Irsch und die Geschichte vom Maibaum

Ein ganzer Ortsbeirat (und seine Zuhörer) verstehen die Welt der städtischen Kommunalverwaltung nicht mehr. Kopfschütteln ist die Folge: Ortsvorsteher Karl-Heinz Klupsch hatte bei der Einwohnerfragestunde während der jüngsten Ortsbeiratssitzung zum Thema Maibaum informiert.

 Neue Maibaum-Halterung: Die „eingeschränkte Erlaubnis“ zur Aufstellung wurde nur für dieses Jahr erteilt. TV-Foto: Ludwig Hoff

Neue Maibaum-Halterung: Die „eingeschränkte Erlaubnis“ zur Aufstellung wurde nur für dieses Jahr erteilt. TV-Foto: Ludwig Hoff

Trier-Irsch. (LH) Wenn der Mai kommt, schlagen die Bäume aus, will es das wohl bekannteste Mailied wissen. Und weiter: "Da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus." Apropos schlagen, apropos Sorgen: Zugeschlagen hat kurz vor Beginn des Wonnemonats die Trierer Stadtverwaltung, was dem Irscher Ortsvorsteher für Tage die Sorgenfalten auf die Stirn getrieben hat. Karl-Heinz Klupsch (CDU) zog ernsthaft in Erwägung, die Maifete an der avisierten Stelle "Auf der Neuwies" abzublasen. Aber die Rettung nahte dann noch am April-Toresschluss-Tag in Form eines per Boten übermittelten Briefs des Grünflächenamtes. Fünf Bedingungen in der "eingeschränkten Erlaubnis" durch Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani las der Ortschef in dem amtlichen Schriftstück für die einmalige Mai-Baum-Nutzung am neuen Standort mit neuer Haltevorrichtung. Noch vor dem Aufrichten des Baumes mit den bunten Bändern wurde unter anderem eine Statik verlangt (und vorgelegt), um ganz sicherzugehen bei der neuen Konstruktion. Darüber hinaus durfte der Baum laut städtischem Dekret die Höhe von zwölf Metern nicht überschreiten. Dies habe der Aufsteller durch schriftliche Bestätigung dem Amt nachzuweisen. Der Clou: Bei Wetterwarnungen hinsichtlich Windböen und Sturmgefahr müsse der Maibaum unmittelbar und ohne besondere Aufforderung demontiert werden. Dabei stand der Maibaum gar nicht auf der Tagesordnung der jüngsten Sitzung im Probenraum des Musikvereins. Bis ein Zuhörer die "Maibaum-Geschichte" aufs Tableau hievte. Der Behauptung des Amtes, die Haltevorrichtung sei ohne eine städtische Dienststelle zu beteiligen erfolgt, trat Karl-Heinz Klupsch energisch entgegen. "Es herrschte Einvernehmen für den Platz." Nach etlichen Ortsterminen habe er dann noch die verlangte Zustimmung der Stadtwerke wegen möglicher Versorgungsleitungen eingeholt. Was Klupsch als nicht ganz zu Ende gedacht bezeichnete, ist der geringe Abstand zu einem Baum in der Anlage. Aber gleich die komplette Beseitigung der Haltevorrichtung zu verlangen, halte er für "total überzogen" und auch "ein bisschen Willkür". Offensichtlich wolle jemand "die Muskeln spielen lassen", vermutet der Ortschef und fragt: Wo in der Stadt habe eine Maibaum-Halterung eine eigene Statik? Dreieinhalb Kubikmeter gesponserten Betons seien für die Standfestigkeit der Metallvorrichtung in die Erde gegossen worden, wusste ein Zuhörer. Dennoch: Für die Stadt war der Ständer "nicht ausreichend standsicher", informierte Klupsch. Mittlerweile war die harmlose Frage eines Bürgers zum Hauptpunkt der Tagesordnung mutiert. Wenn die Stadt einen Ringanker für die Halterung fordere, so wolle man sich dieser weiteren Forderung nicht verschließen, ließ der Rat protokollieren. Den Aufstellort aber möchte man auf gar keinen Fall aufgeben (einstimmiger Beschluss). Völlig ungeeignet hingegen sei der Platz an der Kirche.

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