Impulse für Lehrer

Trier. (red) Innovative Aspekte rund um das Thema "Qualität in der Lehrerausbildung" – damit haben sich rund 90 Fachleute, die mit der Ausbildung von Lehrern betraut sind, während einer Tagung auseinander gesetzt. Ein inhaltlicher Schwerpunkt war das Thema Praktika.

Bei der Veranstaltung unter dem Motto "Impulse für die Praktika" beschäftigten sich Lehrerausbildner mit der inhaltlichen Neugestaltung von Praktika im Zuge der aktuellen Reform der Lehrerausbildung. Sie waren einer Einladung der Pädagogischen Kontaktstelle Trier und des Zentrums für Lehrerbildung der Uni Trier gefolgt.Die Praxis wird immer wichtiger

Da innerhalb der Umstrukturierung von Lehramtsstudiengängen zu Bachelor- und Masterstudiengängen zukünftig der Praxisanteil eine größere Bedeutung haben soll, fanden die wissenschaftlichen Vorträge zu anwendungsbezogenen Themen wie "Service-Learning" und "Fachpraktikum" großen Anklang bei den Gästen. Anne Sliwka ist als Professorin für Bildungswissenschaften an der Universität Trier mit der Lehrerausbildung konfrontiert. Sie erläuterte das in der Lehrerausbildung gängige Konzept des "Service-Learnings": Eine Schule benennt ein konkretes Problem, und die Studierenden erarbeiten eine Problemlösung, die unmittelbar zur Schulentwicklung beiträgt. Die Nutzbarmachung von Wissen trägt laut Sliwka nicht nur zu Erfolgserlebnissen auf Seiten der Studierenden bei, sondern auch dazu, dass der Idealismus angehender Lehrer nicht im Elfenbeinturm der Universität verweilt. Anne Rauen, Fachleiterin am Trierer Studienseminar für Grund- und Hauptschulen in Trier, war von dem Konzept begeistert: "Damit kann man auch neue Ideen in Betriebe bringen und Hauptschülern eine bessere Chance auf einen Ausbildungsplatz bieten", berichtet die Lehrerin an der Hauptschule in Emmelshausen aus eigener Erfahrung. Die rund 90 Tagungs-Teilnehmer erörterten das Thema Praktika in Arbeitsgruppen (AG). In der AG "Service-Learning" erklärte Anne Sliwka, dass die Methode ursprünglich im Schulbereich entwickelt wurde und unter dem Motto "Schüler für Schüler" entstanden sei. Wenn es darum ging, frischen Wind in die Schulen zu bringen, fehlte es nicht an Ideen: Wie kann soziales Kapital Armut und soziale Ungleichheit kompensieren? Wie kann man außerschulische musikalische Projekte fördern, kommunale Jugendarbeit mitgestalten oder aktiv Gewaltprävention fördern? "Praxis kann gar nicht früh genug erworben werden", sagte einer der Tagungsteilnehmer, "denn wir reden über Gewalt, und da draußen passiert sie." Die Hermann Staudinger Realschule in Konz arbeitet schon länger mit dem städtischen Haus der Jugend zusammen. Selbst unmotivierte Schüler können durch außerschulische Projekte sinnvolle Aufgaben entdecken, die wiederum die Bereitschaft zum Lernen fördern. Sigrid Kern, Leiterin des Studienseminars für Grund- und Hauptschulen in Simmern, sah einen weiteren Vorteil der Tagung: "Wir geben den Lehrern eine Hilfestellung." Durch reale Herausforderungen können Studenten sich die Seminare selbst aussuchen und dadurch Arbeitsfeldern begegnen, die sie wirklich interessieren. Dadurch können die Schulen verstärkt von Studierenden und Referendaren profitieren. Diese wiederum können sich konstruktiv in den "Betrieb Schule" einbringen, sich selbst verwirklichen und die Ideen der Schulen aufgreifen und weiterentwickeln. Vor allem innerhalb der bürokratischen Strukturen im Schulsystem seien Risikobereitschaft im positiven Sinne und innovative Ideen gefragt, die in der Wirtschaft an der Tagesordnung sind: "Dazu brauchen wir Menschen, die ohne Netz und doppelten Boden etwas Neues anfangen", erläuterte Professorin Anne Sliwka. Es gebe keine inhaltlichen oder thematischen Grenzen. Alles, was planbar und machbar ist, könne auch umgesetzt werden, sei es, Blinden die Zeitung vorzulesen oder in den Bereichen Kunst und Medizin zusammen zu arbeiten.Am Willen fehlt es nicht

Wolfgang Schwarz, Leiter des Studienseminars für Realschulen Trier, bezeichnete die AGen abschließend als "Sternstunden innerhalb unserer Geschichte. Sie haben wichtige Impulse für die weitere Arbeit der Studienseminare, Schulen und der Universität Trier geliefert". Die vorgestellten Konzepte könnten dazu beitragen, die Lehrerausbildung qualitativ zu verbessern. Am mangelnden Kooperations-Willen der an der Lehrerbildung beteiligten Institutionen fehle es sicherlich nicht, sagte Schwarz. Die Koordination der neuen praxisbezogeneren Lehramts-Studiengänge auf der Basis eines Bachelor-Master-Modells kommt seit Februar 2005 dem Zentrum für Lehrerbildung an der Uni Trier zu, das die Tagung zusammen mit der Pädagogischen Kontaktstelle Trier organisiert hat. Es bildet die Schnittstelle zwischen Schulen, Studienseminaren und Universität und hilft angehenden Lehrern und Abiturienten bei der Orientierung rund um Fragen zur Berufswahl Lehrer.

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