Jetzt wird verputzt, im Januar ist Einzug

Trier · Nach Jahrzehnten ist die Stadt Trier wieder in den sozialen Wohnungsbau eingestiegen. Der Bau ist auch gedacht für Mariahofer, die zumindest zwischenzeitlich aus ihren Wohnungen raus müssen.

 Baustellenleiter Ralf Tenhofen (rechts) führt die Dezernenten Angelika Birk und Andreas Ludwig durch das neue Wohnhaus in Mariahof. TV-Foto: Christiane Wolff

Baustellenleiter Ralf Tenhofen (rechts) führt die Dezernenten Angelika Birk und Andreas Ludwig durch das neue Wohnhaus in Mariahof. TV-Foto: Christiane Wolff

"Hier lang, sie müssen sich die Eckwohnung ansehen - da würde ich selbst gerne wohnen!", sagt Andreas Ludwig und läuft dem Trupp voran. Der angepriesenen Wohnung fehlen noch Tapeten und Böden. Stromkabel hängen aus der Wand. Aber die tief stehende Spätsommersonne flutet die Räume mit Licht. Und der Ausblick auf den Mattheiser Wald und die Felder davor ist fantastisch.
31 Wohnungen, alle mit Balkon, sind in dem Neubau entstanden, der binnen zwei Wochen aus Fertigmodulen zusammengesetzt wurde (der TV berichtete). Zurzeit wird die Fassade verputzt. In zwei Wochen kommen die Maler, um die Wohnungen von innen fertigzumachen. "Ende Dezember sind wir mit allen Arbeiten hier fertig", sagt Baustellenleiter Ralf Tenhofen. Bezugsfertig sollen die Wohnungen zum 1. Januar sein.
Aus dem Fenster der Eckwohnung sind auch die einstöckigen Häuser zu sehen, die bislang den Ortsrand von Mariahof markierten. Statt auf das denkmalgeschützte Hofgut blicken deren Bewohner nun auf den modernen Geschossbau. Eine Klage der Anwohner hat das Trierer Verwaltungsgericht allerdings zurückgewiesen. Der Bau sei nicht "rücksichtslos" zur Nachbarbebauung, entschied das Gericht. "Auch städtebaulich sehe ich keine Probleme", sagt Baudezernent Ludwig. Der Neubau schließe eine Baulücke zwischen Mariahof und Hofgut. Zudem sei das Areal, das zuletzt als großer Parkplatz genutzt wurde, auch früher schon bebaut gewesen. Eine riesige Scheune wurde nach dem Krieg lange als Notkirche genutzt, ein weiterer großer Schuppen von einem ansässigen Landwirt genutzt. "Und außerdem benötigen wir dringend günstigen Wohnraum", pflichtet Sozialdezernentin Angelika Birk ihrem Kollegen Ludwig bei.
Bereits ein Dutzend Bewerbungen um Wohnungen in dem Neubau seien bereits im Rathaus eingegangen. "Alle von Mariahofer Bürgern", sagt Gabriele Schmitt, Leiterin der Abteilung "Verwaltung städtisches Wohneigentum" bei der Stadtverwaltung. Dazu kämen bis zu 500 Trierer, die bei der Stadt auf der Warteliste für einen Umzug in eine geeignete Sozialwohnung stehen.In den Mariahofer Neubau sollen anerkannte Flüchtlinge und andere Singles und Familien mit Anspruch auf eine Sozialwohnung einziehen, sagt Birk. Acht Wohnungen werden allerdings freigehalten. "Diese benötigen wir als Zwischenunterkünfte für jene, die in Mariahof in den städtischen Wohnungen leben, die in den nächsten Jahren grundsaniert werden", sagt Schmitt. Entweder könnten die Betroffenen zur Zwischenmiete in den Neubau ziehen oder auch dauerhaft dort bleiben. "Insbesondere für ältere Menschen, denen nach dem Auszug der Kinder ihre alte Wohnung zu groß geworden ist, könnte das interessant sein. Schließlich haben wir hier auch behindertengerechte Wohnungen", sagt Birk.Die Behauptungen, die Grundrisse in dem Fertigmodulhaus seien unpraktisch und unflexibel und dass man keinen Nagel in die dünnen Wände schlagen könne, weist Jan Ackerstaff, Sprecher der Baufirma Kleusberg, zurück: "Durch den Stahlskelettbau haben wir keine tragenden Wände, sondern nur tragende Stützen. Das heißt, dass die Innenwände flexibel eingezogen oder auch entfernt werden können." Und in die Wohnungswände, die aus doppelten Rigipsplatten und Dämmung bestehen, könnten ohne Probleme Nägel eingeschlagen werden. "Nur ein Klavier würde ich nicht gerade daran aufhängen", sagt Ackerstaff.Und die Nachteile der schnellen Modulbauweise? "Naja, man muss wissen, dass die Rigipswände weniger Masse haben als konventionelle Steinwände - und sich daher schneller aufwärmen. Wenn man an einem heißen Sommertag die Fenster lange offen stehen lässt, dann wird's schon ziemlich warm in den Wohnungen", räumt Ackerstaff ein.Von einem Billigbau kann ohnehin nicht gesprochen werden: Insgesamt kostet der Bau rund 4,6 Millionen Euro. Macht bei einer Gesamtwohnfläche von knapp 1867 Quadratmetern rund 2464 Euro Baukosten pro Quadratmeter. "Ich hatte anfangs schon gehofft, dass das günstiger geht - aber Qualität kostet eben", sagt Baudezernent Ludwig, "und übermäßig teuer sind wir mit dem Quadratmeterpreis immer noch nicht." Der Bauindex in Trier sei eben hoch. Wegen der Nähe zu Luxemburg sind die Auftragsbücher der Handwerker voll. Und Firmen, die große Wohnhäuser in kurzer Zeit fertigstellen können, sind deutschlandweit gefragt - auch das treibt den Preis in die Höhe. Extra

Ruckzuck war der Rohbau fertig

Binnen 14 Tagen lieferten im August Schwerlast-LKW die insgesamt 82 Fertigbaumodule an, die zu dem dreigeschossigen Bau zusammengesetzt wurden.31 Wohnungen sind entstanden: 20 Zwei-Raum-Wohnungen zwischen 50 und 56 Quadratmetern, neun Drei-Raum-Wohnungen mit etwa 70 Quadratmetern, zwei Vier-Raum-Wohnungen - davon drei rollstuhlgerecht im Erdgeschoss - mit je 91 Quadratmetern.Zu ihren Wohnungen gelangen die künftigen Mieter über einen so genannten Laubengang, der an der Rückseite des Hauses über alle Etagen reicht und ein innenliegendes Treppenhaus ersetzt.An alle Wohnungen werden Balkone angebaut.Die Außenanlagen inklusive Spielplatz und zusätzlichen Parkplätzen sollen im Frühjahr 2018 angelegt werden, 750?000 Euro sind dafür eingeplant.Grundsätzlich können sich alle Trierer, deren Einkommen bestimmte Grenzen nicht überschreitet, um eine der Wohnungen bewerben. "Besonderes Augenmerk" will die Stadtverwaltung auf Mariahofer richten, die in einer städtischen Wohnung wohnen, die demnächst grundsaniert werden, und anerkannte Flüchtlinge.Für den Einzug in die Sozialwohnungen gelten fixe Gehaltsgrenzen: Singles dürfen beispielsweise maximal ein Jahresbruttoeinkommen von etwa 23 000 Euro haben. Bei zwei Erwachsenen mit einem Kind darf das Jahresbrutto nicht über 41 000 Euro liegen, bei zwei Erwachsenen und drei Kindern nicht über 58 600 Euro.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort