Ins Objekt der Begierde

TRIER. Den passenden Ort für seine Sitzung am 24. Mai hat der Vorstand der Trier-Gesellschaft gewählt: Im Frankenturm tagen die Denkmal-Aktivisten und beraten dort ihr Vorhaben, den Mittelalter-Wohnturm endlich öffentlich zugänglich zu machen. Außerdem stehen Vorstandswahlen auf dem Plan.

Demokratischen Entscheidungen sollte man nicht vorgreifen, doch in diesem Fall gilt die Wahl als so sicher wie das Amen in der Kirche. Gert Burscheid wird neuer Vorsitzender der Trier-Gesellschaft. Der 64-jährige pensionierte Sparkassen-Direktor tritt die Nachfolge von Landesmuseums-Chef Heinz Cüppers an, der die Trier-Gesellschaft 1982 mit aus der Taufe hob und sie bis zu seinem Tod im vergangenen Februar leitete. Den bisherigen Job Burscheids als Schatzmeister übernimmt Provinzial-Geschäftsführer Karlheinz Scheurer (53). Die Kandidaten sind unumstritten und konkurrenzlos. "Es besteht völlige Einigkeit im erweiterten Vorstand", sagt Vereins-Vize Rainer E. Meyer (65), ehemaliger Präsident des Einzelhandelsverbandes. Die Wahl ist also reine Formsache. Nicht so der Orts der Vorstandssitzung: Die zehnköpfige Vereinsspitze und Gäste, unter anderem von der Stadt-Denkmalpflege, tagen im Frankenturm. Ein Akt mit Symbolcharakter. "Gemeinsam mit der Stadt als Besitzer wollen wir erreichen, dass der Frankenturm erstmals seit seiner Entstehung um 1100 für Trierer und Touristen dauerhaft zu besichtigen sein wird", erklärt der designierte Vereinschef Gert Burscheid. Die Stadt hat in den vergangenen Wochen das Dach saniert, eine Innenbeleuchtung installiert und wird eine Holztreppe am Nikolaus-Koch-Platz bauen. Kosten: 80 000 Euro, das Land steuerte 7500 Euro bei. Nun kommt die Trier-Gesellschaft ins Spiel. Sie will die 250 000 Euro zusammenbringen, die nötig sind, um den mittelalterlichen Wohnturm innen erleb- und begehbar zu machen. Innenausbau bis 2007 angepeilt

Der Verein, der sich laut Satzung für die Erhaltung historischer Gebäude und Denkmäler einsetzt, stellt aus eigenem Vermögen 100 000 Euro für das Frankenturm-Projekt zur Verfügung. Das ist der bei weitem dickste Brocken unter den mehr als 80 bisherigen Denkmalprojekten. Den Rest wollen die Denkmal-Förderer mit einer Reihe von Aktionen zusammenbringen. So ist für 2006 eine Neuauflage der Trier-Tombola, die einstige Haupt-Einnahmequelle, geplant, deren Erlös ausschließlich in den Frankenturm fließen wird. Neu-Schatzmeister Scheurer denkt auch an "Devotionalien": "Aufkleber, Gläser, Bierkrüge mit dem Frankenturm drauf - das käme sicher gut an." "Wir starten jetzt die Betteltour und werben für bürgerschaftliches Engagement", kündigen Burscheid, Meyer und Scheurer an. In den kommenden Wochen soll erst einmal provisorisch die Innenbesichtigung des Turms ermöglicht werden, "um potenziellen Sponsoren und Spendern zu zeigen, wofür sie Geld geben sollen". Zum Tag des offenen Denkmals am 11. September können sich auch andere Interessierte das starke Stück trierischer Mittelalter-Baukunst von innen anschauen. Bis 2007 will die Trier-Gesellschaft zwei Zugänge (Haupteingang in der Dietrichstraße) schaffen und die ursprünglichen Raum-Proportionen mit zwei Obergeschossen wieder herstellen. Toiletten und Technik-Raum entstehen beim Foyer im Erdgeschoss. Ziel: "Stadtführungen sollen den Frankenturm und damit das bisher unterrepräsentierte Mittelalter mit einbeziehen. Für Schulen andere Gruppen sollen eigene Führungen stattfinden." Damit würde die Trier-Gesellschaft der Stadt, aber auch sich selbst ein würdiges Geschenk aus passendem Anlass machen: 2007 wird der Verein 25 Jahre alt.

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