Jerry tut alles für die Beißwurst

TRIER. Seit 32 Jahren sind die Hundestaffeln der Feuerwehren ein wichtiges Glied in der Kette des rheinland-pfälzischen Rettungsdienstes. Eine der sieben so genannten Facheinheiten "Rettungshunde/Ortungstechnik" (RHOT) ist bei der Berufsfeuerwehr Trier angesiedelt.

Die zwölfjährige Leonie Braun spielt gerne das "Opfer". Sie versteckt sich unter aufgeschichteten Steinen und Holzteilen auf der ehemaligen US-Raketenstation bei Butzweiler. Ein Teil des brach liegenden Geländes benutzt die Rettungshundestaffel der Feuerwehr Trier für Übungszwecke. Leonie wartet in ihrem Versteck auf die Hunde. Die Arbeit als Trümmersuch-Hund zählt zu den schwierigsten Formen der Rettungshundearbeit. Das Tier muss die menschliche Witterung aus einer Vielzahl anderer Gerüche herausfiltern und Opfer auffinden, die unter meterdicken Trümmerschichten begraben sein können. Vier Prüfungen sind Pflicht

Nicht nur "Diwa", der Hund von Leonis Vater Gregor Braun, spürt Leoni auf, auch "Jerry", "Abraham" und "Carlos" haben die Aufgabe gemeistert und zeigen den Fund ihren Herrchen durch Bellen oder Scharren an. Als Belohnung erhalten sie ihr "Spielzeug", eine Beißwurst. So behalten die Tiere den Spaß an der Sache. Zwei von drei Personen auffinden. So lautet auch die Vorgabe bei der Rettungshundeprüfung eins, eine von vier Prüfungen, die ein Rettungshund bestehen muss, bis er als solcher eingesetzt werden darf. Mindestens 14 Monate alt muss ein Hund sein, wenn mit der bis zu zweijährigen Ausbildung als Suchhund begonnen wird. Die Anforderungen sind hoch, schließlich geht es darum, Leben zu retten. Ob es Verschüttete bei Erdbeben oder Explosionen sind, alte, verwirrte Menschen oder spielende Kinder, die sich verlaufen haben, oder Unfallopfer, die im Schock weglaufen. Jede Minute, die sie früher gefunden werden, kann ihr Leben oder ihre Gesundheit retten. Die Ausbildung beginnt mit der Begleithundeprüfung, indem der Hund die Grundgehorsamkeit erlernt. Die meisten der sieben Trierer Rettungshunde haben Ihre Begleithundeprüfung bei dem Verein Grashoppers in Trier absolviert. Erst danach kann mit der eigentlichen Rettungshundearbeit begonnen werden. Im Durchschnitt wird die Hundestaffel 15 bis 20 Mal im Jahr zur Personensuche aufgefordert. Die Trierer Staffel, die seit 1980 besteht, wurde beispielsweise alarmiert, als im Jahr 2000 das Feuerwehr-Gerätehaus in Ehrang einstürzte und unklar war, ob sich in den Trümmern noch Kinder befinden. Oder als es darum ging, vermisste Personen aufzuspüren. Auch bei Überschwemmungen, Flugzeugabstürzen und Erdbebenkatastrophen waren Rettungsteams aus Trier im Einsatz. Michael Schneider etwa half beim schweren Erdbeben 1999 in der Türkei, Verschüttete in den Trümmern zu suchen.Perfekt aufeinander abgestimmtes Team

Von den sieben Mitgliedern der Rettungsstaffel sind drei Berufsfeuerwehrleute, die anderen gehören als ehrenamtliche Mitglieder verschiedenen Stadtfeuerwehren an. Die Hunde sind nicht nur während den Übungen und Einsätzen mit den Männern zusammen, wie das früher einmal der Fall war, sie sind ihr Eigentum. Mensch und Hund, diese Erkenntnis hat sich durchgesetzt, können nur als perfekt aufeinander abgestimmtes Team erfolgreich sein. Anschaffung und Ausbildung der Tiere gehen auf Kosten der Besitzer, die Hunde sind allerdings steuerfrei und das Land Rheinland-Pfalz übernimmt die Tierarztkosten. "Bei den meisten Hunden dauert es bis zum sechsten Lebensjahr, bis sie ihren Leistungszenit erreichen", sagt Hundeführer Gregor Braun. "Und bis dahin muss viel Zeit und Aufmerksamkeit in die Hunde gesteckt werden." Braun weiß, wovon er spricht. Nachdem sein Hund vergiftet worden ist, ist er jetzt dabei, den jungen belgischen Schäferhund "Diwa" als Rettungshund aufzubauen.

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