In der Teddy-Klinik

TRIER. Von "Magenverstimmung" bis "Schädelbasisbruch", von Puppe bis Plüschfrosch: Beim "Verarzten ohne Grenzen" im Feldlazarett auf dem Trierer Kornmarkt sollten spielerisch Scheu und Unbehagen der Kinder vor "Weißkitteln" abgebaut werden. 600 Kinder kamen.

Ganz fest hält Sandra (5) die kleine Pfote. Ihr Schmusehase "Wildfang" muss genäht werden - am Kopf: ein Sturz von der Schaukel. Tapfer steht das kleine blonde Mädchen allein am Operationstisch der mobilen Teddy-Klinik, in Kittel, Haube und mit Mundschutz - wie die Großen. Minutenlang hält sich gebannte Spannung im Kindergesicht: Narkose, Infusion, schließlich Nähen und Verbinden im abgetrennten OP-Saal. Sieben Tage Bettruhe und süße Schmerztabletten verordnet "Dr. Ted Anna", dann werden Hasenmutti und Kuschelkind entlassen. Die langen Hasenohren schauen wie braune Zipfel aus dem riesigen Verband, als die Kleine schließlich zur gegenüberliegenden Zeltapotheke stolziert. "Wir versuchen, die Kinder mit Abläufen beim Arzt und im Krankenhaus vertraut zu machen und ihre Neugier zu wecken", erklärt "Teddydoktor" Wolly Potz-Blitz, der sonst Wolfgang Tichy heißt. Nachdem der angehende Kinderarzt das Freiluft-Hospital für Kuscheltiere bereits im vergangenen Jahr von der Uniklinik Mainz aus nach Trier verpflanzt hatte, kamen an diesem Mittwoch und Donnerstag über 600 vier- bis sechsjährigen Plüschtiereltern auf den Kornmarkt. Vor allem Kindergartengruppen, auch aus dem weiteren Umland, aber auch unangemeldete "Einzelkinder" inspizierten Rettungswagen und -versuche. 25 ehrenamtliche Helfer von der Schwesternschülerin bis zum Sanitäter dokterten am Projekt, das nun leider trotzdem krankt: 300 Euro "Miese" hätten sie in diesem Jahr erwirtschaftet. Neben Sponsoren fehle ein neuer Projektleiter, wenn er im nächsten Jahr fertig studiert habe, sagt Tichy und schaut traurig auf den Röntgen-Apparat für Teddys. Und das, obwohl eigentlich alle begeistert vom Teddybär-Krankenhaus sind: Uni Mainz, Mutterhaus, Rotes Kreuz und Kinderkrankenpflegeschule unterstützen die Aktion. Philipp (4) freut sich derweil noch, dass es seinem Bären "Nemo" besser geht. Nach der Anmeldung hatte er im Wartezelt gespielt, bis seine Oberärztin ihn abholte: Alleine mit ihm hat Dr. Ted Christiana den Teddy untersucht und Windpocken festgestellt. "Da müssen wir erst mal die Hand verbinden, damit "Nemo" nicht kratzt, denn das gibt Narben auf seinem schönen Fell", erklärt die Ärztin ernst. Das versteht Philipp. Nach Behandlung und Rezeptübergabe bekommen die beiden Besucher eine Tapferkeitsurkunde.

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