Kammerspiel im Keller

Gedreht, geschnitten, vorführbereit. Der Filmemacher und Medienwissenschaftsstudent Pierre Böhmann ließ sein neuestes, in Trier gedrehtes Kurzfilmwerk "Talios" erstmals über die Leinwand flimmern.

 Filmemacher Pierre Böhmann und sein Team feiern die gelungene Premiere ihres Kurzfilms „Talios“. vorn: Anne Gröger (Produktion), hinten: die Darsteller Immanuel Bartz, Kolja C. Luft und Christoph Bangerter sowie Pierre Böhmann (Regie). TV-Foto: Mandy Radics

Filmemacher Pierre Böhmann und sein Team feiern die gelungene Premiere ihres Kurzfilms „Talios“. vorn: Anne Gröger (Produktion), hinten: die Darsteller Immanuel Bartz, Kolja C. Luft und Christoph Bangerter sowie Pierre Böhmann (Regie). TV-Foto: Mandy Radics

Trier. (MRA) Die Haustür steht offen. Rechts neben dem Treppenhaus führt eine spärlich beleuchtete Treppe steil nach unten in den Keller. Hier soll in wenigen Minuten die Premiere des 14-Minüters "Talios" stattfinden. Düsternis kommt bei Zuschauern an

"Die düstere, leicht dreckige Location haben wir passend zum Film ausgewählt, weil der auch im Keller spielt", erklärt Filmemacher Pierre Böhmann. Deshalb sitzen im Keller gespannt und "zusammengendrängt wie die Ölsardinen" viele Leute auf alten Sofas, Stühlen und Bänken. Der Filmemacher verrät vorab nichts zum Inhalt von "Talios". Schon geht das Licht aus, und der neue Kurzfilm flimmert erstmals vor Publikum über die Leinwand. Von Beginn an transportieren die dunklen Einstellungen in spärlichem Licht die düstere Atmosphäre des Films. Alles spielt sich in einem Keller ab. "Das nennt man ein Kammerspiel. Damit wollte ich die psychologische Situation und die Düsternis einfangen", sagt Böhmann. Außerdem sei nicht alles so, wie es am Anfang scheine. "Will heißen, die Personen sind nicht klassisch in gut und böse einzuteilen, sie verändern sich während des Films", sagt Böhmann weiter. Denn was zu Beginn wie gemeinsame Sache aussieht, entwickelt sich am Ende zum brutalen Racheakt. "Hier erklärt sich auch der Titel", sagt der Filmemacher, "Talios" kommt vom Begriff "Talion", was in gewissem Sinne "Blutrache" bedeutet.Entstanden ist der Kurzfilm im September 2007. Für die drei Rollen konnte Böhmann die Schauspieler Christoph Banger-ter (bekannt aus Theatersport), Immanuel Bartz und Kolja C. Luft gewinnen. Obwohl jung an Jahren, verfügen alle drei über langjährige Schauspielerfahrung. Mit ihnen und seinem sechsköpfigen Team drehte er in drei Tagen den Film ab, der im Keller des Trierer Katasteramtes spielt.Dass "Talios" keine leichte Kost ist, erkennt man an den Reaktionen der Zuschauer. "Der Film muss sich bei mir erst mal setzen. Gut fand ich die Musikuntermalung und die bruchstückhafte Vermittlung der Handlung", sagt Hans Rebner. Ähnlich geht es Julian Schmitt: "Ich muss erst alle Eindrücke auf mich wirken lassen. Aber die Düsternis hat mir besonders gefallen." Ob "Talios" an den Erfolg von Böhmanns letztem Film "Zeichen setzen", mit dem er das "Berliner Going Underground Festival" gewann, anknüpfen kann, bleibt abzuwarten. Von den Zuschauern gab es jedenfalls langanhaltenden Applaus.

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