Indisches Dorf wieder flott gemacht

TRIER. Es klingt fast wie ein Märchen: Mit Hilfe spontaner Privatspenden hat ein Trierer ein vom Tsunami verwüstetes Fischerdorf in Indien wieder flott gemacht. Wie es kam, dass im Indischen Ozean jetzt Fischerboote mit der Aufschrift "Trier" unterwegs sind, erzählt die folgende Geschichte.

Seit Weihnachten hat sich das Leben von Hans-Joachim Schrodt in vielerlei Hinsicht geändert. Eigentlich wollte er sich verstärkt seinen Amtspflichten als frisch gebackener Vorsitzender des Sängerbundes Trier widmen. Aber dann kam der Tsunami, und der ehemalige Entwicklungshelfer mit langjähriger Indien-Erfahrung und Initiator des "Vereins Indienhilfe" setzte sich mit seiner Frau in den Flieger, um vor Ort mit Freunden eines Hilfsaktion zu organisieren.40 000 Euro in wenigen Tagen

Als er im Januar zurückkam, berichtete der TV über die ungewöhnliche Initiative. Schrodts Idee: Mit Geld und Wissen Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, in einem ganz bestimmten Dorf, das von der Flutwelle übel zugerichtet worden war. Das Konzept: Keine Tonnen von Hilfsgütern durch die halbe Welt transportieren, sondern den Fischern zu neuen Netzen, den Familien zu Kochgeschirr und den Kindern zu Schulmitteln verhelfen. Der Bericht hatte eine Welle der Hilfsbereitschaft zur Folge. Fast 40 000 Euro fanden sich binnen weniger Tage auf dem Konto von Schrodts Indien-Hilfe, eine enorme Summe - wenn man sie vor Ort einsetzt. Mitte Februar konnte Schrodt eine neue "Expedition" starten, wie stets auf eigene Kosten. Mit seinen indischen Freunden fuhr er wieder in "sein" Dorf. Der dringendste Bedarf war schnell ausgemacht: Die Fischer hatten zwar dank der Hilfe aus Trier wieder neue Netze, aber keine seetauglichen Schiffe, um weit genug aufs Meer hinaus zu fahren. Schnell waren Erkundigungen eingezogen, Kosten kalkuliert. Das erfreuliche Ergebnis: Das Geld reichte nicht nur für zehn Fiberglasboote, sondern auch für fünf Holz-Katamarane, die sich für felsige Fischgründe besser eignen. Gekauft wurde vor Ort, der Schreiner für die Holzboote baute im Dorf sogar seine eigene Hütte auf und machte sich mit Säge und Hobel ans Werk. Als sich Hans-Joachim Schrodt nach drei Wochen auf den Heimweg machte, war die kleine Flotte weitgehend fertig gestellt, die Fischer konnten sich und ihre Familien wieder ernähren. Auf den Schiffen hatte die eifrige Werft die Herkunft aus Trier deutlich sichtbar festgehalten. Und 25 Fahrräder für die Kinder des Ortes waren auch noch drin, um den kilometerlangen Weg zur Schule vernünftig zurücklegen zu können. Wenigstens einer Gemeinde konnte so wirksam geholfen werden - für Hans-Joachim Schrodt kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen. "Die anderen Dörfer rundherum haben noch gar nichts", hat er beobachtet. Am Sinn mancher groß angelegter Hilfsaktionen hat er Zweifel, seit er in der Nachbarschaft zehn riesige holländische LKW mit gesammelten Klamotten und Kinderspielzeug gesehen hat. Um den halben Erdball sind sie gefahren, mit Gütern, die hier eigentlich keiner braucht. "Wenn man die Spritkosten als Bargeld überwiesen hätte, wäre den Leuten mehr geholfen gewesen", sinniert Schrodt.Neue Projekte im Auge

Er hat auf jeden Fall schon neue Projekte im Auge, unbürokratisch und auf die Bedürfnisse vor Ort abgestimmt. Mit dem eigens in Indien gegründeten Schwester-Verein "Serving the distressed" steht das nötige Instrumentarium zur Verfügung, mit dem man auch den örtlichen Rechtsbestimmungen entspricht. In Trier bleibt die Indien-Hilfe der Ansprechpartner, und Schrodt hofft, "dass der Spendenfluss nicht versiegt". Spendenkonto: 2456432 bei der Sparkasse Trier.

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