"Irgendwann ist der Ofen aus"

TRIER/KONZ/SAARBURG. Die 4000 Freiwilligen Feuerwehrleute in der Stadt Trier und dem Kreis Trier-Saarburg machen sich Sorgen um ihre Zukunft. Zwar werden sie für immer mehr Aufgaben gebraucht, aber die Bedingungen für ihre Arbeit werden immer komplizierter.

Der Notruf kommt um 14 Uhr: Brand eines Wohnhauses in einem Nachbardorf. Die Männer für den ersten Einsatz-Trupp sind schnell da, aber ihr Wagen kann nicht los fahren, weil niemand den neuerdings erforderlichen EU-Führerschein für den Einsatzwagen hat. Endlich ist ein Fahrer da, man will starten, aber die meisten der kurzfristig Alarmierten haben nicht die nach neuesten Richtlinien erforderliche Übung im Atemschutz absolviert - sie dürfen nicht ins brennende Haus. Endlich ist man vor Ort, aber der spezielle Rettungs-Trupp fehlt noch. Früher hätte man trotzdem zupacken dürfen, heute muss der Einsatz-Trupp vorschriftsgemäß warten. Währenddessen brennt es weiter..."Regulierungswut bringt uns an unsere Grenzen"

Zugegeben: Dieses Beispiel ist zugespitzt und übertrieben. Aber es beschreibt die Befürchtungen vieler Feuerwehrleute. "Die Regulierungswut bringt uns an unsere Grenzen", sagt der oberste Feuerwehrmann des Kreises Trier-Saarburg, Ortwin Neuschwander.Der erfahrene Feuerwehrmann differenziert zwischen sinnvollen "Normen", die technische und organisatorische Fragen regeln, und "Reglementierungen", die das Alltags-Geschäft "immer komplizierter machen".Bislang konnte man die meisten Feuerwehr-Fahrzeuge beispielsweise mit einem Klasse 3-Führerschein fahren - was künftig nach EU-Recht nicht mehr geht. Den LKW-Führerschein "besitzt aber heute kaum einer unserer jungen Leute", weiß der Konzer Wehrführer Michael Mikolajetz. Privat den LKW-Führerschein erwerben, um bei der Feuerwehr fahren zu können? "Das wird wohl kaum einer machen", fürchtet Mikolajetz. Also muss die öffentliche Hand zahlen, und die ist leer. "Teilweise macht sich eine gewissen Resignation breit", berichtet der Wehrführer."Irgendwann ist der Ofen aus", sagt auch der Saarburger Verbandsgemeinde-Wehrleiter Bernhard Klein. Er muss seinen Leuten erklären, dass sie künftig ein bis zwei Mal jährlich zur Atemschutz-Übung müssen. Wenn nur die Hälfte der Feuerwehrleute im Kreis die Tauglichkeit für den "Innen-Eingriff" bei einem Brand erhalten will, müssten 1750 Einsätze auf einer Übungs-Strecke eingeplant werden, die es bis dato noch gar nicht gibt.Dazu kommt der ganze "Papierkram", wie Klein das Dokumentationswesen nennt. Kommt er vom Einsatz, ist erst einmal eine "Checkliste mit 75 Punkten" fällig. "Das ist ein Wahnsinn mit den Vorschriften", stöhnt der Wehrleiter. Im Mainzer Innenministerium sieht man das anders. Die Feuerwehrverordnung des Landes beschreite einen Mittelweg "zwischen unzureichender Ausrüstung und unverhältnismäßiger Überrüstung", betont Minister Walter Zuber. Man habe "flächendeckend ein bedarfsgerechtes und kostengünstiges Gefahrenabwehrsystem entwickelt".Genau dieses System werde "durch immer neue Standards aufgebrochen", meint dagegen der Saarburger Bürgermeister Günter Schartz. Er hat den Eindruck, man wolle "weg von der Freiwilligen hin zu einer Berufsfeuerwehr".Das aber wird beim Land nachhaltig bestritten. Der Vergleich mit anderen Ländern zeige die Leistungsfähigkeit des "kommunalen Verbundsystems der Gefahrenabwehr". Dennoch plant man Reformen in Sachen Feuerwehr, zum Beispiel die Wahl der bisher von der Kommune ernannten Wehrleiter durch die Feuerwehrleute selbst.Was nicht überall auf Gegenliebe stößt: "Die sollen lieber mal die bestehenden Vorschriften entrümpeln, als immer was Neues zu erfinden", wettert Kreis-Feuerwehrchef Neuschwander.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort