Kampf gegen Feuer und Logik

Die Berufsfeuerwehr sorgt zurzeit für einen heißen Draht zwischen Trier und Mainz. Die professionellen Brandbekämpfer wollen ihre gesetzlich zugelassene Arbeitszeit überschreiten, um den 24-Stunden-Dienst reibungslos abwickeln zu können. Innenminister Karl Peter Bruch hält davon überhaupt nichts.

Trier. Das Problem der Berufsfeuerwehr wirkt auf den ersten Blick paradox - vor allem vom Standpunkt des Arbeitnehmers aus. Die Beamten wollen mehr arbeiten als sie dürfen und werden dabei sowohl von ihrem Personalrat im Trierer Rathaus als auch von der neu gegründeten Landesgruppe Rheinland-Pfalz der Interessenvertretung der Feuerwehren unterstützt. Doch ihr Innenminister lässt sie nicht und lehnt eine Ausnahmegenehmigung für die Trierer Berufsfeuerwehr ab.Die beiden Zentren dieser Diskussion sind der 24-Stunden-Dienst der Feuerwehrleute und die Arbeitszeitverordnung, die 60 Stunden pro Woche als absolutes Maximum im Einsatzdienst der Feuerwehr festlegt. "Wir haben das Problem seit dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes, in dem Bereitschaftszeit definitiv mit Arbeitszeit gleichgesetzt wird", erklärt Feuerwehr-Dezernent Georg Bernarding. Der 24-Stunden-Dienst setzt sich je zur Hälfte aus aktivem Dienst und Bereitschaft zusammen.Das bisherige 24-Stunden-Modell in Trier bringt die Feuerwehrleute deutlich über die 60 Stunden. "So könnte ein Trierer Dienst aussehen: Montag, Donnerstag und Freitag 24 Stunden Dienst, Dienstag, Mittwoch und Freitag frei", sagt Hans Hau, Abteilungsleiter Einsatzplanung der Berufsfeuerwehr Trier. Doch damit ist es vorbei, der Innenminister sagt Nein und lässt sich auch nicht davon beeindrucken, dass alle Trierer Feuerwehrleute die Bitte um Ausnahmegenehmigung von der Arbeitszeitregelung mit ihrer Unterschrift unterstützt haben. "Zwar führt die Bildung hoher Zeitguthaben gerade in Verbindung mit den bei der Feuerwehr üblichen 24-Stunden-Diensten zu entsprechend langen Freistellungsphasen, die wiederum weit reichende Möglichkeiten der privaten Lebensführung eröffnen", schreibt Bruch an OB Klaus Jensen. "Dieser Vorteil wird aber durch eine hohe Konzentration von langen Arbeitszeiten in kurzer Folge erkauft."Kann die Feuerwehr Trier den Dienst rund um die Uhr trotzdem gewährleisten? "Ja", betonen Hau und Bernarding unisono. Die jetzt notwendige Dienstplanung sei zwar "sogar für den Computer zu schwer", aber "nach intensiven Verhandlungen" habe man ein Modell erarbeitet, das einen Wochenrhythmus von 48 Stunden innerhalb von vier Monaten ermögliche. Außerdem scheint die Debatte mit einem echten Pluspunkt zu enden: "Wir haben sechs neue Stellen geschaffen", sagt Bernarding. Meinung Gesetz ist Gesetz Die gute Nachricht: der 24-Stunden-Dienst der Berufsfeuerwehr ist nicht in Gefahr. So weit reicht die Kluft zwischen der Arbeitszeitverordnung und der Trierer Realität dann doch nicht. Dennoch kommt man nicht daran vorbei, den Mangel an Flexibilität und Logik in dieser Debatte zu sehen. Die gelegentliche Überschreitung ihrer Wochenarbeitszeit hätte die Lebensqualität der Brandbekämpfer nicht herabgesetzt, sondern erhöht - weil sie ihnen mehr und größere Freiräume für ihre Familien und das Leben außerhalb des Dienstes ermöglicht hätte. Doch Gesetz ist Gesetz, sagt der Innenminister. Ein quasi unfreiwilliger Pluspunkt sind die sechs neuen Stellen, aber die machen diese Geschichte nicht weniger abstrus. j.pistorius@volksfreund.de

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