Jacke wie Rose

TRIER. Trier Jugendliche als "Asi" anstatt als Assis: Die drei Buchstaben A, S und I bilden die Abkürzung für die "antirassistische Schüler-Initiative" – und die hat gerade einen beeindruckenden antirassistischen Fotokalender fürs Jahr 2006 entwickelt. Auf dem Titel ein Foto mit einer rosafarbene Blume in schwarz-weißer Umgebung; ein Motiv, das an Szenen aus Steven Spielbergs Klassiker "Schindlers Liste" erinnert.

Deutschland heute und der Rechtsextremismus. Ein umfangreiches Kapitel. Drei Beispiele aus der jüngsten Zeit: Nach einer Studie der Uni Leipzig sind 25 Prozent aller Deutschen latent rechtsextrem eingestellt. In Sachsen zieht die NPD mit knapp zehn Prozent der Stimmen in den Landtag ein. In Trier versammeln sich mehrere hundert Nazis zu einer Demonstration. Deutschland heute und der Anti-Rechtsextremismus. Ein (mindestens) ebenso umfangreiches Kapitel. Ebenfalls drei Beispiele aus der jüngsten Zeit: Die Bundespolitik ruft zum "Aufstand der Anständigen". NPD-Aussteiger verstecken sich nicht mehr

NPD-Aussteiger verstecken sich nicht mehr, sondern treten in der Öffentlichkeit offensiv auf. Die Gegen-Demo in Trier ist mehr als doppelt so groß wie der Nazi-Aufmarsch. Und doch: Zahlen und Eindrücke wie die der 25 Prozent latent Rechtsextremen besorgen. Wie dagegen vorgehen? Es sind neben den großen Gesten der bundesweiten Vorbilder vor allem die kleinen Handgriffe vor Ort, die auf Probleme aufmerksam machen und Abhilfe schaffen können. Eine dieser Aktionen hat gerade ein Arbeitskreis Jugendlicher des Dietrich-Bonhoeffer-Haus (DBH), die sich antirassistische Schüler-Initiative (Asi) nennt, ins Leben gerufen: einen antirassistischen Fotokalender. "Das sind Schüler mit einem eindeutigen demokratischen Bewusstsein", sagt Dirk Löwe, Ansprechpartner des DBH für die Jugendgruppe. Am Trierer "Bündnis gegen Rechts" sind sie ohnehin beteiligt, an Anti-Nazi-Demonstrationen auch, Handzettel verteilen sie dann und wann, sogar einen kleinen Film haben sie schon gedreht - und als Krönung ihres bisherigen Arbeitskreis-Arbeitens nun dieser Kalender. "Mehrere von uns haben schon häufiger gesehen, wie Ausländer zusammengeschlagen wurden. Dagegen wollten wir etwas machen", sagt Paddy, ein Mitglied des Asi-Kreises. Wie auch all die anderen will er seinen vollen Namen nicht nennen - aus Angst vor den Rechtsextremen. Der Kalender ist ein Gang mit der anti-rechtsextremen Kamera durch Trier. Nazi-Parolen in Unterführungen, Nazi-Graffiti an Hauswänden und ähnliche Motive aus den dunklen Ecken Triers, dazu zwei gestellte Bilder (eines davon ist auf unserem Foto abgebildet). Eine rosafarbene Blume vor dem schwarz-weiß-trist-radikalem Hintergrund - das erinnert an das Mädchen mit der roten Jacke aus Steven Spielbergs Film-Klassiker "Schindlers Liste". So bekannt wird sie nicht werden, so sehr zum Nachdenken anregend vielleicht schon. Weitere Informationen und Kauf des Kalenders bei Dirk Löwe, Telefon 0651/141939.

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