Kabinenbahn kommt wieder auf Touren

TRIER. Kein Aprilscherz: Im kommenden Monat nimmt die Kabinenbahn den im Herbst 2000 eingestellten Betrieb wieder auf. Betreiber Peter Schwab will die beiden Gondeln zunächst bis Oktober fahren lassen.

Alt eingesessene Palliener und Zurlaubener wunderten sich zunächst nicht. Denn obwohl seit Jahren außer Betrieb, müssen die beiden Gondeln in den Stadtfarben rot und gelb zwecks Wartung und TÜV-Überprüfung ja gelegentlich raus aus der Mottenkiste. Großes Erstaunen aber, als das vermeintliche bunte Test-Treiben hoch über der Mosel auch nach drei Tagen nicht aufhören wollte. Der Anruf des TV bei Betreiber Peter Schwab in Bad Dürkheim brachte eine überraschende und unverhoffte Antwort: "Wir fahren ab April wieder."Überraschend deshalb, weil Schwab den finanziellen Klotz am Bein seit mehr als drei Jahren loszuwerden versucht. Zum Saisonende 2000 hatte er die Notbremse gezogen, da er das jährliche Betriebsdefizit von bis zu 150 000 Mark nicht mehr aus Mitteln seiner Messe-, Ausstellungs- und Kongress GmbH (MAK, auch bekannt als Veranstalter der Moselland-Ausstellung) ausgleichen konnte.Die Verkaufsabsicht besteht nach wie vor: 1,5 Millionen Euro verlangt der 64-Jährige für die komplette Bahn-Anlage einschließlich des Gebäudes am Zurlaubener Ufer mit Terrassen-Restaurant und Büro-Räumen sowie der Bergstation auf dem Weißhaus-Gelände. Der Haken an der Sache: Ein neuer Besitzer muss die Bahn tatsächlich verkehren lassen. Das, so Schwab, sei der Wunsch seines Vaters gewesen, der die 1967 gebaute Mosel-Seilbahn 1977 in Familienbesitz gebracht hatte. Die Hoffnung, einen Käufer zu finden, hat Otto Schwabs Sohn noch nicht begraben: "Ich führe Gespräche mit zwei Interessenten."Dass die Kabinenbahn nun doch wieder unter Schwabs Regie auf Touren kommt, hat mehrere Gründe. Der wichtigste: Wenn die Anlage mehrere Jahre lang still steht und sich erkennbar nichts tut, fällt sie gemäß Heimfallrecht an die Stadt zurück. Außerdem hofft Schwab im Landesgartenschau-Jahr auf mehr Fahrgäste als in den letzten Betriebsjahren.Ab Mai gilt die Sechs-Tage-Woche

Laut eigenen Angaben mehr als 50 000 Euro investiert er, um die Bahn durch eine Wartungsfirma aus Lenggries fit für die kommende Saison zu machen. Auch erhalten die beiden Gondeln einen frischen Anstrich. Um die Kosten "in einem überschaubaren Rahmen zu halten", startet der Betrieb zunächst auf Sparflamme: "Im April fahren wir nur am Wochenende und an den Feiertagen." Ab Mai gilt die Sechs-Tage-Woche; an Montagen, an denen erfahrungsgemäß wenig los ist, stehen die Antriebsräder still.Schwab versucht sein Glück zudem mit einer neuen Tarif-Gestaltung. Einfache Fahrten gibt es nicht mehr. Das Normal-Ticket gilt für je eine Berg- und Talfahrt (oder umgekehrt) und kostet voraussichtlich 4,50 Euro. In Gruppen zahlt jeder Fahrgast 3,50 Euro, Jugendliche 2,50 Euro. Kinder fahren in Erwachsenen-Begleitung gratis. Schwab: "Wir denken auch über eine Saison-Familienkarte nach. Die würde 80 Euro kosten, ganz gleich, wie viele Kinder zur Familie gehören." Festnageln lassen auf Preise mag sich der Kabinenbahn-Betreiber derzeit nicht. Er will Gespräche mit den Pächtern des Restaurant-Cafés Weißhaus führen: "Vielleicht kommen wir ja irgendwie zusammen."Hans-Albert Becker, Direktor der Tourist-Information Trier, zeigt sich auf TV -Anfrage "sehr froh, dass die Kabinenbahn-lose Zeit bald endlich zu Ende ist. Wir hatten immer wieder Anfragen von Trier-Besuchern, die sich ganz enttäuscht vom eingestellten Betrieb zeigten. Ich hoffe, die Bahn bleibt länger als nur für die Saison 2004 in Betrieb. Dann könnten wir auch mit diesem Highlight in Triers Fremdenverkehrs-Angebot werben."So richtig in Aktion erleben können Zuschauer die zu neuem Leben erweckte Kabinenbahn am kommenden Donnerstag ab 10 Uhr im Rahmen einer spektakulären Höhenrettungs-Übung der Trierer Berufsfeuerwehr.

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