In den Libanon nur zu Besuch

Zwei von ihnen sind religiös, Mirna nimmt es nicht so genau. Dennoch verstehen sich die Nachbarinnen sehr gut. Sie alle sind als Kinder mit ihren Familien aus dem Libanon geflüchtet.

 Die Libanesinnen Iman El-Arab, Mirna Matar und Iman Mansour fühlen sich wohl in Trier. Während zwei von ihnen das Kopftuch tragen, hat es Mirna Matar abgelegt. „Man muss es eben auch wollen. Sonst bringt es nichts“, sagen Iman El-Arab und Iman Mansour. TV-Foto: Dorothee Quaré-Odenthal

Die Libanesinnen Iman El-Arab, Mirna Matar und Iman Mansour fühlen sich wohl in Trier. Während zwei von ihnen das Kopftuch tragen, hat es Mirna Matar abgelegt. „Man muss es eben auch wollen. Sonst bringt es nichts“, sagen Iman El-Arab und Iman Mansour. TV-Foto: Dorothee Quaré-Odenthal

Trier. Iman Mansour ist bereits seit 30 Jahren in Deutschland. "Als Siebenjährige bin ich mit meinen Eltern vor dem Krieg geflüchtet. Im Libanon ist man ja leider nie richtig zur Ruhe gekommen." Sie lebte sich in Deutschland schnell ein und kann sich heute nicht mehr vorstellen, im Libanon zu leben. "Nach meiner Heirat bin ich zum ersten Mal runtergefahren. Mein Mann wollte seine Eltern besuchen", sagt sie. Ihre Nachbarin Iman El-Arab reiste im vergangenen Sommer in ihr Herkunftsland Libanon. Der Krieg holte sie ein. "Wir sind von Ort zu Ort geflüchtet, mitten in der Nacht", sagt sie. Ihre drei Söhne im Alter zwischen drei und sieben Jahren hatten große Angst, alle Sachen musste die Familie zurücklassen. "Mein Großer hat sich lange nicht von dem Schock erholt", sagt die junge Frau. Mirna Matar betont: "Eigentlich ist es dort wunderschön. Es ist ein multikulturelles Land mit fünfzehn verschiedenen Religionen. Man kann dort im Badeanzug am Strand sein, es gibt auch Diskos." Die gelernte Friseurin lebt in Trier nach libanesischer Tradition. "Ich sehe es nur etwas lockerer", sagt sie lachend. "Ich esse halal (islamisch geschächtetes Fleisch), aber trage kein Kopftuch."Iman Mansour und Iman El-Arab entschieden sich vor etwa zehn Jahren dafür. "Man muss es wollen, sonst bringt es ja nichts", betonen beide. Probleme, so gekleidet mit ihren Kindern etwa zum Fußballturnier zu gehen, haben sie nicht. "Meine Mutter trägt auch ein Kopftuch, meine Schwester hat es dagegen abgelegt", berichtet Iman El-Arab. "Und meine Cousine geht sogar im Minirock!"Zum Frühstück gibt's Kräuterpizza

Tradition bedeutet für die drei Freundinnen beispielsweise eine schön und farbenfroh gestaltete Wohnung. Aber auch das libanesische Essen gehört dazu. "Zum Frühstück gibt es Kräuterpizza'", sagt Mirna."Unsere Eltern hatten es viel schwerer, an libanesische Speisen zu kommen", stellt Iman El-Arab fest. "Sie haben sogar noch selbst ihr Fladenbrot gebacken. Heute kann man alles kaufen."Die Nachbarinnen fühlen sich mit ihren Familien wohl in Trier und haben viele deutsche Freunde. Wichtig ist ihnen, dass die Kinder gut zurechtkommen. "Ich rede mit ihnen Deutsch", betont Mirna Matar. Iman Mansour ergänzt: "Man ist von hier inspiriert. Und irgendwie deutsch!" TV-Sommerserie Sie kommen aus Kamerun, den USA, Griechenland und anderen Teilen der Welt: Menschen, die sich die Stadt Trier als eine der Stationen ihres Lebens ausgesucht haben. Ein Team von TV-Mitarbeitern suchte das Gespräch mit ihnen und wollte wissen, warum sie in Trier gelandet sind, was sie an Land und Leuten besonders schätzen, und in welchen Punkten sie sich im Vergleich mit ihrer jeweiligen Heimat gewaltig umstellen mussten. Dabei kamen hochinteressante Sichtweisen und Momentaufnahmen der alten Römerstadt heraus, die wohl auch erfahrene Trierer in dieser Form noch nicht kennen.

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