Ist Trier auf Katastrophen vorbereitet?

TRIER. Rainer Gierens, Gruppenführer des Technischen Hilfswerks (THW), hat die Klasse 7c des Max-Planck-Gymnasiums durch den Atomschutzbunker an den Viehmarktthermen geführt. Es ging um das Thema "Zivilschutz".

Wenn man am Viehmarkt steht, sind für den normalen Passanten keine Besonderheiten zu erkennen. Erst auf den zweiten Blick kann er Details wie gasdichte Türen an den Eingängen des Parkhauses oder einen Luftversorgungsschacht auf dem Dach der Europahalle entdekcen, durch den im Ernstfall die Luft in die heute noch als Parkhaus genutzte Bunkeranlage gelangt. "In Trier gibt es sieben Tiefgaragen, die im atomaren Ernstfall als Bunker umfunktioniert werden können", erklärt Rainer Gierens, der beim Technischen Hilfswerk (THW) für die Wartung der Trierer Atomschutzbunker zuständig ist. "Dieser Bunker wurde 1993 gebaut und wird jedes Jahr auf Dichte und Funktion überprüft. Am Viehmarkt können dann bis zu 2000 Menschen pro Etage untergebracht werden." Im Ernstfall braucht man zwei Wochen, um alle Vorbereitungen zu treffen. "Die Autos müssen dann aus der Tiefgarage, alle Wasserreserven werden voll aufgefüllt, am Schaltschrank wird von Garagenbetrieb auf Zivilschutz umgestellt. Um Strom für 14 Tage zur Verfügung zu stellen, wird die allgemeine Beleuchtung um 50 Prozent reduziert. Das Dieselaggregat, das 7000 Liter Diesel fasst, muss aufgefüllt und eine Küche, Krankenlager, Campingtoiletten und Wasserrinnen müssen in beiden Etagen eingerichtet werden." Gemütlich ist es dort unten sicher nicht, denn der Boden ist kalt, und die Schutzsuchenden werden lediglich eine Decke zur Verfügung haben. Außerdem riecht es schon jetzt sehr unangenehm - wenn im Ernstfall 2000 Menschen hier 14 Tage auf engstem Raum leben müssen, scheinen hygienische Probleme unumgänglich. "Um den Bunker gegen Bombeneinschläge und atomare Strahlung zu schützen", erläutert Rainer Gierens die Bauweise, "ist jeder Ausgang durch zwei Türen, eine Feuerschutz- und eine Drucktür, gesichert." An den Ausfahrten sind Drehtore angebracht. Die angesaugte Luft soll in der Strahlenschutzkammer von atomaren, chemischen und biologischen Kampfstoffen gereinigt werden. Für die Beseitigung der Abluft ist gesorgt: Sie entweicht durch Überdruckventile. Wenn der Strom ausfällt, muss das Aggregat per Hand am Laufen gehalten werden. Das Essen soll - soweit möglich - selbst mitgebracht werden, es ist auch ein Essvorrat vorhanden. Die Wasserreserven, die über Wasserrohre geleitet werden, reichen allerdings nur zwei bis drei Wochen. Angesichts all dieser Eindrücke fragt man sich, ob und wie ein Zusammenleben auf engstem Raum mit so vielen Menschen möglich sein soll. Und was geschieht mit den Menschen, wenn sie nach zwei Wochen den Bunker verlassen und in ihre völlig verseuchte und zerstörte Stadt zurückkehren müssen? Es ist zu deshalb zu hoffen, dass dieser und die weiteren sechs Trierer Schutzräume niemals in Anspruch genommen werden müssen, zumal der überwiegende Teil der Trierer Bevölkerung bei einer Katastrophe in keinem der sieben Schutzräume Platz finden würde. Eine Reportage von David Haubrich, Thomas Mayer, Katharina Petry und Philipp Pick und Daniel Konermann, Klasse 7c des MPG in Trier

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