Jugendliche schauen in Röhre statt in die Half-Pipe

BIEWER. Die Situation für Jugendliche in Biewer ist verfahren. Einen Treff haben sie nicht. Und der Bau einer Inliner-Bahn scheiterte an Anwohnerbeschwerden. Dabei wäre Geld genug vorhanden.

 So war es schon immer: Traditionell treffen sich die Jugendlichen auf dem Biewerer Schulhof, weil anderweitige Angebote fehlen - eine Notlösung seit Jahrzehnten.Foto: Gabriela Böhm

So war es schon immer: Traditionell treffen sich die Jugendlichen auf dem Biewerer Schulhof, weil anderweitige Angebote fehlen - eine Notlösung seit Jahrzehnten.Foto: Gabriela Böhm

DenJugendlichen in Biewer fehlt - nicht nur im Winter - ein Raum, indem sie feiern, Musik hören und sich unterhalten können. "Wirwissen einfach nicht, wohin", so der 15-jährige Tobias Berg."Alle sagen, dass für uns was getan werden muss. Aber in der Nähewill uns keiner haben", meint der junge Biewerer enttäuscht. Inder Tat stehen schon seit Jahren verschiedene Räume für dieJugendlichen zur Debatte, in denen ein Jugendtreff eingerichtetwerden sollte. Doch dann gab es offenbar Interessenkonflikte -Vereine und die Grundschule meldeten Eigenbedarf an. Ein Raum inder Grundschule - ursprünglich als Jugendtreff mit separatemEingang geplant - wird seit anderthalb Jahren für dieSchulkinderbetreuung genutzt. Interessenkonflikte wegen Eigenbedarfs

"Bis heute habe ich keine schriftliche Begründung des Schulverwaltungsamtes, warum dort die Betreuung untergebracht ist", ärgert sich Ortsvorsteher Dieter Birkel. Er sei ratlos und wisse nicht, wie man das Problem lösen könne. Da greife man nach jedem Strohhalm.

Birkel denkt daher daran, einen anderen Kellerraum in der Schule, der von dem Musikverein und Ortsbeirat genutzt wird, als Jugendtreff einzurichten. Ein kategorisches "Nein" kommt dazu von Schulleiterin Gabriele Leonardy, die Verschmutzung und Vandalismus befürchtet und zudem die sanitären Voraussetzungen bezweifelt.

Leonardy: "Schon vor langer Zeit habe ich angeboten, in der Schule einen Raum an Vereine abzutreten." Dadurch würde im "Turm" am Schulhof, der zurzeit noch von Vereinen und als Stuhllager genutzt wird, Platz für die Jugendlichen geschaffen.

Es sei traurig, dass die Jugendlichen in Biewer keinen Platz hätten, sagt Leonardy und weist Vorwürfe von sich, mit der Schulhof-Umgestaltung den Interessen der Jugendlichen zuwider gelaufen zu sein. Schließlich nutzten auch Jugendliche den umgestalteten Schulhof, ein Basketballkorb sei beliebter Anziehungspunkt.

"Einen Platz für Jugendliche zu finden, ist nicht Aufgabe der Schule, gleichwohl aber ein Anliegen", betont sie. Daher wurde mit Mitteln des Schul-Fördervereins eine Tischtennisplatte aufgestellt, eine zweite soll bei Bedarf folgen. Gleichwohl ist Tischtennisspielen seit Wochen kaum möglich, weil ein Müllcontainer den erforderlichen Platz versperrt. Und auch die parkenden Autos vor der stark frequentierten Turn-/Mehrzweckhalle lassen unbekümmertes Skaten, Ballspielen und Fahrradfahren nicht immer zu. Trotzdem hält Leonardy diesen größeren Teil des zweigeteilten Schulhofes als Half-Pipe-Standplatz für geeignet. Denn in Biewer fehlt auch ein sportliches Angebot für Inline-Skater. Pläne, eine Half-Pipe im Falschen Biewertal beim Bolzplatz aufzustellen, scheiterten an den Anwohnern, die sich mit einer Unterschriftenaktion wehrten.

Eine Alternative glaubte der Ortsbeirat auf der Feldflur hinter den Eisenbahngleisen gefunden zu haben. Doch das Gebiet entpuppte sich als Ausgleichsfläche und damit ungeeignet - auch dort werden die Jugendlichen also in die Röhre, aber nicht in die Half-Pipe gucken. Dabei schieb"t der Ortsbeirat mit 16 000 Euro ein großes Budget für die Jugend-Maßnahmen vor sich her - und das wäre durch Umwidmungen noch erweiterbar. Birkel: "Ich kann den Ärger der Jugendlichen verstehen. Doch alle Bemühungen scheitern an der Standortfrage."

Derweil müssen sich auch die Jugendlichen Vorwürfe gefallen lassen, wenn von Zerstörungen, Verschmutzungen und Müll auf dem Schulhof die Rede ist. Ein im Schulpavillon erlaubtes Graffiti wurde mit weiteren Sprühereien verschandelt, der Basketballkorb beschädigt. Und der für sie aufgestellte Bauwagen am Biewerer Sportplatz war nach 14 Tagen derart ramponiert, dass er für viel Geld entsorgt werden musste. "Das sind alles Große oder Fremde aus anderen Stadtteilen", hält eine Gruppe von zwölf- bis 15-jährigen Jugendlichen dagegen.

Morgen: Holpriger Schleichweg - der Aacher Weg bedürfte seit Jahren einer Auffrischung.

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