Zum "Richtfest" hatte die Objektgesellschaft "Meet at the Casino GmbH" für gestern Mittag eingeladen. Tatsächlich sind die Arbeiten weit über das Rohbau-Stadium hinaus fortgeschritten. Der ehrgeizige Zeitplan liegt voll im Soll. "Spätestens im Mai 2004" werde das neue Casino mit all seinen Teilbereichen zur Verfügung stehen, verkündete Mitgesellschafter Wilfried Biewer (49) der staunenden Schar geladener Gäste.Das Staunen resultierte nicht zuletzt aus dem zügigen Fortgang des Projekts, den sich die Trierer auch für die Gestaltung des Kornmarkts gewünscht hätten. Erst im vergangenen März hatte die als "Meet at the Casino" ("Treffen im Casino") firmierende Arbeitsgemeinschaft der lokalen Immobilien-Giganten DIC und Triwo nach gewonnener bundesweiter Ausschreibung das Casino aus städtischem Besitz erworben.Drei Gastro-Betriebe und ein Veranstaltungssaal

Für OB Helmut Schröer "ein Glücksfall, denn das Casino ist ja nicht irgendein Gebäude, und Trierer gehen mit einer ganz anderen Emotionalität und Sensibilität ans Werk".Dennoch fuhren erst einmal Abrissbagger auf. Der Casino-Anbau auf dem Grundstück des ehemaligen Hotels zur Post musste weichen, um Platz zu machen für den Neubau der Akademischen Buchhandlung Interbook mit seiner markanten Glasfassade, entworfen vom Kaiserslauterer Planer Professor Schanné. Parallel dazu liefen die Arbeiten im Inneren des Casinos, das 1824/25 nach Plänen von Stadtbaumeister Johann Georg Wolff erbaut wurde und zu Triers bedeutendsten klassizistischen Baudenkmälern zählt.Rund 12 Millionen Euro investierte die "Meet at the Casino GmbH"; Triwo und DIC sitzen in Bauherrengemeinschaft zu gleichen Teilen mit im Boot. Für die Gesamtplanung zeichnet der Trierer Architekt Ulrich Pasucha verantwortlich.Ergebnis soll ein "lebendiges Zentrum im Herzen der Stadt" werden, betonte DIC-Chef Ulrich Höller (37). Erster Mieter und erster Publikumsmagnet: die Buchhandlung Interbook, die wegen des geplanten Paulinus-Einkaufszentrums ihren Standort in der Fleischstraße räumt und wenige Meter entfernt große Ziele anstrebt. Mit der gegenüber bisher auf 1800 Quadratmeter verdoppelten Geschäftsfläche (in Neu- und Altbau) wolle man die Marktführerschaft ausbauen, das Unternehmen als Kulturbuchhandlung etablieren und neben Literatur auch Events und Lesungen anbieten. "Meine 55 Mitarbeiter und ich sind sehr glücklich über unser neues Domizil", sagte Interbook-Geschäftsführer Karl-Josef Dreyer. Erster Geschäftstag werde Donnerstag, 11. März, sein.Laut Aussage von Ulrich Höller wird im April der erste von drei in Partnerschaft mit der Bitburger Brauerei betriebenen Gastronomiebetrieben im Casino-Erdgeschoss eröffnen, ein Mix aus Café, Trattoria und Vinothek. Die beiden anderen Gastro-Bereiche sollen bis Mai folgen.Weiteres wichtiges Element des Treffpunkts am Kornmarkt ist das "Forum", ein mehr als 300 Quadratmeter großer und mit moderner Technik ausgestatteter Gesellschaftsraum. Höller: "Hier ist von der großen Familienfeier über eine Karnevalssitzung bis hin zum Konzert alles möglich."Gute Aussichten also für die Trierer. Sie bekommen bald und dauerhaft "ihr" Casino wieder, in das sie in der Zeit der französischen Besatzung keinen Zutritt hatten.