinnehmen. Zur Begründung verwiesen die Richter auf die "vom Betrieb der Anlage ausgehenden erheblichen Geruchsbelästigungen".
Der Amtsarzt habe diese Belästigung in einer Mitteilung vom Juni bestätigt und ausgeführt, dass der Geruch "eine gesundheitliche Schädigung der Bürger" sei. Die vorläufige Betriebsuntersagung sei deshalb nicht unverhältnismäßig. Die Pläne und Konzepte der Firma zur Nachbesserung ihrer Anlage seien noch nicht reif für eine unproblematische Genehmigung.
Die Eu-Rec GmbH will das nicht hinnehmen. "Wir haben bereits Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht Koblenz eingelegt", sagt Jochen Kerkmann, der Anwalt des Unternehmens.

Die Ortsvorsteherin: Margret Pfeiffer-Erdel steht seit Monaten an der Spitze der Bewegung, die gegen den furchtbaren Geruch kämpft. "Es ging oft bis an die Grenzen meiner Kraft", sagt sie. "Aber selbstverständlich mache ich weiter. Niemand, der es nicht selbst erlebt hat, kann sich vorstellen, was sich hier in Pfalzel abgespielt hat." Übelkeit und Schwindel, verschlossene Fenster im Hochsommer, abgesagte Verwandtenbesuche: All das wurde zum Alltag. Nach der Betriebsstilllegung kehrte kurz Ruhe ein - bis zum 28. August. Da kam der Geruch wieder.
"Es war ein Intervall von etwa 90 Minuten", sagt Pfalzels Ortsvorsteherin dem TV. "Es war genau dieser scheußliche Geruch." Pfeiffer-Erdel setzte sich auf ihr Rad und fuhr zum Betriebsgelände der Eu-Rec. "Dort habe ich gesehen, dass Arbeiten liefen und die Tore offenstanden." Das meldete sie dann auch der SGD Nord.

Die Eu-Rec GmbH: Der Rechtsanwalt Jochen Kerkmann bestreitet vehement, dass die Recyclingfirma gegen die Auflagen der Landesbehörde verstößt und insgeheim weiterarbeitet. "Das ist eine Unterstellung", sagt er. "Die Maschinen stehen still."
Das Unternehmen legt ein Stromlastenprotokoll vor. Dieses zeigt, dass der Stromverbrauch der Recyclingfirma am 11. August, dem Tag der Betriebsstilllegung, von täglich 800 bis 1100 Kilowatt drastisch auf 20 bis 40 Kilowatt abstürzt. In diesem Bereich liegt er auch am 28. August, als der Geruch laut Pfalzels Ortsvorsteherin wiederkam.
Der Anwalt der Eu-Rec GmbH nimmt dazu Stellung. "Ich habe den Eindruck, dass jeder unangenehme Geruch, auch ein vorbeifahrender Gülletransport, sofort mit der Eu-Rec in Verbindung gebracht wird", sagt Jochen Kerkmann. Auch wenn die Sorgen der Menschen in Pfalzel berechtigt seien, "schießen einige klar über das Ziel hinaus". Der Anwalt betont: "Wir geben zu bedenken, dass wir überlegen, eine Strafanzeige wegen Verleumdung oder übler Nachrede zu stellen und zivilrechtlich mit einer Unterlassungserklärung vorzugehen."

Der Geschäftsführer: "Die Entscheidung über eine Verleumdungsklage ist noch nicht gefallen", sagt Willi Streit, der Chef der Eu-Rec GmbH. "Das Stromprotokoll zeigt, dass wir nicht produzieren. Aber das hält einige offenbar nicht davon ab, uns weiterhin Vorwürfe zu machen."

Der Geruch: Die Eu-Rec GmbH bereitet benutzte Plastikfolien auf, zum Beispiel die Gelben Säcke des Sortiersystems Grüner Punkt. Bevor die Folien zu einem Granulat-Brennstoff verpresst werden, müssen sie von organischen Resten, die an ihnen kleben - Papieretiketten, Essensreste - gereinigt werden. Dafür werden die Folien erwärmt und gewaschen. Dabei entsteht der üble Geruch.
Die Firma reagierte, verbesserte laut eigener Aussage Produktionsabläufe und ließ alte Müllhalden abtragen. Zum 1. Juni wurde eine sogenannte Geruchsvernichtungsanlage in Betrieb genommen.
Doch der Geruch kam wieder. Im Juni stellten neun Anwohner in Pfalzel nach einem besonders schlimmen Wochenende Strafanzeigen wegen Geruchsbelästigung und Körperverletzung. Das Gesundheitsamt analysierte die Lage mit Kohlefiltern und fand zwar keine gesundheitsgefährdenden Substanzen, bestätigte aber, dass der Geruch bei sensiblen Menschen Übelkeit und Stress auslösen könne.
Erst wenn die Prüfung einer neuen Filteranlage abgeschlossen ist und die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord den Betrieb der Anlage genehmigt hat, kann die Firma mit ihren 24 Mitarbeitern die Produktion wiederaufnehmen. Noch ist unklar, wann es soweit sein wird.

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