Jesus schlägt Günther Jauch

TRIER. (red) Vorbilder sind - gerade auch bei Kindern - im Kommen. Und glaubt man aktuellen Umfragen, dann landet Jesus Christus in Deutschland bei den Vorbildern noch immer vor Günther Jauch. Das berichtete Rudolf Englert, Professor für Religionspädagogik an der Universität Essen, in Trier.

Englert ging der Frage nach, ob und wie Jesus Christus auch heute noch ein Identifikationsangebot für Kinder sein kann. Der Religionspädagoge sprach auf der sechsten Trierer Kinderbibeltagung, zu der drei Tage lang Verleger, Autoren und Multiplikatoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz im Trierer Robert-Schuman-Haus zusammen kamen. Die Tagung stand unter dem Motto "Jesus Christus - der Fremde aus Nazareth"."Jesu Tun muss Kindern unter die Haut gehen"

Englert sagte, dass Jesus nur dann zur Identifikationsfigur für Kinder werden könne, wenn diese von ihm berührt würden: "Das, was Jesus tut oder was mit ihm geschieht, muss den Kindern unter die Haut gehen." Was Kinder anspreche, sei vom Alter abhängig: sehr junge Kinder würden in Jesus einen unsichtbaren Helfer und Begleiter sehen, für Kinder etwa zwischen acht und zehn Jahren sei Jesus ein starker Held, der sie mit Wundern beeindrucke, und noch ältere Kinder würden vor allem von der Güte und Menschlichkeit Jesu angesprochen. Längerfristig ist aber bei Kindern nach Ansicht Englerts nur dann eine Identifikation mit Jesus zu erreichen, wenn die Kinder glauben, dass von Jesus auch heute noch eine befreiende Wirkung ausgeht. Kinder müssten zu der Auffassung gelangen, dass Jesus auch heute noch jemand sein kann, dem sie sich anvertrauen können. Englert warnte davor, Jesus in Kinderbibeln nur mustergültig darzustellen. Zum einen bestehe dann die Gefahr, dass Kinder im Vergleich stark ihre eigene Unvollkommenheit spürten und zum anderen würden Identifikationsangebote immer dann abgelehnt, wenn sich mit ihnen ein zu starkes pädagogisches Interesse verbinde. In diese Richtung argumentierte auch Franz-Josef Ortkemper, Direktor des Katholischen Bibelwerks Stuttgart. Er sprach sich gegen ein zu harmloses, ein "allzu glattes" Jesus-Bild in Kinder-Bibeln aus. "Wir stehen in der Gefahr, uns ein sehr gefälliges Bild von Jesus zu machen", kritisierte Ortkemper. Tatsächlich aber bleibe Jesus stets "fremd und provozierend", seine Geschichte sei eine mit "Klippen und Kanten". "Wäre es für Kinderbibeln nicht eine Möglichkeit, Kinder den Weg mitgehen zu lassen, den auch die ersten Anhänger Jesu gegangen sind?", fragte er. Denn dann werde es vielleicht möglich, Kindern die letztliche Nicht-Fassbarkeit, die Tatsache, dass Jesus letztlich ein Geheimnis bleibe, zu vermitteln. Für Ortkemper ist es wichtig, dass die Geschichte Jesu in Kinderbibeln als eine Hoffnung stiftende und nicht als eine zu sehr moralisierende Geschichte erzählt wird. Kinderbibeln müssten eine befreiende, eine beflügelnde Wirkung haben, forderte er. Immer müsse der Anspruch an Kinderbibeln lauten: "Erzählt so von Jesus, dass euer Erzählen nicht dem späteren Glauben-Können im Weg steht."Auch Jesus im Internet war Diskussionsthema

In Arbeitskreisen und weiteren Referaten beschäftigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung unter anderem mit dem Thema "Jesus online. Was das Internet und die CD-ROM für Kinder anbieten?". Außerdem wurde über Jesus-Illustrationen in Kinderbibeln gesprochen. Die Tagung wurde gemeinsam von der Katholischen Akademie Trier, vom Katechetischen Institut Trier und vom Bereich Kirche und Gesellschaft des Sekretariats der Deutschen Bischofskonferenz veranstaltet.

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