Jochem Knob geht nach fast 40 Jahren als Bademeister im Trierer Nordbad in den Ruhestand

Trier · Mit vier Jahren hat Jochem Knob im alten Strandbad in Trier-Nord das Schwimmen gelernt. Da war noch nicht klar, dass er später über Jahre hinweg die Geschicke im Nordbad leiten würde. Nach 37 Jahren hängt er den Bademeister-Job nun an den Nagel.

Alles scheint normal zu sein an diesem Morgen im Nordbad in Trier. Die Uhr zeigt 7.30 Uhr. Wie jeden Tag drehen bereits zu dieser frühen Stunde etliche Frühschwimmer ihre Bahnen im Schwimmbecken. Und dennoch ist heute vieles anders. Auch bei Jochem Knob macht sich spürbar Wehmut breit. 37 Jahre lang war das Nordbad quasi sein Zuhause. Hier begann der 63-Jährige 1978 seine Ausbildung zum Schwimmmeister. Von 1982 bis heute war Knob Bademeister des kleinen Schwimmbads direkt an der Mosel. "Vorher war ich KFZ-Mechaniker, dann kam die Umschulung. Ich bin also sozusagen Seiteneinsteiger", beschreibt er seinen Weg an den Beckenrand.

Sein langes Wirken im Nordbad wird mit diesem Tag offiziell beendet sein. Zur feierlichen Abschiedszeremonie in der Cafeteria sind viele von Knobs langjährigen Begleitern gekommen. "Bei dir hatte man das Gefühl, dass du mit deinem Beruf und dem Freibad quasi verheiratet bist. Dein Ruhestand kommt einer Ehescheidung gleich", sagt Stammgast Manfred Maximini in seiner Rede zu Ehren des scheidenden Bademeisters. Seit 1963 gehört Maximini zur Riege der Frühschwimmer. "Ich habe Jochem von Anfang an begleitet. Oder eben er mich", sagt er lachend, räumt aber ein: "Ein wenig Wehmut ist dabei. Wir waren hier fast wie eine Familie." Er sei eine Institution, sagt auch Horst Schmelzer.

Der 78-Jährige wird es beurteilen können, denn seit 1956 hat er hier als Stammgast fünf Schwimmmeister erlebt. Jochem Knob war mit Abstand am längsten im Amt. "Ein super Mensch, immer hilfsbereit", sagt Schmelzer. In den Monaten, in denen das Schwimmbad geöffnet hat, stand Knob seit 1982 jeden Tag um 5 Uhr auf der Matte. "Zuerst steht die Sicherheitsbegehung an", erzählt der 63-Jährige. "Ich muss ja gewährleisten, dass alles sicher und sauber ist. Etwa, dass keine Glasflaschen herumliegen, die vom Exhaus aus herübergeworfen wurden." Danach warteten jeden Morgen die Überprüfung der Chlorgasanlage, das Prüfen der Wasserqualität und vieles mehr, bevor um 6 Uhr die ersten Gäste eintrudeln. In seiner langen Zeit als Facharbeiter für Bäderbetriebe, so die heutige Berufsbezeichnung, hat der Trierer viele kuriose Geschichten erlebt. Angefangen bei illegalen Nachtbadegästen, von denen er nicht wenige auf frischer Tat ertappt hat, bis hin zu nicht immer vermeidbaren Rettungsaktionen: "An einem Tag musste ich gleich vier Mal ins Wasser", erinnert sich Knob. "Es gab auch mal Phasen, da ist Jahre lang nichts passiert. Aber man muss eben immer wachsam sein." Das ist nun die Aufgabe seines Nachfolgers Thomas Schmitt (25 Jahre).Erstmals Urlaub im Sommer



Und auch das wohl wichtigste Ereignis in Knobs Lebens hat sich im Nordbad zugetragen: "Hier habe ich 1979 meine Frau Ruth kennengelernt", erzählt der zweifache Vater und Großvater schmunzelnd. "Mit Flirten und allem, was dazugehört."

"Wir sind alle traurig, dass er aufhört", verdrückt Gisela Henz aus Trierweiler innerlich ein paar Tränen. "Er wäre auch ein Mann gewesen, den ich geheiratet hätte", sagt die 70-Jährige lachend. Da kann sich auch Knobs Ehefrau ein Lächeln nicht verkneifen. Ruth Knob sieht aber auch die Vorteile, dass ihr Mann nun das Feld im Nordbad räumt: "Wir haben noch nie im Sommer Urlaub gemacht. Das wird dieses Jahr erstmals der Fall sein. Sonst konnten wir ja nur von Oktober bis März", sagt sie. Wobei Ruth noch nicht ganz sicher ist, ob ihr Mann nach so langer Zeit gänzlich loslassen kann: "Da muss man mal abwarten, wie sich das entwickelt."

Und auch Jochem Knob gesteht lachend: "Ab und zu werde ich mal hier auftauchen und schauen, ob der Thomas alles richtig macht. Ob die Wassertemperatur stimmt. Damit die Gäste hier nicht als Eiszapfen rumlaufen."

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