In 20 Sekunden vom Scheitel bis zur Sohle

TRIER. Als eines der ersten Häuser in Deutschland hat das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Trier einen 64-ZeilenComputertomographen eingeführt. Das Gerät ermöglicht mit gleichzeitiger Aufnahme von 64 Schichten in wenigen Sekunden und höchster Bildqualität schnelle und präzise Diagnosen, die unter Umständen Leben retten können.

"Ein phantastisches Handwerkszeug", nennt Professor Hans-Peter Busch, der ärztliche Leiter des Zentrums für Radiologie, Sonographie und Nuklearmedizin am Brüderkrankenhaus, den neuen, 1,1 Millionen Euro teuren 64-Zeilen-Computertomographen (CT), der es erlaubt, einen Patienten in nur 20 Sekunden von Kopf bis Fuß "durchzuscannen". "Die Daten werden mit einer Frequenz von 40 Bildern in der Sekunde erfasst, im gleichen Moment berechnet und in höchster Auflösung auf Monitoren in 2D- oder 3D-Darstellung zur Diagnose präsentiert", erklärt Busch das Besondere an diesem Gerät der Firma Philips, das das erste in Deutschland und bisheriger Höhepunkt einer rasanten technischen Entwicklung der letzten fünf Jahre sei. "Ein Herz kann zum Beispiel in acht bis zwölf Sekunden dargestellt werden, teilweise sogar in 4D-Bildern, die die Herzfunktion mit Pulsationseffekten abbilden", ergänzt Karl Eugen Hauptmann, Chefarzt der Abteilung Kardiologie. Das eröffne neue Anwendungsgebiete am schlagenden Herzen, zum Beispiel die Überprüfung der Offenheit coronarer Bypassgefäße. Doch nicht nur bei der Früherkennung und Verlaufskontrolle von Herzkrankheiten biete der 64-Zeiler neue und verbesserte Möglichkeiten, sondern auch in der Notfallversorgung. Mussten Unfallopfer mit Polytrauma früher zwischen CT und Operation noch geröntgt werden, so reiche heute eine einzige, sekundenschnelle Untersuchung, um sofort einen klaren Befund zu bekommen. "Bei Trauma-Patienten kommt es auf schnelle Entscheidungen an, denn Zeit bedeutet oft Leben", sagt Busch. Eine spezielle Software, die im Gerät integriert ist, unterstützt die Ärzte bei Beurteilung der Befunde: "Der Computer wertet die Untersuchung aus, sucht zum Beispiel automatisch nach runden Herden in der Lunge, vermisst ihre Größe, analysiert die Gewebeanteile und speichert die Daten für einen späteren Vergleich. Der Radiologe kann diese Informationen zu Ausschluss oder Beurteilung eines Lungentumors im Frühstadium nutzen." Da das neue Gerät so viele Anwendungsmöglichkeiten biete, soll es interdisziplinär und in enger Abstimmung zwischen den Abteilungen genutzt werden. Eine in den vergangenen Jahren vorangetriebene Vernetzung und Digitalisierung mache das möglich. "Untersuchungsergebnisse sind auf 200 Computern im Haus sofort gleichzeitig abrufbar", sagt Busch. Enorme Vorteile

Er beurteilt die Einführung des 64-Zeilers als zukunftsweisende Erweiterung des Leistungsspektrums des Brüderkrankenhauses, das für Patienten enorme Vorteile biete: "Je früher eine Krankheit erkannt wird und je klarer der Befund, desto effektiver die Behandlung." Zwar müsse eine Strahlenbelastung hingenommen werden, deren Risiko man im Verhältnis zum Nutzen sorgfältig abwäge. Um die Untersuchung so angenehm wie möglich zu gestalten habe die Firma Philips, mit der man in Trier schon lange Jahre zusammenarbeite, ein eigenes Lichtkonzept entwickelt.

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