"Innen grün, außen faltig"

TRIER. Mit seinem neuen Programm "Königreich Bohlen" gastierte der Kabarettist Michael Klein im kleinen Saal der Tufa. Die Zuschauern erlebten einen unterhaltsamen Abend voller Wortwitz und jeder Menge Musik.

Michael Klein ist ein Kabarettist von klassischem Schlag. Er nimmt die Politik auf's Korn ("Eichel will die Drei-Groschen-Oper um 20 Pfennig kürzen") und die Gesellschaft überhaupt: "Lieber Gott, schmeiß Hirn vom Himmel". Auf der Bühne sitzt er am Pult oder spielt nebenan Gitarre. Der gebürtige Sauerländer, der in Neheim-Hüsten geboren wurde und lange in Arnsberg gelebt hat, den das Studium nach Bonn verschlug, wo er heute noch wohnt und arbeitet, lässt die bundesdeutsche Geschichte in einem einzigen Lied Revue passieren und singt: "Jetzt kommen nur noch gute Jahre, denn die besten sind vorbei..."Von "farbigen Ministern" und einer Weinkönigin

Michael Klein spielt mit dem Genre Kabarett, mit Satire und Ironie, mit Wortwitz, bitterbösen Zeilen und augenzwinkerndem Humor. Fast jedes Jahr besucht er die Tufa, um dort sein neues Programm vorzustellen. Angela Merkel geriet ebenso in sein Schussfeld wie George "Trouble U" Bush und Edmund Stoiber, freilich auch Rot-Grün mit seinen "farbigen" Ministern ("innen grün, außen faltig") und FDP-Chef "Guido von Clerasil", der "liberale Kinderprinz", der von einer Zweitkarriere als "Weinkönigin" träumt. Kleins Resümee: "Ich misstraue Politikern nur bei zwei Dingen: bei dem, was sie sagen, und bei dem, was sie tun." Michael Klein spottete und parodierte gewohnt routiniert und textete Liedgut neu. Zur Melodie von "Blowing in the wind" fragte er zum Beispiel, wann Merkel und Stoiber endlich heiraten, und beantwortet die Frage selbst: "Die Antwort weiß ganz allein das Parlament, denn da wird der ganze Wind gemacht." Das ist keine Comedy, das ist politisches Kabarett - bisweilen durchdrungen mit zu vielen Kalauern, im Ganzen allerdings doch sehr unterhaltsam und komisch: "Hier liegt mein Gatte, er starb an Fieber, früher war er lebhaft, so ist er mir lieber." Dabei machte Michael Klein aus der Not eine Kabarett-Tugend, indem er den Umstand der wenigen Zuschauer kurzerhand in sein Programm einbaute. Und er sprach mit dem Publikum, reagierte auf seine Zwischenrufe und mischte sich vor und nach seinem Auftritt und auch während der Pause unter die Besucher, plauderte mit ihnen, scherzte und lachte herzhaft. So zeigte sich Michael Klein nicht nur als bekannter Kabarettist, sondern ebenfalls - bescheiden und gesprächig - als sympathischer Gastgeber.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort