Vom Hauptmarkt die Sternstraße hinauf führt der Weg zum Domfreihof. Dort begrüßt ein ungewohntes Schriftband die Passanten. "Palais Jedermann" steht in goldenen Lettern auf rotem Grund geschrieben. Manche Fußgänger wundern sich darüber. Doch schnell merken sie, was sich dahinter verbirgt. Mitten auf dem Platz vor dem Trierer Dom wird ein Theaterstück geprobt.Männer in barocken Jacketts, mit Spitzenkragen und in Strumpfhosen laufen durcheinander. Die meisten Frauen tragen wallende Kleider, spitze Schuhe und hoch gesteckte Frisuren. Heinz Lukas-Kindermann hetzt durch die Menge. Ständig gibt der Intendant Anweisungen und wirkt ein wenig nervös, weil die Technik scheinbar nicht rechtzeitig fertig wird.Im Hintergrund wird an einer riesigen Bühne gewerkelt. Ein überdimensional großes Bild mit einer antiken Szene ist aufgestellt. Daneben steht eine ebenfalls antike Säule."Wer ist denn von den Gauklern da?", fragt Lukas-Kindermann durchs Mikrofon. Die Hauptprobe des "Jedermann" verzögert sich.Morgen muss alles fertig sein. Morgen um 17 Uhr sowie am Samstag zur gleichen Zeit gibt es zwei Open-Air-Veranstaltungen. Auf dem Spielplan steht Hugo von Hofmannsthals Mysterienspiel. Unter freiem Himmel vor der historischen Kulisse des Trierer Doms inszeniert Heinz Lukas-Kindermann das "Spiel vom Sterben des reichen Mannes". Zwar hatte das Stück bereits im Großen Haus des Theaters Premiere. Die Freiluft-Version soll allerdings die bisherigen Dimensionen sprengen.Dazu trägt auch die prominente Besetzung bei. René Kollo, Star-Tenor, konnte für beide Vorstellungen verpflichtet werden - allerdings in einer reinen Sprechrolle. Er übernimmt den "Jedermann".Viele Schaulustige stehen hinter dem abgesperrten Bühnenbereich und schauen den Theatermachern über die Schultern. Kollo und seine Kollegen werden um Autogramme gebeten. Unter ihnen ist auch die bekannte Filmschauspielerin Elke Sommer, die die "Guten Werke" beim "Jedermann" gibt.Bei der Inszenierung an der frischen Luft will Lukas-Kindermann den gesamten Raum des Domfreihofs einbeziehen. Deshalb nimmt das Orchester im zweiten Dom-Stockwerk Platz, und die Schauspieler strömen von allen Seiten auf die Bühne.Lukas-Kindermann begrüßt auch Oberbürgermeister Helmut Schröer und Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink. Sie sind vorbei gekommen und können einer Kollegin zusehen: Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch übernimmt bei der "Jedermann"-Aufführung eine Statistenrolle.Der Einlass zu den vom Trierischen Volksfreund präsentierten Open-Air-Vorstellungen des "Jedermann" ist wie folgt geregelt: Wer ein Ticket hat, findet in der Liebfrauenstraße Einlass. Wer Karten kaufen oder reservierte Karten abholen möchte, kann dies in der Sternstraße tun.