Ins Kloster verbannt

TRIER. Josefine Wittenbecher stellte vor einem großen Publikum im barocken Lesesaal des Bischöflichen Priesterseminars in Trier ihren neuen, an regionalen Schauplätzen spielenden Roman "Die Frauen von Stuben" vor. Er erzählt auf Basis historischer Fakten das Schicksal der Maria Theresia von Sohlern, die 1769 als Vierzehnjährige gegen ihren Willen ins Kloster gegeben wurde.

Schon der Rahmen, den der Porta-Alba-Verlag und die Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars für die Lesung von Josefine Wittenbecher gewählt hatten, stimmte auf die ihrem neuem Roman zugrunde liegende Geschichte ein: Die von barocker Baukunst und geistlicher Bildung durchdrungene Atmosphäre des historischen Lesesaals. Und der bewegende Gesang geistlicher Lieder, mit dem Stephan Häfele, Thomas Lenninger und Magnus Roth, drei Schüler des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums unter Leitung von Isabella Cosacchi, Assoziationen zur Welt der Klöster weckten. Genau dort nämlich spielt "Die Frauen von Stuben", ein Roman, der auf historischen Fakten beruht. Er schildert das Schicksal der 1755 als Tochter des kurtrierischen Obersten August von Sohlern geborenen Maria Theresia von Sohlern. Sie wurde von ihren Eltern als Vierzehnjährige ins Kloster Stuben an der Mosel und damit um die ihr zustehende Erbschaft einer Tante gebracht. Mit siebzehn Jahren legte sie aus Gehorsam das Gelübde ab. Aber bald stellte sie fest, dass sie in dem von innerem Verfall und ruinösem Wirken seiner Leiterin Maria Ferdinanda von Maffey geprägten Kloster seelisch zugrunde gehen würde. Deshalb beantragte sie "Dispens" (Entlassung), ein für damalige Zeiten kühner Schritt, der entsprechenden Verwaltungsaufwand, Verhöre, aber auch Schikanen nach sich zog. All das ist in Originalbriefen dokumentiert, die im Landeshauptarchiv Koblenz liegen und dort von Professor Erwin Schaaf entdeckt und transkribiert wurden. Er sei froh, dass Josefine Wittenbecher mit ihrem psychologischen Einfühlungsvermögen und ihrem Erzähltalent den Stoff aufgegriffen habe, sagte Schaaf in seiner Einführung. Die Autorin bewies anschließend, dass es ihr gelungen ist, eine plastische Milieuschilderung zu verfassen. In ihrer Lesung ließ sie mit detailgenauen und bildhaften Beschreibungen das Klosterleben und die Befindlichkeit der Menschen darin lebendig werden. Auch führte sie ihre Zuhörer durch geschickt verflochtene Handlungsstränge an andere Schauplätze, zum Beispiel ins Kloster Springiersbach, an den kurfürstlichen Hof von Clemens Wenzislaus nach Ehrenbreitstein und nach Mainz. Mit lebhafter Intonierung vermittelte Wittenbecher die Dramatik des Schicksals ihrer Protagonistin. Das letzte Wort aber überließ sie der einzigen erfundenen Figur in ihrem Roman, der Magd Elschen, die mit ihrem Moseldialekt für all die einfachen Menschen stehen soll, die in Aufzeichnungen jener Zeit keine Rolle spielten. Das Publikum belohnte die Autorin mit begeistertem Applaus. "Die Frauen von Stuben" von Josefine Wittenbecher ist im Porta-Alba-Verlag erschienen, Preis 9,80 Euro.

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