Künftig spielt in Paulin die Musik

Darauf hätte vor Jahresfrist nicht jeder gewettet: In diesen Tagen beginnt der groß angelegte Umbau der alten Paulin-Grundschule zur städtischen Musikschule. Damit nimmt eine jahrelange Odyssee ein glückliches Ende.

 Zufriedene Gesichter bei den Verantwortlichen: Die alte Paulin-Grundschule wird nach ihrem Umbau den Schülern der Musikschule eine feste Bleibe geben. Foto: Städtisches Presseamt

Zufriedene Gesichter bei den Verantwortlichen: Die alte Paulin-Grundschule wird nach ihrem Umbau den Schülern der Musikschule eine feste Bleibe geben. Foto: Städtisches Presseamt

Trier. Das Bild hatte Symbolwert: Einträchtig rückten Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani und KulturdezernentUlrich Holkenbrink mit riesigen Schlagbohrmaschinen einem Stück Wand in der künftigen "Karl-Berg-Musikschule" zu Leibe. "Gerade die soll eigentlich drin bleiben", flachste einer von den Bauleuten, aber da hatten die auf ungewohntem Terrain durchaus geschickt agierenden Politiker schon einige Gesteinsbrocken aus dem alten Gemäuer herausgefräst.

Die Laune bei allen Beteiligten war blendend. Holkenbrink überbrachte schon mal "einen herzlichen Glückwunsch zur Eröffnung 2011", Kaes-Torchiani meldete sich vorsorglich zum gleichen Zeitpunkt für das Einweihungskonzert an. Rudolf Hahn, Chef des Trierer Bildungszentrums und unermüdlicher Strippenzieher für "seine" Musikschule, erinnerte milde lächelnd daran, dass man ja bereits ab Herbst 2009 einzuziehen gedenke, wenn auch in Etappen. Und die Musikschul-Dozenten steuerten ein munteres kleines "Baustellen-Konzert" mit einem Instrumentarium vom Bierkasten bis zum Laub-Rechen bei. Die erleichterte Stimmung hatte durchaus ihre Berechtigung. Denn erst mit dem Ansetzen des Bohrers dürften die letzten Zweifel am Zustandekommen der Maßnahme beseitigt worden sein.

Dabei bestand an der Notwendigkeit eines neuen Domizils für die Musikschule nie ein Zweifel. "Es geht einfach nicht mehr anders", bekräftigte der Kulturdezernent seine seit Jahren vorgetragene Position. Der Betrieb hatte seit langem die Form eines Wanderzirkusses angenommen, mit Dependancen in der ganzen Stadt. Man hauste in baufälligem Ambiente in der Oerenstraße, wohnte zur Untermiete in mehreren Schulen bis raus nach Trier-West, nur die Verwaltung saß recht edel am Domfreihof.

Kein haltbarer Zustand für eine Institution, die in den vergangenen Jahren mit einem stetig wachsenden Angebot auf eine stetig wachsende Nachfrage reagiert hatte. Eine Verdoppelung der Schülerzahlen war ein Argument, das auch dem Stadtrat einleuchtete. Man jonglierte mit diversen möglichen Neu-Standorten, aber erst das Freiwerden der im städtischen Besitz befindlichen alten Paulinschule schaffte den nötigen Handlungsdruck. Im Frühjahr 2005 kürte Holkenbrink das abseits in einem kleinen Park gelegene Gebäude zu seinem Favoriten.

Aber auch das geriet wieder ins Wanken, als die städtischen Bau-Experten ihre ersten Kostenschätzungen auf den Tisch legten. Es war wie immer, wenn der Staat mal die Schippe in die öffentliche Hand nimmt: Wird schon mal (um)gebaut, dann aber auch mit allen Schikanen, vom Lärmschutz bis zum perfekten Raumklang.

1,5 Millionen Euro kosten die Proberäume



Eineinhalb Millionen Euro Umbaukosten für 22 bestens ausgestattete Proberäume: Da zuckte mancher im Stadtrat doch zusammen. Und als das Projekt auf die Investitionsstock-Liste für die Mainzer Zuschuss-Töpfe kam, dann wohl auch mit dem Hintergedanken, mit einer Realisierung sei ohnehin nicht zu rechnen. Zumal das schicke Anwesen in Citynähe bei einem Verkauf an Private ein nettes Sümmchen für den Stadtsäckel eingebracht hätte.

Doch als die Ersten schon anfingen, zu rechnen, da kam die überraschende Botschaft aus Mainz: Der Zuschuss sei genehmigt, das Lande übernehme knapp die Hälfte der Kosten. Seither hat Kaes-Torchianis Bauamt im Eilgang gearbeitet, um einen möglichst schnellen Start zu ermöglichen. Nicht immer zur Freude anderer Dezernenten, deren Bauvorhaben etwas länger dauerten.

Aber jetzt hat der "lange und steinige Weg" (Kaes-Torchiani) ein Ende. Das dürfte die 800 aktuellen Musik-Schüler freuen, und die 200 auf den Wartelisten noch mehr.

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