Jüdische Musik verwandelt Tufa in Tanzsaal

Ein von der jüdischen Kultusgemeinde veranstaltetes Konzert der Berliner Gruppe "Jewdyssee" hat die Tufa in einen Tanzsaal verwandelt. Traditionelles jiddisches Liedgut präsentierte sich im Gewand moderner Pop-Clubkultur und spaltete so die Generationen.

 Die jüdische Band „Jewdyssee“ um Frontfrau Maya Saban hat in der Tufa ein Konzert gegeben. TV-Foto: Anke Emmerling

Die jüdische Band „Jewdyssee“ um Frontfrau Maya Saban hat in der Tufa ein Konzert gegeben. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. "Das ist ja eine jiddische Disco", stellt ein älterer Herr, Besucher des Konzerts der Berliner Gruppe "Jewdyssee" in der Tufa, fest. In infernalischer Lautstärke wummern vom Computer erzeugte Rhythmen durch den Saal, die das gesamte Interieur vibrieren lassen. Live gespielte scharfe Bläsersätze einer Trompete und einer Posaune legen sich in rhythmischen Abständen darüber. Dazu gesellt sich der glasklare Gesang der Frontfrau, die jiddische Texte intoniert.

Die Sängerin ist Maya Saban, Deutsch-Israelin aus Berlin. Sie hat sich mit ihrem Projekt "Jewdyssee" vorgenommen, eine neue jüdische Musik-Kultur zu beleben. Ihr Konzept besteht darin, traditionelle jiddische Lieder aus ihrem Ursprungsrahmen in den Kontext moderner Pop-Clubkultur zu überführen. Das Ergebnis ist ein origineller, energiegeladener Musik-Mix mit Elementen aus Soul, Swing, Techno und der jüdischen Weltmusik Klezmer. Letztere scheint durch die von DJ Valeri Goodman am Computer gemischten Melodien und bassbetonten Rhythmen meist nur in Fragmenten durch.

Das entspricht nicht ganz den Erwartungen des größtenteils reiferen Publikums, das bisher von Konzerten der jüdischen Kultusgemeinde, die den Auftritt von "Jewdyssee" organisiert hat, eher traditionelle Klänge gewöhnt war. Zumal die Vorankündigungen mit Wendungen wie "Seele der jiddischen Musik" und der eher kryptischen Andeutung "löst sie aus dem herkömmlichen Rahmen" nicht unbedingt auf moderne Disco-Musik schließen ließen. Manche gehen, schon aufgrund der Lautstärke, die ums Gehör bangen lässt. Junge Leute jedoch tanzen begeistert vor der Bühne, angeheizt von Maya Saban. Die Frontfrau gibt alles. Sie singt mit einem jung-frechen Selbstbewusstsein, animiert zum Mitmachen und ruft immer wieder: "Gebt mir Energie!"

Mit geschmeidigen Bewegungen tanzt sie sich, bis der Schweiß läuft, in Trance und Ekstase. Zu beidem reißen die oft orientalisch angehauchten Rhythmen hin, vorausgesetzt, man hält sie aus. Der ältere Herr zieht es vor, zu gehen.

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