Kämpferisch gegen "moderne Raubritter"

TRIER. Die kostenlosen Schoko-Teilchen und Erfrischungsgetränke wollten den Teilnehmern am Telekom-Streik gestern nicht so recht schmecken. "Bei dem, was unsere tollen Manager mit uns vorhaben, bleibt einem ja der Bissen im Halse stecken", meinte einer.

 "Wir wehren uns": Kundgebung beim Telekom-Warnstreik am Donnerstag auf dem Trierer Kornmarkt. Vorn von links Manfred Fritschen, Karl-Heinz Päulgen und Manfred Tölkes. TV-Foto: Roland Morgen

"Wir wehren uns": Kundgebung beim Telekom-Warnstreik am Donnerstag auf dem Trierer Kornmarkt. Vorn von links Manfred Fritschen, Karl-Heinz Päulgen und Manfred Tölkes. TV-Foto: Roland Morgen

Ein Job bei Bahn oder Post - das bedeutete vor noch nicht allzu langer Zeit Beschäftigungsgarantie bis zum Pensionsalter. So gut es den Beschäftigten der alten Bundespost gegangen sein mag, so ungewiss ist die berufliche Zukunft derer, die bei der Telekom arbeiten, dem Überrest der einstigen Post-Telefon-Sparte. Seit der Gründung der Aktiengesellschaft 1995 sank die Zahl der Beschäftigten bundesweit von 270 000 auf 160 000. Personalabbau in der Region besonders stark

Der personelle Aderlass fällt in der Region Trier prozentual noch gravierender aus. 2000 Beschäftigte 1995 - und heute noch 600 (etwa 400 davon am Hauptstandort Trier). Und von diesen 600 steht ein Drittel zur Disposition, wenn die von der Unternehmensspitze geplante Ausgliederung von bundesweit 50 000 Telekom-Mitarbeitern in Servicegesellschaften (bei weniger Lohn und mehr Arbeitszeit) Realität würde. Die Stimmung bei der Streikversammlung gestern in Trier: kämpferisch. Den größten Beifall der 150 Teilnehmer erhält DGB-Regionalchef Karl-Heinz Päulgen, als er das Telekom-Management als "moderne Raubritter" und "ohne Moral" bezeichnet. Auch die Verdi-Vertreter Detlev Schieben, Manfred Tölkes und Manfred Fritschen üben heftige Kritik an der Politik des Bonner Unternehmens, dem es "nur noch um Geld und nicht um Menschen gehe". "Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Auf uns wird nur noch herumgeprügelt", berichtet eine Teilnehmerin am Rande der Versammlung. Ihr Teamleiter habe noch am Morgen massieven Druck auf sie ausgeübt und vom Streik abhalten wollen. DGB-Chef Päulgen misst dem Konflikt um die Mitarbeiter-Ausgliederung einen weit über die Telekom hinausgehenden Stellenwert bei: "Wenn wir diesen Kampf nicht gewinnen, dann ist das ein Problem sehr vieler Arbeitnehmer." Verdi Rheinland-Pfalz geht von einer langen und harten Auseinandersetzung aus und sieht sich "für weitere Streiks" gut gerüstet. Mit der Resonanz gestern zeigt sich Manfred Fritschen "hochzufrieden". Drei Viertel der aufgerufenen 200 Mitglieder haben sich am 24-Stunden-Ausstand beteiligt, der noch bis heute, Freitag, 6 Uhr, dauert. Auswirkungen auf Kunden: Bei Meldungen von Störungen oder telefonischen Bestellungen kam es zu langen Wartezeiten; außerdem konnten Anschlüsse nicht freigeschaltet werden.

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