In Beton auf Jungfernfahrt

TRIER. "Es schwimmt”, versprach Professor Tino Schatz noch vor der Taufe und der Jungfernfahrt. Ob das Kanu des Fachbereichs Bauingenieurwesen an der Fachhochschule vom Wasser getragen wird, haben die Studenten im Wasserkanal der Amtlichen Trierer Baustoffprüfstelle getestet.

Konstruiert wurde die "DUROVAC" aus 90 Kilo Beton, die die Jungfernfahrt auf der Mosel überstand, ohne Schiffbruch zu erleiden. Beton kann schwimmen. Das zeigen die Bauingenieurwesen-Studenten der FH. Pascal Eckert, Student und Wildwasserrennsportler, bekam Wind von der seit 1986 alle zwei Jahre ausgetragenen Betonkanu-Regatta. Und er fand an der Trierer Fachhochschule Mitstreiter. Professor Tino Schatz und 15 weitere Studenten aller Semester mit unterschiedlichen Berufsausbildungen ließen sich von seiner Idee begeistern: Mit einem aus Beton konstruierten Boot an der diesjährigen, zehnten Betonkanu-Regatta in Heidelberg am 17. und 18. Juni teilzunehmen. Seit November 2004 arbeitet das Team an dem Projekt, hat mit der Planung begonnen und Sponsoren gesucht. In die Experimentier- und Bauphase traten sie im Februar ein. "Wir haben rund 20 verschiedene Mischungsverhältnisse ausprobiert", sagt der Professor. Beton ist eben nicht gleich Beton. Der entstandene Baustoff ist durch verschiedene Beimischungen "halb so leicht, aber genauso fest wie normaler Baustellenbeton". Boot stabil und wasserdicht gebaut

Nach einem Rennkanu formten die Studenten einen Nachbau aus Styrodur-Hartschaumplatten. Darauf trugen sie den speziellen Beton auf. Sie entwickelten ein Verfahren, um den Beton auszuhärten und in Form zu halten, damit die neun Millimeter starke Bootswand stabil und wasserdicht ist: Eine Folie wurde mit einer Vakuumpumpe über das Konstrukt gezogen. Entstanden ist ein "relativ schnelles und relativ wendefähiges" Rennkanu, erklärt Kanu-Profi Pascal Eckert. Mit Sebastian Lazar bildet er die Herrenmannschaft, die bei der Regatta an den Start geht. Auch die Damen werden die 90 Kilo Beton durch die Fluten des Neckars steuern. Eckert trainierte mit Daniela Wüst und Karolin Schulz und seinem Partner seit einigen Wochen Technik und Kondition in einem beschwerten Sportkanu. Die tatsächlichen Fahreigenschaften des 5,20 Meter langen Betongefährtes testeten sie dann aber erst bei der Jungfernfahrt auf der Mosel. Gegen Mannschaften von 40 anderen Hochschulen wird sich das Trierer "DUROVAC"-Team bei der Betonkanu-Regatta in Heidelberg auf dem 400 Meter langen Parcours mit Sprint- und Slalomstrecke und einer Wendung behaupten müssen. In die Wertung fließen auch die gesamte Präsentation, die Konstruktionspläne sowie die Bauausführung ein. "Obwohl uns die Erfahrungen im Betonbootbau fehlen, haben wir ein gutes Boot gebaut. Der Slalom wird unsere Strecke sein, denn das Kanu ist sehr wendefähig", sagt Pascal Eckert. Nur die Beschleunigung fällt bei stattlichen 90 Kilo etwas behäbig aus. Dennoch ist es für die Studenten ein "erhebendes Gefühl", dass die "DUROVAC" mit etwas Chemie die Natur überlistet.

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