"Jetzt hängen wir in der Luft"

TRIER. Seit beinahe 30 Jahren betreiben Petra und Eckhard Taubert in der Unterführung unter dem Porta-Nigra-Platz einen Verkaufsstand. Die Planung zur Schließung der Unterführung setzen diesem fast schon zum Stadtbild gehörenden Stand ein baldiges Ende. Für die Tauberts scheint nun der Kampf um ihr finanzielles Überleben zu beginnen.

Der Stand besteht aus mehreren Tapeziertischen. Er ist vier oder fünf Meter lang. Es zieht. Draußen, an der Porta, sind es mittlerweile 25 Grad. "Hier zieht es immer, auch wenn es oben ganz warm ist", meint Petra Taubert. Unangenehm sei das besonders im Winter. Sie ordnet gerade ihre Auslagen, Silberringe für fünf Euro das Stück. Daneben Ohrringe, Haarspangen, Gürtel, Buttons, Armbänder, Anhänger. Auch Fahnen gibt es hier, und Ansichtskarten. Damals, 1976, erzählt sie, haben sie und ihr Mann hier angefangen, selbst gebastelten Schmuck zu verkaufen, aus Silberdraht. Später wurde daraus dann Edelsteinschmuck und dann, vor etwa 15 Jahren, kam langsam das Sortiment von heute. Es ist nicht so, dass man hier den großen Reibach machen könne, meint sie, aber bisher hat es zum Leben gereicht. Doch genau dieser Verdienst steht jetzt auf dem Spiel. Mit der Fertigstellung des Fußgängerüberweges von der Porta Nigra zur Paulinstraße wird die Unterführung geschlossen. Ob der frei werdende Raum dann als Tiefgarage für Fahrräder genutzt wird, bleibt fraglich. Wenn dem so wäre, meint Petra Taubert, wäre sie auch gerne bereit, als Parkhauswächterin und Instandhaltungskraft für diese Garage zu arbeiten. Vorrangig versuchen die Tauberts aber, ihren Verkaufsstand und damit ihre Selbstständigkeit zu bewahren. Sie haben sich an den Stadtrat und die Fraktionen im Rathaus gewandt. Vom Wirtschaftsdezernat kamen zwei Standortvorschläge für den Verkauf und die Zusicherung, dass weiterhin alles versucht werde, Familie Taubert eine akzeptable Alternative anzubieten. Gemeint sind damit die Kioske in der Südallee und im Palastgarten. Beide sind derzeit geschlossen. Für die Tauberts sind diese keine wirkliche Lösung ihres Problems, denn "in die Südallee kommen keine Käufer, die Bude liegt mitten auf der Kreuzung, deshalb ist der Kiosk auch seit Jahren zu", sagt Petra Taubert. Im Palastgarten gebe es nur das Schönwettergeschäft, besonders im Winter sei hier nichts los. Abgesehen davon geht die Familie davon aus, dass die Miete für die jeweiligen Kioske im Verhältnis zu ihrem Einkommen viel zu hoch ist, schließlich müssen auch zwei Kinder versorgt werden. Zur Zeit bezahlen sie für die Räume in der Unterführung 235 Euro Miete, doch dies ist ein Entgegenkommen der Stadt. In den Jahren davor war der Stand noch 100 Euro teurer. "Es gibt leider wenige Plätze in Trier, die so günstig und zentral liegen wie hier in der Unterführung", erklärt Täubert weiter, während sie zwei Kundinnen bedient. Zwei junge Frauen kaufen ein paar Buttons, ein Nietenarmband und einige Aufnäher. Südallee oder Palastgarten als Alternativen

Viele junge Leute, Schulklassen auf dem Weg vom oder zum Bahnhof, Menschen die in die Stadt gehen, oder auch Touristen bleiben an diesem Verkaufsstand stehen, doch Petra Taubert hat auch eine wachsende Zahl an Stammkunden. "Ich habe schon einige Leute, die bestellen bei mir Ware, besonders die Fahnen", sagt sie. Diese Kunden kämen nicht nur aus Trier, sondern auch aus dem ganzen Umland, weil man diese Artikel sonst nirgendwo kaufen könne. Auch viele Kunden wünschen sich den Erhalt dieses Lädchens unter der Erde. Doch ob und wo Petra und Eckhard Taubert ihr Geschäft weiter betreiben können, ist noch nicht zu beantworten. Bisher haben lediglich die Fraktionen und CDU und UBM auf die Anfrage des Ehepaars Taubert reagiert. Auch sie sind im Gespräch mit der Stadtverwaltung. Petra Taubert und ihr Mann haben Sorgen um ihre Zukunft. "Dabei wollen wir keine Reichtümer, sondern nur so viel, dass wir nicht aufs Sozialamt müssen."

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