Justitia auf der Flucht ins Asyl

TRIER. Unruhige Zeiten stehen rund 100 Trierer Justiz-Beschäftigten bevor: In zweijähriger Bauzeit soll der aus den 60er-Jahren stammende Erweiterungskomplex des Land- und Amtsgerichtes rundumsaniert werden. Nicht betroffen ist der "Altbau" aus den frühen 50er-Jahren an der Justizstraße.

Federführend bei der Planung und der späteren Bauüberwachung ist die Trierer Niederlassung des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB). Im Gespräch mit dem TV erläuterten Niederlassungsleiter Konrad Müller, Bauleiter Edgar Bohr und Projektmanager Klaus Marx ein Vorhaben, das weitaus mehr vorsieht als einen neuen Anstrich und neue Böden. Vielmehr muss der Komplex zunächst bis an seinen Rohbau-Zustand ausgeschlachtet werden. Er umfasst eine Gesamtfläche von rund 6600 Quadratmetern und rund 25 000 Kubikmeter umbauten Raumes. Die Gesamtkosten sind auf sechs Millionen Euro veranschlagt. Dies entspricht fast 70 Prozent der Kosten, die bei einen Neubau am selben Standort entstehen würden.Bauzeit auf zwei Jahre veranschlagt

Vorteil der Sanierungslösung: Rund 30 Prozent weniger Kosten für das Land und eine kürzere Bauzeit. Die Arbeiten sollen am 2. Februar 2004 beginnen und am 31. Januar 2006 - nach genau zwei Jahren - abgeschlossen werden.Konrad Müller sieht in den 1967 errichteten (Schachtel-) Bauten zwischen Böhmer- und Dietrichstraße typische Vertreter einer Baukonzeption, die sich rund 40 Jahre später allerorts als Problemfall erweist. Müller: "Gewünscht war in den 60er- und 70er-Jahren eine Betonbauweise mit schlanken Abmessungen sowie eine sehr anspruchsvolle Gestaltung der Fensterfronten, für die damals jedoch nur eine unzulängliche Technik zur Verfügung stand."Die Folge sei eine sehr schlechte Energiebilanz solcher Gebäude. Hinzu kämen Dichtigkeitsprobleme an den Betonhüllen und den Flachdächern sowie oft mit Schadstoffen belastete Materialien im Innenausbau. Allerdings, so die LBB-Leute, sei die Statik dieses Trierer Gerichtskomplexes "untypisch gut für einen Verwaltungsbau aus den 60ern".Nach Abschluss der Sanierung werden faktisch nur noch die rohen Mauern und Decken aus den 60er-Jahren im Original vorhanden sein. Folgende Arbeiten sind vorgesehen:Außensanierung mit neuer Fassadenverkleidung - neuer Sonnenschutz - Erneuerung aller Fenster, aller Flachdächer und Innenhöfe.Innensanierung (und Schadstoffsanierung) mit Erneuerung von Böden, Decken, Türen; Auskernung und Neuausbau aller Sanitärbereiche; Behinderten WC.Weiter Umbauten gelten dem Zellenbereich nach neusten sicherheitstechnischen Standards, den Räumen für Objekt- und Personenschutz, den Brandschutz-Einrichtungen, der Zahlstelle, dem Sozialraum und dem Ermittlungsrichter-Bereich.Fast komplett erneuert wird auch die Haustechnik. Das gilt für die Elektoinstallation und für einen der beiden Aufzüge, der durch eine behindertengerechte Version ersetzt werden soll. Hinzu kommen Erweiterung und Ergänzung der EDV- und Fernmeldetechnik sowie eine völlige Erneuerung der Lüftungs- und Klimatechnik.Der erste nach dem Krieg wieder aufgebaute Gerichtskomplex an der Justizstraße wurde vor einigen Jahren schon teilweise innensaniert und bleibt von geplanten Maßnahmen weitgehend unberührt. Dazu der Trierer LBB-Chef Müller: "Diese Bauten aus den frühen 50er-Jahren bestehen aus Mauerwerk und sind wesentlich solider und unproblematischer als die jüngeren Gebäude aus den 60er- und 70er-Jahren."Solider "Altbau" an der Justizstraße

Die in diesem "Altbau" untergebrachten Beschäftigen müssen also nicht mit ins "Exil" an der Christophstraße ziehen. Anders die rund 100 Kolleginnen und Kollegen aus dem betroffenen Erweiterungskomplex - sie werden im Januar zu den Umzugskisten greifen müssen. In einer Versammlung wurden sie bereits über das, was aus sie zukommt, aufgeklärt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort