Den Pfalzeler Bürgern stinkt’s gewaltig: Ein Trierer Stadtteil wehrt sich gegen sein Geruchsproblem

Trier-Pfalzel · Rund 400 Bürger sind ins Pfalzeler Amtshaus gekommen, um ihrem Ärger Luft zu machen und die Verantwortlichen wegen den Geruchsbelästigungen im Trierer Stadtteil zu befragen. Vertreter der SGD Nord, der Geschäftsführer der Firma Eu-Rec und ein Mitarbeiter des Gesundheitsamtes stellten sich den Pfalzeler Bürgern.

 Abendhimmel über Trier-Pfalzel

Abendhimmel über Trier-Pfalzel

Foto: Paul Kall

Der Ärger in Pfalzel wegen der üblen Gerüche, die in seit Monaten durch den Ort ziehen, ist gewaltig. Seit Sommer war es immer wieder verstärkt zu Geruchsbelästigungen, die Übelkeit und Erbrechen auslösen, gekommen. Verursacher ist die Recyclingfirma Eu-Rec im Trierer Hafen, wie die SGD Nord offiziell bestätigt.
Deswegen hat Ortsvorsteherin Margret Pfeiffer-Erdel zum Krisengespräch geladen: "Es soll erklärt werden, wie es zu dieser Geruchsbelästigung kommt und was getan wird." Die Bürger stimmten ihr mit Zwischenrufen und Applaus zu. Hunderte sind ins Pfalzeler Amtshaus gekommen. Mehr als der Saal fassen kann. Selbst draußen auf der Wendeltreppe sitzen verärgerte Pfalzeler. Die Stimmung ist gereizt.

Alfred Grunenberg, Leiter des Referats für Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft und Bodenschutz bei der zuständigen Aufsichtsbehörde SGD Nord, möchte schlichten: "Diese Konfliktsituation erfordert gegenseitige Rücksichtnahme." Einerseits könne die Firma nicht für sich in Anspruch nehmen, wie in einem reinen Industriegebiet handeln zu können, andererseits können die Bürger nicht erwarten, wie in einem reinen Wohngebiet ohne Industrieeinflüsse zu leben, so Grunenberg. Die Bürger erheben lautstark Einspruch. "Bis vor kurzen hat es überhaupt nicht gestunken. Die Firma soll sich wieder ihrem Kerngeschäft widmen", erklärt ein Bürger.

Ursache der Geruchsbelästigung sei die Aufbereitung von Plastik aus gelben Säcken, daraufhin sei eine neue Waschanlage angeschafft worden, erklärt Grunenberg. "Der Verdacht von schädlichen Umwelteinflüssen kann zumindest nicht ausgeschlossen werden. Deswegen haben wir eine Messung angeordnet, um die Gefahr einschätzen zu können. Danach wird eine Ausbreitungsrechnung erstellt auf deren Basis wir Maßnahmen anordnen können", erklärt er weiter. Die Bürger sind mit dem Vorgehen der Behörde unzufrieden. "Bekommen wir in der Zwischenzeit Gasmasken von Ihnen angeordnet?", fragt einer. Grunenberg verweist immer wieder auf die rechtlichen Rahmenbedingungen und notwendigen Verfahrensschritte. Die Geduld der Pfalzeler Bürger ist jedoch aufgebraucht. "Ich bin jetzt schon krank. Ich breche mir die Seele aus dem Leib, da gibt es nicht mehr viel zu überprüfen", klagt eine Bürgerin. Andere möchten eine Petition starten und an das Umweltministerium übergeben. Auch Stadtrat Thomas Neises (SPD) bemängelt die Arbeit der SGD Nord: "Wenn es wieder so schlimm wie letztes Wochenende stinkt, muss es eine Stilllegung geben."
Der Geschäftsführer der Eu-Rec, Willi Streit, gibt sich ratlos. Er vermutet, dass die Gerüche durch Biotüten, die zu einem großen Teil aus Kartoffel- und Maisstärke bestehen, verursacht werden. Absolut sicher ist er sich nicht. Dennoch hat er eine neue, 750.000 Euro teure Anlage angeschafft, die in den nächsten drei Monaten getestet wird. "Ich verspreche mir einiges von der neuen Anlage, sonst hätte ich nicht so viel investiert. Ich möchte niemandem bewusst schaden", so Streit. Allerdings verfüge er über keinerlei Erfahrungswerte, was die Wirkung der Anlage betrifft, da sie erstmals in diesem Bereich eingesetzt werde. "Was ist, wenn die neue Anlage nach den drei Monaten das Problem nicht gelöst hat", fragt ein besorgter Bürger. "Damit befasse ich mich erst, wenn das Problem noch da ist", entgegnet Streit und schürt mit dieser Aussage den Unmut der Bürger.

Auch das Gesundheitsamt ist ratlos. "Eine direkte Gesundheitsgefahr durch Gerüche ist in der Literatur nicht beschrieben. Wir können erst Aussagen machen, wenn die Stoffe bekannt sind", erklärt Werner Schmidt vom Gesundheitsamt Trier. Die Bürger sind sich einig: Es gebe nicht viel zu messen, schließlich riechen ihre Nasen jeden Tag den Gestank. Derart ekel- und Übelkeit erregende Gerüche seien aus rechtlicher Sicht eine Körperverletzung, sagt ein Pfalzeler und fordert, die Behörden mögen dies in Ihrer Beurteilung der Lage berücksichtigen.

Alfred Grunenberg verspricht, den aufgebrachten Bürgern, so schnell wie möglich einen Gutachter für die Messung der Gerüche zu beauftragen. Willi Streit verzichtet auf sein Anhörungsrecht und stimmt der Messung freiwillig zu. Außerdem sollen einige Bürger die Kommunikation zwischen der Recyclingfirma und der Behörde direkt verfolgen können. Margret Pfeiffer-Erdel möchte alle Informationen bündeln und entsprechend weitergeben.
Wenn sich trotz der neuen Anlage nichts ändern sollte, erwägen einige Bürger zu klagen.

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