In Pfalzel kocht der Bürgerzorn

Mini-Demo auf dem Spieles in Pfalzel: 20 Bürger machten ihrem Ärger laut Luft. Infolge von Abholzungsarbeiten auf dem anderen Moselufer (der TV berichtete) beklagen sie eine unerträgliche Lärmbelastung durch den Verkehr auf der A 602. Fachleute halten dagegen.

Trier-Pfalzel. Im Winter gab es zwischen Trier und Ehrang entlang der A 602 aus Verkehrssicherheitsgründen großflächige Abholzungsarbeiten - die so manchen Vorbeifahrenden eher an das Ergebnis eines Tornados als an Rückschnitt erinnern. Die Maßnahme, die von der Autobahnmeisterei Schweich im Auftrag des Landesbetriebs Mobilität durchgeführt wurde, war offenbar mit der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Trier nicht abgesprochen, obwohl dies gesetzlich vorgesehen ist, weil Teile eines so genannten FFH-Schutzgebiets (Fauna-Flora-Habitat) betroffen waren. Nicht nur der schützenswerte Lebensraum von Tieren und Pflanzen sei in Mitleidenschaft gezogen worden, beschweren sich Kritiker. Auch Menschen klagen unter massiven Beeinträchtigungen. "Seitdem die Bäume auf der gegenüber liegenden Seite weg sind, haben wir hier einen unerträglichen Krach", beschweren sich Pfalzeler aus mehreren Häusern, die unmittelbar zur Mosel hin liegen und jetzt den freien Blick auf täglich 45 000 vorbeirasende Fahrzeuge haben.Zudem sei die Luft erheblich staubiger geworden. "Ich kann nicht verstehen, wie man einen natürlichen, kostenfreien Lärmschutz abholzen kann", ärgert sich Thomas Müller, "das grenzt an Arroganz!" Vertröstender Brief des Oberbürgermeisters

Denn schon seit Jahren kämpft der Stadtteil um eine Lärmschutzwand. Selbst, wenn die Lärmwerte tagsüber 70 Dezibel und nachts 60 Dezibel überschreiten würden, wäre dies allerdings lediglich eine freiwillige Lärmsanierungsmaßnahme, so Michael Bartnick. Der stellvertretende Leiter des Landesbetriebs Mobilität betrachtet die beklagte Lärmzunahme als "subjektive Wahrnehmung und optische Sache"."Unverschämt", wehren sich die Pfalzeler dagegen. In der Tat ist ein Gespräch auf dem Balkon eines Hauses am Spielesplatz nur bei erhobener Stimme möglich. "Dabei ist es heute noch eher leise", sagen die Leute unisono. Besonders schlimm sei es bei Ostwind, Balkone und Terrassen könnten dann nicht mehr genutzt werden. "Nicht auszuhalten" oder "keine Verständigung mehr möglich" lauten die verärgerten Kommentare der Pfalzeler. Teuer erworbenes Eigentum sei im Wert gemindert, zudem die Lebensqualität erheblich eingeschränkt.Das Thema beschäftigte im Februar den Stadtrat in einer Anfrage von Margret Pfeiffer-Erdel (UBM). Bereits damals hieß es, dass "Grünbewuchs erfahrungsgemäß wenig Auswirkungen auf die Abschirmung von Verkehrslärm und Luftbelastungen" habe. Als es um die Emissionen von dem Trierer Stahlwerk ging, wurde aus Behördensicht aber das Wäldchen entlang der Karolinger Straße als geeignete Schutzmaßnahme für die Bürger eingestuft, empört sich Pfeiffer-Erdel. Ein Brief, den sie von Oberbürgermeister Klaus Jensen auf eine erneute Anfrage erhielt, hat im Stadtteil endgültig das Fass zum Überlaufen gebracht."Von den darin in Aussicht gestellten Ausgleichsmaßnahmen im Bereich des Bebauungsplans 10 haben wir nichts", sagen die Lärmgeplagten enttäuscht. In einem Spontanakt haben sie einen Hilfe suchenden, offenen Brief an Jensen geschrieben. "Er hat doch versprochen, auf die Menschen zuzugehen", sagt Jutta Palme. Dass seit dem Verschicken des Briefes per Mail und Post am 22. Juni, der von 220 Pfalzelern unterschrieben wurde, bis heute nicht wenigstens eine Eingangsbestätigung aus dem Rathaus kam, sei schade.

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