Jetzt zanken sie sich weniger

TRIER. (ann) Eine Faust ins Gesicht, die andere in den Magen und mit dem Fuß gegen das Schienbein - zum Glück spielen Nadine Holz (9), LaTisha Brantley (10) und Peter Schmitz (10) die Szene nur.

Aber mit Streit kennen die drei sich mittlerweile gut aus. Sie werden im Kinderhort Heiligkreuz zu Streitschlichtern ausgebildet. "Was ist Streit?" prangt gleich am Eingang des Kinderhorts auf einem großen Plakat. Und rundherum: "Schubsen", "Beinchen stellen", "Meckern", "Ausdrücke rufen", "Zunge rausstrecken" - die aufgeklebten Antworten der Kinder sind bunt. Daneben gibt es Streitregeln, und demnächst werden hier auch die Fotos der drei neuen Streitschlichter hängen, damit alle im Hort wissen, an wen sie sich bei Konflikten wenden können. In zwei Sitzungen pro Woche lernen die drei Kinder, wie sie mit Streitenden umgehen können, wie sie für einen Streit eine Lösung finden oder Regeln der Streitschlichtung, ferner erfahren sie, woran man Gefühle erkennen kann, und was Ich- und Du-Botschaften sind. Dabei erarbeiten die Kinder das meiste selbst, erläutert Caroline Frechen, Anerkennungspraktikantin und Leiterin des Streitschlichterprojekts. Rollenspiele, Geschichten, das Erstellen von Plakaten, Übungen und Spiele helfen dabei. Wenn die Drei in etwa zwei Wochen und nach 17 Sitzungen ihre Ausbildung beenden, erhalten sie Zertifikat und Ausweis und können dann auch außerhalb des Kinderhorts bei Konflikten weiterhelfen.Einmal hat es "ganz gut geklappt"

Ob sich für die drei angehenden Streitschlichter seit Beginn dieser Ausbildung etwas geändert hat? "Dass ich nicht mehr soviel streite, weil ich anders anfange", glaubt LaTisha. Auch Nadine und Peter bestätigen, dass sie nun weniger zanken. Zweimal hat LaTisha bereits versucht, Streit zu schlichten, und einmal hat es sogar "ganz gut geklappt". Das Konzept der Streitschlichter sieht vor, dass die Streitenden zu dem Schlichter kommen und ihn um Hilfe bitten. Der Streitschlichter nimmt sich Zeit, geht mit den Streitenden in einen ruhigen Raum, wo er nach der gelernten Methode ein schlichtendes Gespräch mit den Streitenden führt. Am Ende wird ein gemeinsamer Vertrag aufgestellt, den sowohl die Streitenden als auch der Streitschlichter unterschreiben. Auf den ersten Blick scheint dieses Vorgehen schwierig, aber durch viele Übungen kennen die Kinder den Ablauf fast auswendig. Denn "streiten will gelernt sein", weiß Hortleiterin Marion Heintz. Sie ist sehr zufrieden mit ihren Erfahrungen mit dem Streitschlichterprojekt. Das bereichere den Kinderhort, denn "normalerweise kommen die Kinder immer zu Erwachsenen, damit diese den Streit lösen". Sie und Praxisanleiterin Marion Neu sind sich einig, dass die Ausbildung der Streitschlichter ein fester Bestandteil der Gewaltprävention im Kinderhort werden soll. Anfragen von weiteren Kindern, die Streitschlichter werden wollen, haben sie bereits.

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