Jede Sekunde zählt

Dank verstärkter Sensibilisierung für das Thema ist die Zahl der Patienten, die nach einem Schlaganfall zügig im Krankenhaus versorgt werden, in den letzten Jahren gestiegen. Allerdings ist die Notfallversorgung im ländlichen Raum deutlich schlechter. "Noch immer werden zu wenig Patienten innerhalb des kritischen Drei-Stunden-Zeitfensters aufgenommen", stellt der Schlaganfallverbund fest.

 Im Anschluss an das Patientenseminar nutzen Besucher die Möglichkeit, ihre Hirnarterien untersuchen zu lassen.TV-Foto: Gabriela Böhm

Im Anschluss an das Patientenseminar nutzen Besucher die Möglichkeit, ihre Hirnarterien untersuchen zu lassen.TV-Foto: Gabriela Böhm

Trier. (gsb) "Lieber einmal zu viel Alarm schlagen und sofort die 112 wählen", hieß es im Patientenseminar zum Thema Schlaganfall. Mit Rettungswagen seien Patienten schneller im Krankenhaus und würden dort zügiger aufgenommen. Im Jahr 2005 erreichten 30 Prozent der Schlaganfallpatienten innerhalb von drei Stunden die Klinik, im letzten Jahr waren es zehn Prozent mehr. Innerhalb von sechs Stunden kamen 2008 mit 70 Prozent sogar 20 Prozent mehr als 2005.

Nicht zuletzt die Folge einer breiten Informationskampagne, die Patienten für die typischen Schlaganfall-Warnzeichen sensibilisiert hat. Mit rund 50 Besuchern fanden die Vorträge und anschließende Podiumsdiskussion zwar regen Zuspruch. Dennoch dürfe man in den Bemühungen um Öffentlichkeits- und Präventionsarbeit auch zukünftig nicht nachlassen, war Tenor der Diskussion.

Insbesondere für sozial schwächer Gestellte gebe es noch großen Vorsorgebedarf, erklärte Professor Bernd Krönig, Haus der Gesundheit Trier/Trier-Saarburg. Die Patienten, die zu ihm in die Praxis kämen, seien zahlenmäßig nur die "Spitze des Eisbergs", meinte der Gefäßspezialist Dr. Jürgen Veit und informierte über Präventionsmaßnahmen wie mediterrane Kost oder Sport.

Zur Veranstaltung des Schlaganfallverbundes waren außerdem Spezialisten wie Professor Matthias Maschke (Brüderkrankenhaus) und der Leiter des Gesundheitsamtes, Dr. Harald Michels, gekommen. Ein Grußwort in der von Dieter Lintz moderierten Veranstaltung sprach Sozialministerin Malu Dreyer. Michels erinnerte, dass in Zukunft zu wenig Ärzte vorhanden seien - 45 Prozent der niedergelassenen Ärzte seien älter als 55 Jahre. Trotz verbesserter Schlaganfallversorgung sei es in der Vulkaneifel "kritischer", sagte Maschke. Dass auch den Krankenkassen Prävention sehr wichtig sei, werde durch die Teilnahme am Schlaganfallverbund deutlich, sagte Roland Sader, AOK. In Anbetracht der immensen Kosten, die ein Krankheitsverlauf erfordere, rechne sich jeder Fall, der vermieden werden könne, schloß sich sein Kollege Norbert Dixius von der Barmer Ersatzkasse an.

Extra Schlaganfall: Meistens führt ein Verschluss einer Hirnarterie und die damit verbundene verminderte Durchblutung eines Gehirngebietes zum Schlaganfall. Von einer Sekunde zur anderen treten Taubheitsgefühl, Lähmungserscheinungen, Seh- oder Bewusstseinsstörungen auf. Entscheidend ist die Zeit: Innerhalb der ersten drei Stunden nach dem Schlaganfall können entsprechende Medikamente die Folgen des Schlaganfalls mindern. In Rheinland-Pfalz erleiden jährlich mehr als 12 000 Menschen einen Schlaganfall. Die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalls nimmt mit dem Alter zu, aber auch jüngere Menschen und Kinder können betroffen sein. (gsb)

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