Kabarett mit vollem Körpereinsatz

Zum dritten Mal starten in Trier die "Spaß.Gesellschafts.Abende", bei denen viele junge Künstler ihr Können zeigen. Der dreistündige Auftakt beschwerte dem Theater Trier ein ausverkauftes Haus.

 Nicht zu überhören: Energiebündel Eva-Maria Michel riss die Zuschauer bei ihrem Auftritt mit. TV-Foto: Dorothee Quaré

Nicht zu überhören: Energiebündel Eva-Maria Michel riss die Zuschauer bei ihrem Auftritt mit. TV-Foto: Dorothee Quaré

Trier. Ein im breitesten Ruhrpott-Dialekt plaudernder Moderator, zwei Solo-Komiker, ein hyperaktives Frauen-Duo und zwei ebenso komische wie virtuose Musiker bilden das Ensemble der "Spaß.Gesellschafts.Abende" des Kölner Atelier-Theaters, das mit dieser Show das Theater Trier komplett füllte. Jeweils 15 Minuten Zeit hatten die Künstler, das Publikum zu überzeugen.

Das gelang vor allem den beiden Stars des Abends. Das Duo Ass-Dur, Benedikt Zeitner und Dominik Wagner, verband eine meisterhafte Beherrschung des musikalischen Handwerks mit explosivem Witz in Gestik, Mimik und Wortwahl. Zeitner spielt den strengen Oberlehrer, Wagner den Zeitlupen-lahmen Stoiker. Jede Bewegung, jeder Akkord, jede Betonung saß perfekt. Zeitner und Wagner haben bundesweit die meisten Comedy-Preise bereits abgeräumt.

Murat Topal war Polizist in Berlins Kummerecke Neukölln, bevor er die Komik entdeckte. Seine Präsentation von typischen Begegnungen zwischen Polizisten und Fußballfans war weder neu noch originell, sondern einer der Schwächeren.

Ganz anders kam Fatih Çevikkollu rüber. Man kann natürlich darüber nachdenken, warum das Atelier-Theater gleich zwei Komiker auf die Bühne stellt, die beide türkische Wurzeln haben und diese auch in ihr Programm einbinden. Fatih konnte es besser und war auch vielseitiger. Besonders seine Imitation des Paten Malon Brando in echtem Kölsch war großartig.

"Das Bundeskabarett" Sebastian Pufpaff, der tatsächlich so heißt, Henry Schumann und Martin Zingsheim spielen mit der Ostalgie. Ihre Nummer hatte Höhen, doch Henry Schumann überzog das Bild des ahnungslosen Ossis, das auch in der Comedy längst ein alter Hut ist.

Die "First Ladies" sind ein erfrischender Adrenalinschock für Zuschauer, die gerade wegdämmern. Maria Vollmer und besonders die Kölnerin Eva-Maria Michel sind nicht zu überhören und auch optisch recht ansehnlich. Die beiden boten leicht zugängliche und wirklich komische Nummern, darunter ein Lied über den katastrophalen Besuch zweier Bergbewohnerinnen in Düsseldorf oder die Parodie eines "Ich bin eine super Mutter, Hausfrau und Managerin"-Videos inklusive schnellen Vor- und Rücklaufs.

Montserrat Caballé und Freddie Mercury



Mezzosopranistin Alexandra Gauger wurde als fröhlich-frivole Klavierlehrerin "Fräulein Cäsar" nicht müde zu erwähnen, dass sie noch ledig ist. Der Höhepunkt ihres Auftritts: Gauger spielte beide Rollen im von Montserrat Caballé und Freddie Mercury gesungenen Duett "Barcelona" auf Badisch. Der Zuschauer wurde gut unterhalten, merkte jedoch sofort, dass die Dame eher Sängerin, und zwar eine sehr gute, als Komikerin ist.

Dabei darf man den Moderator des Abends nicht vergessen. Ludwig Stratmann ist Essens Top-Kabarettist und ein Veteran der Bühne. Zwischen den einzelnen Nummern des Abends unterhielt er das Publikum frivoler und schonungsloser als ein Jürgen von der Lippe. EXTRA Weitere Termine der "Spaß.Gesellschafts.Abende": Murat Topal am Donnerstag, 19. November; "Ass-Dur" am Samstag, 21. November; Alexandra Gauger am Samstag, 28. November, jeweils um 20 Uhr im Chat Noir; Fatih Çevikkollu am Mittwoch, 25. November, 20 Uhr, in der Tufa. (DQ)

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