Intelligente Lösung gesucht

Es gibt kaum ein Thema, bei dem sich Bürger derart engagiert in die Debatte einschalten wie bei der Schließung von Freibädern. Doch das Beharren auf dem Status Quo wird angesichts der öffentlichen Finanzlage nicht mehr lange funktionieren - intelligente Lösungen sind gefragt.

Die Rahmendaten sind seit langem bekannt. Das Freibad Trier-Süd ist nach jahrelanger Vernachlässigung derart sanierungsbedürftig, dass die Schließung droht. Fünf Millionen Euro würde die Generalüberholung kosten, aber das Geld ist nicht da. Die Stadt hat es nicht, und das Land spätestens nach dem Kassensturz im Anschluss an die Landtagswahlen im nächsten Frühjahr auch nicht mehr. Acht Kilometer Luftlinie entfernt in Konz gibt es ein weiteres Freibad. Es ist nach jahrelanger Mangelwirtschaft derart sanierungsbedürftig, dass die Kacheln von den Wänden fallen und das Planschbecken wegen mangelnder Hygiene geschlossen werden muss. Die Kommune würde es gerne modernisieren, das Kostenvolumen liegt gemeinsam mit dem Umbau des Hallenbads bei fast zehn Millionen Euro. Allerdings haben die Konzer das Geld nicht, und das Land hat die Pläne in die unterste Schublade gelegt. Erstaunlich ist, dass niemand in der öffentlichen Debatte auf die Idee kommt, das eine Thema mit dem anderen zu verbinden. Das hängt wahrscheinlich mit dem historischen Zufall zusammen, dass zwischen Trier und Konz anders als etwa zwischen Trier und Zewen eine kommunale Gebietsgrenze verläuft. Wäre Konz ein Stadtteil wie Pfalzel oder Ehrang, die Messe wäre schnell gelesen. Man würde feststellen, dass zwei Freibäder für Trier reichen und eine Analyse in Auftrag geben, was neben Trier-Nord der geeignetere Standort für den Erhalt ist. Ein gutes, durch langfristige kommunale Verträge abgesichertes saisonales Bus-Angebot könnte dafür sorgen, dass die Badewilligen innerhalb von maximal 20 Fahr-Minuten von dem geschlossenen zu dem "überlebenden" Bad transportiert würden. Mit einem winzigen Bruchteil der eingesparten Betriebskosten ließe sich ein kostenloser, an das Schwimmbad-Ticket gekoppelter Transport in dichter Vertaktung organisieren. Niemand wäre in irgendeiner Weise in seinem Badevergnügen eingeschränkt. Angesichts der reduzierten Kosten könnte man das Baden sogar billiger machen. Allein in Konz würde ein öffentlicher Zuschussbedarf von jährlich 350 000 Euro eingespart, der in den vergangenen Jahren durchschnittlich 35 000 Besuchern zugute kam - macht übrigens zehn Euro Subvention pro Freibadbesuch. Elementare Nachteile würden kaum entstehen. Eine gewisse Umverteilung an den geographischen "Rändern" dürfte der Auslastungsquote von Bädern wie Saarburg, Schweich oder Mertesdorf zugute kommen. Auch das verbleibende Bad könnte sich über eine bessere Auslastung und damit über weniger Subventionsbedarf freuen. Mit dem Land wäre womöglich ganz anders zu verhandeln, wenn man sich mit vereinten Kräften auf ein Projekt konzentrieren würde, dessen Notwendigkeit dann außer Frage stünde. Die Gesamt-Investitionssumme würde sich erheblich reduzieren, selbst wenn man sich eine wirklich qualitativ hochstehende Modernisierung leistet. Natürlich wird es nicht so kommen. Die Kommunalpolitiker werden hundert Rechnungen aufmachen, um zu beweisen, warum es nicht geht. Man wird die skizzierte Variante, die zunächst einer genauen Auslotung bedürfte (etwa hinsichtlich der Kapazität) nicht einmal prüfen. Die Bürger werden auf die Barrikaden gehen bei der Gefahr, einen Besitzstand zu verlieren. Und alle werden bei nächster Gelegenheit über die unerträglich hohe Abgabenlast für die Steuerzahler und über die armen Kommunen lamentieren. Trier-Süd und Konz sind nur Symbole. Man könnte genau so gut über die Schwimmbäder Kell und Hermeskeil reden. Oder über ein Dutzend andere Einrichtungen, für die es - unkonventionelles Denken vorausgesetzt - auch bezahlbarere interkommunale Lösungen gäbe. Es geht dabei nicht darum, unentbehrliche Sozial-Einrichtungen zu demontieren, im Gegenteil: Es geht darum, dass die Kommunen finanziellen Spielraum für notwendige soziale Belange bekommen.Dieter Lintz

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