Immer weniger Service für immer mehr Leute

FEYEN-WEISMARK. Die Konversion macht's möglich: Feyen-Weismark zählt zu Triers wachsenden Stadtteilen. Doch die Infrastruktur hält mit dem Bevölkerungszuwachs nicht mit.

Feyen-Weismark? Das sehen die Einheimischen etwas differenzierter. Sie mögen sich mit der seltsamen Doppelstadtteil-Konstruktion nicht so recht anfreunden und sind entweder Feyener oder Weismarker. Nicht, dass sich beide Lager nicht grün wären. Im Gegenteil. Aber beide haben ihr eigenes Selbstverständnis und gesundes Selbstbewusstsein. Die Ortsbezirks-"Grenze" entspricht in etwa dem Straßenverlauf von Pfahlweiher und Sandbach. Nördlich davon (Richtung Innenstadt) liegt Weismark, auf der anderen Seite Feyen.Neubürger in Franzosen-Häusern

Als Trier sich 1912 den uralten Vorort Feyen einverleibte, gab es die Weismark noch gar nicht. Erst 1932 begann eine Siedlergemeinschaft von Erwerbslosen auf der Höhe ihre, wie es damals hieß, "Stadtrandsiedlung bei Feyen" Am Bildstock, Im Reutersfeld und Am Irscher Hof zu bauen - die Keimzelle der Weismark. Ortsvorsteher Michael Jacoby (54) stammt aus einem der ersten Häuser der Siedlung und schwärmt vom Zusammenhalt der Menschen im einstigen "Arme-Leute-Viertel": "Der Siedlergeist mit seiner ausgeprägten Hilfsbereitschaft lebt weiter." Als ein besonderer Ausdruck des Zusammengehörigkeitsgefühls ging die Gründung der Spielvereinigung 58 Weismark in die Stadtteilgeschichte ein. Der Fußballclub, dem Jacoby als zehnjähriger Pimpf gleich beitrat, zählte in Glanzzeiten 200 Mitglieder. Heute besteht er nur noch auf dem Papier.Ebenfalls Geschichte ist die Franzosen-Ära, die den Stadtteil dennoch nachhaltig prägt. Auf Weismarker Gebiet befand sich Triers größte Franzosen-Wohnsiedlung mit fast 600 Familien, in Feyen der gewaltige Kasernenkomplex Castelnau."Sie kamen als Besatzer und haben uns das anfangs sehr spüren lassen. Aber sie gingen als Freunde", beschreibt Ortsvorsteher Jacoby das Verhältnis zu den Franzosen. Hinterlassen haben sie ein riesiges Entwicklungspotenzial. In den ehemaligen Franzosen-Häusern wohnen heute deutsche Familien, was Weismark ein Bevölkerungs-Plus von rund 400 Menschen seit 1995 beschwerte. Derzeit zählt die Weismark rund 2700 Einwohner mit Erstwohnsitz. Noch kräftiger zugelegt hat Feyen: Von rund 900 anno 1970 auf derzeit knapp 3000. Dieses Wachstum geht vor allem auf die ausgedehnten Neubaugebiete auf der Grafschaft zurück.Hohe Lebensqualität, gute Naherholungs- und Freizeit-Möglichkeiten (Mattheiser Weiher, Südbad), neue Mitbürger, vielleicht bald ein Handwerkerpark auf dem Kasernengelände, drei waschechte Stadttrierer Weinbaubetriebe in Feyen (Wahlen, Anton, Franzen-Grimbach) - das klingt doch alles nach geordneten bis idyllischen Verhältnissen. Dennoch hat das Leben in Feyen-Weismark seine Haken und Ösen. Auf den Punkt gebracht: Für immer mehr Feyen-Weismarker gibt es immer weniger Infrastruktur. Die Post bläst zum Rückzug, ebenso die Stadtwerke, deren Busse die Weismark nur noch im Halbstunden-Takt(abends und sonntags nur alle 60 Minuten) ansteuern, - und nun auch die Kirche.Schon jetzt ist Feyen-Weismark für seine zu gut zwei Dritteln katholische Bevölkerung Diaspora: In St. Valerius, der einzigen Kirche weit und breit, wird nur noch die Vorabendmesse gehalten. Ab kommenden November gehört der Stadtteil offiziell mit zur Großpfarrei St. Matthias.Weiteres Problem: "Wir haben keine Räume für unsere Jugendlichen", bedauert CDU-Kommunalpolitiker Jacoby. Der gelernte Heimerzieher und in 60er und 70er Jahren ehrenamtliche Jugendbetreuer weiß, wovon er spricht: "Früher hatten es junge Leute besser in Feyen-Weismark. Es gab ein Jugendheim, zeitweilig gehörte auch das Haus Kobenbach der Pfarrei. Und wir hatten den engagierten Pastor Josef Knieps, der viel für die Jugend getan hat."Am Montag in unserer Stadtteil-Serie: Einkaufen - in Feyen-Weismark eine schwierige Angelegenheit.

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