Je früher, desto besser

Das Sozialpädiatrische Zentrum Trier, auch als Kinderfrühförderung bekannt, besteht seit 28 Jahren und unterstützt Kinder mit Entwicklungsstörungen und ihre Familien. Doch die Hürden sind für viele Eltern offenbar immer noch hoch: Oft kommen sie erst, wenn viel wichtige Zeit verronnen ist.

 Laufband-Therapie im Sozialpädiatrischen Zentrum: Die behinderte Helen (10, rechts) hat bereits viel Sicherheit gewonnen. Immer dabei: Physiotherapeutin Daniela Kuffler (links). TV-Foto: Dorothee Quaré

Laufband-Therapie im Sozialpädiatrischen Zentrum: Die behinderte Helen (10, rechts) hat bereits viel Sicherheit gewonnen. Immer dabei: Physiotherapeutin Daniela Kuffler (links). TV-Foto: Dorothee Quaré

Trier. (DQ) Routiniert macht Helen Schritt um Schritt auf dem therapeutischen Laufband. "Ich geh' den Joschi in Trier-Süd besuchen", sagt die Zehnjährige lachend zu ihrer Physiotherapeutin. Seit rund einem halben Jahr trainiert das ansonsten an den Rollstuhl gefesselte Mädchen im Sozialpädiatrischen Zentrum in Trier auf dem neuartigen Trainingsgerät. Helen hat seitdem große Fortschritte gemacht. "Am Anfang ist sie ganz gebeugt gegangen. Helens Muskulatur ist schon viel kräftiger und beweglicher geworden, und sie traut sich viel mehr zu", sagt Physiotherapeutin Daniela Kuffler.

"Mit dem Therapie-Laufband können Kinder, die im Rollstuhl sitzen, bis zu tausend Schritte pro Sitzung üben", erklärt Ärztin Marie-Luise Ipach, die leitende Kinderärztin des Sozialpädiatrischen Zentrums in der Luxemburger Straße. "Sie können so Sicherheit im Stehtrainer oder mit Gehhilfen erreichen." Auch nach Operationen, bei Kindern und Jugendlichen mit Störungen der Muskelspannung oder bei Spastizität werde das Gerät erfolgreich eingesetzt. Finanziert wurde das laut Ipach in der Region einzigartige Laufband über die SWR-Aktion "Herzenssache" sowie die Kostka-Stiftung.

Es ist eine der neuesten Möglichkeiten, die das Sozialpädiatrische Zentrum, auch als Kinderfrühförderung bezeichnet, auf drei Etagen bietet. Daneben wartet es mit vielfältigen Hilfen für entwicklungsgefährdete Kinder und deren Familien auf. "Zu uns kommen behinderte und von Behinderung bedrohte Kinder", erklärt Leiter Hans Tilly. Leider entschieden sich viele Eltern recht spät für einen Besuch im Sozialpädiatrischen Zentrum: "Oft stehen die Kinder schon vor der Einschulung. Wären sie jünger gewesen, hätte man noch weitaus mehr machen können." Dabei ist die Finanzierung der Angebote gesichert: Medizinisch-therapeutische Leistungen werden von den Krankenkassen übernommen, psychologische und pädagogische Hilfen bezahlen die Kommunen.

Im Sozialpädiatrischen Zentrum Trier sowie den Außenstellen in Bernkastel-Kues, Bitburg, Daun, Hermeskeil, Prüm und Wittlich arbeiten mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter Ärzte, Heilpädagoginnen, Psychologen, Ergo- und Physiotherapeutinnen und Logopädinnen. "Im vergangenen Jahr haben wir 3300 Kinder ambulant betreut", sagt Hans Tilly. "Am Anfang steht die Diagnostik, dann setzt sich ein interdisziplinäres Team zusammen, spricht über das Kind und seine Familie und erstellt einen individuellen Therapie- und Förderplan." Der Ansatz ist ganzheitlich: "Wir unterstützen das familiäre Umfeld und nehmen auch Kontakt mit Kindergarten oder Schule auf."

Die zehnjährige Helen freut sich: Sie ist längst bei ihrem Freund Joschi angekommen. Und am Montag geht sie wieder aufs Laufband.

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