Je leiser, desto lieber

Dreimal Gitarrenmusik unterschiedlichster Art: "Mikroboy" und "Hans Unstern" eröffneten den Abend für den New Yorker Songwriter Kevin Devine im Exhaus und wurden recht unterschiedlich empfangen.

 Fehlt nur noch das Lagerfeuer: Songwriter Kevin Devine im Exhaus. TV-Foto: Frank Göbel

Fehlt nur noch das Lagerfeuer: Songwriter Kevin Devine im Exhaus. TV-Foto: Frank Göbel

Trier. (fgg). Gut 130 Leute haben sich im Balkensaal eingefunden, um ein abwechslungsreiches Menü zu genießen: Zur Vorspeise gibt's "Mikroboy" aus Mannheim. Die waren im April schon im Forum, wo man ihre deutschen Texte deutlich besser verstehen konnte als im akustisch einfach nicht so geeigneten Balkensaal des Exhauses. Immerhin, ihr an die "Get Up Kids" und "But Alive" erinnernder, zügiger Indiepop gefällt auch so: Selten erlebt man das Publikum so schnell so nah an einer Band.Akkordeonmusik und Videoproduktion

Umso stärker fällt die Schneise auf, die "Hans Unstern" danach in den Raum spielen: Die fahren mit vier Gitarren, einem Akkordeon und kunstvollen Videoprojektionen zwar einiges auf und bringen auch noch stimmungsvolleres Licht mit. Dennoch vermag ihr von vielen Rhythmuswechseln durchzogener, teilweise psychedelischer Kunstrock anscheinend nicht so richtig zu fesseln. Der Drang des Publikums, die Spielzeit lieber für einen gepflegten Plausch zu nutzen, ist so groß, dass selbst laute Instrumentalpassagen kaum das Stimmengewirr im Raum übertönen können. Was die Band, die ihr Set in einem gigantischen Klanggewitter enden lässt, sichtlich irritiert, bekommt auch Hauptact Kevin Devine mit: Der New Yorker Songwriter fordert daher sicherheitshalber dazu auf, dass diejenigen, die sich lieber unterhalten möchten, doch lieber nach draußen gehen sollten.Aber das ist letztlich gar nicht notwendig, denn kaum hat sich Devine mit seiner halbakustischen Gitarre am Mikrofon postiert, da bildet sich wieder eine dichte Traube vor der Bühne. Selbst als zu Beginn des Sets das Gitarrenmikro ausfällt, verzichtet der New Yorker einfach ganz auf Verstärkung und singt völlig "unplugged" in den Raum hinein: Kaum zu glauben, dass das noch das gleiche Publikum ist, wie es nun ehrfurchtsvoll den spröden Miniaturen des Sängers lauscht. Die Stunde der sensiblen Reflexionen

Dabei bieten dessen zurückhaltende Songs, die irgendwo zwischen den Metropolen Dylan und Nirvana geboren wurden, kaum Hooklines zum Festhalten und schon gar keine Mitklatschrhythmen. Dennoch haben die sensiblen Reflexionen, die es bereits auf vier Alben gebracht haben, hier ihre Stunde, wie die bis zum Schluss ungebrochen hohe Aufmerksamkeit zeigt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort