In Kastel hat es sich "ausgeklettert"

Das "wilde Klettern" an den Buntsandstein-Felsen in Kastel-Staadt hat ein Ende. Mehrheitlich hat der Ortsgemeinderat dafür gestimmt, den Freizeitsportlern ab sofort das Klettern zu verbieten. Damit sollen dem Naturschutz und der Ruhe für Besucher des Waldgebietes Rechnung getragen werden.

 Dieses Motiv bei einer betreuten Kletter-Aktion gehört der Vergangenheit an: Wildes Klettern in Kastel-Staadt ist ab sofort verboten. Foto: privat/TV-Archiv

Dieses Motiv bei einer betreuten Kletter-Aktion gehört der Vergangenheit an: Wildes Klettern in Kastel-Staadt ist ab sofort verboten. Foto: privat/TV-Archiv

Kastel-Staadt. Auf einmal wurden es immer mehr: Vor mehr als einem Jahr setzte im ansonsten beschaulichen Ort Kastel-Staadt eine regelrechte "Plage" ein, wie Ortsbürgermeister Harald Lehnertz im Gespräch mit dem TV berichtet."An jedem Felsen hing jemand"

"Unter der Woche vereinzelt, jedes Wochenende aber beinahe regelmäßig, hingen an fast jedem Felsen rund um unser Plateau herum Kletterer." Ein fester Zirkel dieser Freizeitsportler aus dem Raum Saarburg und Umgebung habe die Buntsandstein-Felsen als ideales Klettergebiet entdeckt. "Plötzlich war jedes Wochenende der Parkplatz am Friedhof voll geparkt mit Autos", so Lehnertz. Einigen Bewohnern der Gemeinde sei der ungewöhnliche Betrieb im Ort aufgefallen. Sie hätten sich deshalb an den Ortsbürgermeister gewandt. Verärgert über die "wilden Kletterer" sei zudem der Jagdpächter gewesen. Lehnertz: "Der Jagdpächter hat sich zurecht darüber beschwert, dass die Sportler durch ihre Aktivitäten in dem Waldgebiet das Wild vertreiben."Problematisch sei auch gewesen, dass die Kletterer die Felswand mehr und mehr bearbeitet hätten. "Die haben da Trittstufen reingehauen, Haken, Nägel und Sicherungsseile verankert. Das geht natürlich nicht." Darüber hinaus gehört der gesamte Bereich zum Naturschutzgebiet Saar-Hunsrück.Johannes Heckel, Sachbearbeiter "Naturschutz" bei der unteren Naturschutz-Behörde, bestätigt auf TV-Anfrage: "Der Felsen ist geschützt als Naturdenkmal. Eine Veränderung, geschweige denn eine Beschädigung, ist nicht zulässig. Schließlich ist dieses Gebiet Rast- und Brutplatz für spezielle Tierarten wie Wanderfalken oder Uhus. Und die werden durch den verstärkten Kletterbetrieb gestört und bleiben dann weg." Harald Lehnertz ist zudem das Risiko zu groß, dass an dem Felsen ein Unfall passiert. "Eine Bergung an dieser schwer zugänglichen Stelle wäre kompliziert. Außerdem wollen wir als Gemeinde unbedingt vermeiden, dass Kinder oder Jugendliche aus dem Ort die Idee der Kletterer nachahmen." Kurzfristig hatte Lehnertz deshalb reagiert, indem er den Kletterern Mitte Oktober ein Schreiben an die Windschutzscheiben ihrer Autos geklemmt hatte und sie bat, das Klettern zu unterlassen. "Daran haben sie sich auch gehalten." Im nicht-öffentlichen Teil der jüngsten Gemeinderats-Sitzung tauschten einige der geladenen Kletterer und die Ratsmitglieder nochmal ihre jeweiligen Argumente aus. Bei einer Enthaltung und einer Gegenstimme entschied der Rat abschließend, das Klettern ab sofort zu verbieten.

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