In Pallien ist es eine Minute vor zwölf

TRIER-WEST/PALLIEN. Vandalismus, Pöbeleien, Bedrohungen – in den letzten Wochen wurde der Bereich um die Magnerichstraße in Pallien wieder verstärkt zum Schauplatz unzumutbarer Zustände. Der Ortsbeirat beschäftigte sich mit dem problematischen Umfeld und forderte Lösungen.

 Noch spielen nur einige Kinder friedlich auf der Straße. In den Abendstunden zeigt sich die Magnerichstraße als einer der sozialen Brennpunkte Triers. Foto: Cordula Fischer

Noch spielen nur einige Kinder friedlich auf der Straße. In den Abendstunden zeigt sich die Magnerichstraße als einer der sozialen Brennpunkte Triers. Foto: Cordula Fischer

Viel wurde in der Vergangenheit geredet, nur wenig getan. Angesichts der erneuten Vorfälle im Bereich Magnerichstraße, Römerstraße, Grundschule Pallien und der Kindertagesstätte Maria Königin klingen Zusagen von Sozialdezernent Georg Bernarding und Oberbürgermeister Helmut Schröer aus den Jahren 2004 und 2005, man wolle sich des Problems annehmen, wenig glaubwürdig. Hoffnung habe man gehabt, dass Bürgergutachten, Stadtteilrahmenplan und das Bund-Länder-Programm "Soziale Stadt" für ein besseres Klima auch in Pallien sorgen würden, sagte Horst Erasmy (CDU). Das Gegenteil sei der Fall. Im sozialen Brennpunkt brodelt es kräftig weiter. Ohnmächtig fühlen sich Politiker, Anwohner sowie Leitung und Lehrpersonal von Schule und Kindertagesstätte. Die gute pädagogische Arbeit, die in den Einrichtungen geleistet werde, würde durch blinde Zerstörungswut und unsoziales Verhalten torpediert. Täter seien zumeist Kinder und Jugendliche, die keine der beiden Institutionen besuchten, erklärten Simone Floss, Leiterin der Kita, und Schulleiterin Carola Siemon, die mit einer langen Liste von Schäden über die unhaltbare Situation informierten. Sogar mit Bedrohungen sehen sich die Pädagoginnen und ihre Kollegen konfrontiert. "Wir lassen jetzt nicht mehr locker", sagte Erasmy. Der Ortsbeirat forderte Ideen und Vorschläge für konkrete Maßnahmen. Ortsvorsteher Klaus Blum (SPD) hatte einige Gäste zum Gespräch am runden Tisch gebeten, darunter Caritasdirektor Bernd Kettern, Stadtteilmanagerin Birgit Pütz, Pater Reinhard Büker vom Jugendwerk Don Bosco, Achim Hettinger und Herbert Müller als Vertreter des Jugendamtes sowie Annemarie Goossen und Hans-Werner Meyer vom Amt für Soziales und Wohnen. "Aber wir können kein fertiges Rezept bieten", so Hettinger. Es fehlten die nötigen Mittel, um in jedem Stadtteil, wo Kinder und Jugendliche auffällig würden, Jugendeinrichtungen zu gründen. Eine Möglichkeit für ein zusätzliches Angebot, das sich an Jugendliche im Bereich Magnerichstraße richten könnte, sieht Hettinger in einem neuen Projekt, gefördert über das Programm "Lokales Kapital für Soziale Zwecke" (LOS), für das im Sommer nochmals insgesamt 100 000 Euro nach Trier-West fließen. Das allerdings verfehle durch den vorgeschriebenen Bezug zum Thema Arbeitswelt die Zielgruppe der acht- bis 14-jährigen Kinder, die keinen Rückhalt von daheim erführen. "Die Uhr steht in Pallien eine Minute vor zwölf", fand Caritasdirektor Bernd Kettern deutliche Worte. Als Lösung des Problems sehe er nur, gezielt in der Magnerichstraße mit Arbeit im Gemeinwesen zu beginnen, die sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene richtet, um neue Perspektiven für junge Menschen zu eröffnen. Außerdem sicherte Kettern seine Unterstützung zu, damit erste finanzielle Mittel gestellt werden können. Auch der Ortsbeirat will seinen Teil zu einer Verbesserung der Situation in und um die Magnerichstraße beitragen. Dass eine der leer stehenden städtischen Wohnungen umgenutzt und für die Arbeit mit Jugendlichen zur Verfügung gestellt werden könnte, sei eine interessante Idee. Es müsse aber zunächst geprüft werden, sagten die Vertreter der städtischen Ämter. Nach den Sommerferien wollen sich alle Beteiligten zum ersten Austausch von Ergebnissen wieder treffen.

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