Kampf um den Aufstieg

Bei Verkehrsplanungen müssen die Akteure einen langen Atem und viel Geduld haben. Bei der Westumfahrung Trier, dem sogenannten Moselaufstieg, drücken nun aber die Trierer Wirtschaftskammern mächtig aufs Tempo. Das Projekt soll wieder in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans.

Trier. Die Industrie- und Handelskammer Trier (IHK) und die Handwerkskammer Trier (HWK) sitzen und rudern in Sachen Verkehrsanbindung in einem Boot. Dies wurde bei der Verkehrstagung "Mobilität im Raum Trier 2020" deutlich.

Die Kammern hatten Triers Oberbürgermeister als Referenten und Diskussionspartner eingeladen. Zur Begrüßung hagelte es aber zunächst Kritik. Man sei mit der Verkehrsplanung in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten unzufrieden, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Arne Rössel.

"Die Stadt Trier muss mehr tun für die Erreichbarkeit der Innenstadt und die Situation der Luxemburg-Pendler", forderte Rössel unter anderem. Und: Die Kammern wünschen sich von der Stadt ein klares Votum für den Moselaufstieg.

2010 wird der sogenannte Bundesverkehrswegeplan vom Bund neu aufgelegt. Nur Verkehrsprojekte, die im vordringlichen Bedarfsplan aufgelistet sind, haben eine Chance, realisiert zu werden. Nachdem 2004 der Moselaufstieg aus dieser Kategorie her-ausgefallen ist, wollen IHK und HWK nun alles versuchen, damit die Maßnahme wieder hochgestuft wird.

Doch Triers OB bremst. Zunächst müssten in den kommenden Wochen die aufwendigen Untersuchungen über Verkehrsaufkommen und -bedarf dem Rat vorgestellt werden, bevor man Position beziehen könne.

Mangelnde Anbindungen



Freilich sprach auch Jensen in seinem Vortrag (Mobilitätskonzept Trier 2020) über eine ganze Reihe von Herausforderungen: die mangelnde Anbindung der Höhenstadtteile mit rund 17 000 Anwohnern, die Überbelastung der Uferstraßen oder die mangelnde Anbindung nach und von Luxemburg. Als wichtige städtische Ziele sieht Jensen etwa den Ausbau der Einfahrt vom Bitburger Berg (B 51), den Petrisberg-Aufstieg oder einer Nordbrücke vom Verteilerkreis zur B 53 an. Doch der OB weiß auch um die finanziellen Grenzen der Stadt. Trier habe im Jahr zehn Millionen Euro für den Ausbau von Straßen und Schulen zur Verfügung. Zudem würde etwa der Abriss der Kürenzer Betonbrücke die Stadt 900 000 Euro kosten.

Edeltraud Bayer, Dienststellenleiterin beim Landesbetrieb Mobilität Trier, stellte Stand und Perspektiven der überregionalen Verkehrsanbindungen in der Region vor. Gemeinsam mit OB Jensen, Arne Rössel und HWK-Präsident Rudi Müller stellte sie sich den Fragen von Moderator Dieter Lintz vom Trierischen Volksfreund und des Publikums. Doch selbst auf der Kammerveranstatung wurde klar, dass die Gegner des Moselaufstiegs nicht klein beigeben wollen. Peter Morandini (BI gegen den Moselaufstieg) kündigte Widerstand an, und SPD-Stadtrats-Chef Sven Teuber sieht wenig Sinn in dem Projekt. "Wir müssen zuerst an Trier denken", sagte er. Ebenso vehement kämpft die Wirtschaft für ihre Ziele. HWK-Chef Rudi Müller und Unternehmer Peter Leyendecker sind überzeugt: "Wir müssen dicke Bretter bohren, aber die Wirtschaft braucht den Moselaufstieg."

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